Jürgen H. Gangoly ist seit fast 20 Jahren PR-Berater und seit sieben Jahren Geschäftsführer der Wiener PR-Agentur Skills, die zu den führenden Kommunikationsagenturen Österreichs gehört. leadersnet.at hat den 43-jährigen zum Interview getroffen und sich mit ihm darüber unterhalten, was eine gute PR-Agentur ausmacht, warum Marktforschung an Bedeutung gewinnt und welche Anforderungen PR-Berater in Zukunft erfüllen müssen.
leadersnet.at: Wie entwickelt sich das Geschäft bei Skills?
Gangoly: Wir sind sehr zufrieden. Skills ist eine äußerst verlässliche Agentur, die seit mittlerweile 30 Jahren aus eigener Kraft und immer weiter wächst. Unser Ziel ist Top-Qualität und eine stabile Marktposition unter den größten Agenturen des Landes – beides gelingt uns seit vielen Jahren sehr gut.
leadersnet.at: Ist das eines der Geheimnisse des Erfolges, dass man sich als Eigentümer nicht aus dem Tagesgeschäft zurückzieht?
Gangoly: Das stimmt in unserem Fall sicher. Alle Eigentümer von Skills sind tagtäglich und hands-on in der Kundenbetreuung tätig. Diese „Seniorität“ und Beratungskompetenz schätzen unsere Kunden – und das wirkt sich positiv auf die Qualität und in zweiter Linie natürlich auch auf das Geschäft aus. Wir haben das Glück, dass wir mit vier Eigentümern und den zwei Agenturgründern, die ebenfalls noch als Senior-Berater aktiv sind, eine für Österreich große Gruppe führender PR-Experten mit jahre- und sogar jahrzehntelanger Erfahrung im Haus haben. Wir können CEOs und Kommunikationsleiter auf Augenhöhe beraten und parallel anspruchsvolle Projekte planen und umsetzen. Chefbetreuung für alle Kunden ist unser USP. Dadurch gewinnen wir nicht nur sehr viele Kunden – vor allem bleiben sie deswegen meist jahrelang bei Skills.
leadersnet.at: Was macht aus Ihrer Sicht eine gute PR-Agentur aus?
Gangoly: Eine gute PR-Agentur baut nicht nur die Reputation ihrer Kunden auf und aus, sie sichert sie auch in und für schwierige Zeiten ab. Damit unterstützt sie ihre Kunden langfristig auch bei der Erreichung von wirtschaftlichen Zielen – das ist aus der modernen PR nicht mehr wegzudenken. Ausgezeichnete PR-Agenturen verfügen natürlich über top ausgebildete Mitarbeiter, modernste Arbeitsmethoden, umfassendes Know-how in allen Mediensegmenten, politisches Verständnis und Experten-Know-how in den Branchen ihrer Kunden. Eine ordentliche Betriebsgröße, moderne Infrastruktur und stabile wirtschaftliche Verhältnisse gehören natürlich auch dazu. Bevor man sich „PR-Agentur“ nennt, sollte man laut internationalen Definitionen schon mindestens drei Jahre am Markt sein, mindestens drei Berater beschäftigen sowie für drei verschiedene Kunden arbeiten. In manchen Ländern, wie zum Beispiel in der Schweiz, ist man hier noch strenger, um Einzelberater klar von Agenturdienstleistungen zu unterschieden.
leadersnet.at: Wo geht die Entwicklung in der PR- und Kommunikationsbranche Ihrer Meinung nach hin?
Gangoly: Wir sehen derzeit in vielen Bereichen eine Spezialisierung auf Agenturseite. Agenturen suchen und beschäftigen vermehrt neben PR-Experten auch Experten aus den Branchen ihrer Kunden. Im Gegenzug dazu ist die Branchen-Expertise bei Journalisten in vielen Medien im Rückgang. Dort werden verstärkt Generalisten gesucht. Das führt zu Qualitätsproblemen in der Medienlandschaft und ist eine bedauernswerte Auswirkung von Redaktionszusammenlegungen und Personalkürzungen, durch die auch viel Know-how verlorenging. Ob man das gut findet oder nicht, es gibt derzeit praktisch weltweit eine Ressourcen- und Know-how-Verschiebung vom klassischen Journalismus in den Unternehmens- und Agenturbereich.
Daneben sehen wir eine Entwicklung, die Agenturen in Amerika und teilweise auch in Osteuropa bereits vorweg genommen haben: Durch Social Media und die damit verbundenen Veränderungen in der klassischen Medienlandschaft werden Kommunikationsaufgaben und Strategien immer komplexer. Immer mehr führende PR-Agenturen koordinieren – wie Kommunikationsarchitekten – für ihre Kunden alle anderen verwandten Branchen und Dienstleister wie „Handwerker“ auf einer großen Baustelle. „Nur-PR“-Projekte gibt es immer weniger. Top-PR-Dienstleister müssen heute alle Disziplinen nicht nur verstehen sondern auch koordinieren und umsetzen können.
Die „akademisch“ klare Trennung zwischen Interessen und Aufgaben von PR, Werbung, Marketing und Medienhäusern gibt es in der Praxis immer weniger. Manche bedauern das, aber vor allem große Kunden erwarten sich heute von guten PR-Agenturen, Beratungs- und Umsetzungskompetenz in allen öffentlichkeitswirksamen Bereichen. Wir müssen alle Disziplinen – Paid, Shared, Owned Media – mitdenken. Nur wenn man das macht, kann man als große Agentur in Zukunft am Markt erfolgreich sein. International geht diese Entwicklung sogar einen Schritt weiter. Die großen Agenturnetzwerke kaufen Trend- und Marktforschungsunternehmen, um auch dieses Know-how im Haus zu haben. Auch wir bei Skills sind in diesem Bereich Vorreiter – etwa mit unserem Markt- und Meinungsforschungsprojekt EthnOpinion, das als Joint Venture mit meinungsraum.at und dem Magazin biber entstanden ist. Wer heute Agentur-Pitches gewinnen will, muss auch Zugang zu den entsprechenden Communities, Trend-Scouts und zu aktuellen Marktforschungsdaten haben.
leadersnet.at: Das Thema Ethik spielt im PR-Bereich eine große Rolle. Welche Bedeutung hat es für Sie?
Gangoly: Skills engagiert sich traditionell stark in den Branchenverbänden und in Ethikprojekten. Skills-Gründerin Renate Skoff hat sich etwa jahrelang führend im PR-Ethik-Rat engagiert. Auch intern ist uns das Thema im Arbeitsalltag sehr wichtig. Wir haben erst kürzlich wieder für alle Mitarbeiter eine Ethikschulung durchgeführt. Dort haben wir nicht nur als Agentureigentümer eine klare Linie vorgegeben, sondern haben auch mit unseren Mitarbeitern darüber diskutiert, welche Probleme es diesbezüglich im Arbeitsalltag gibt. Wo gibt es Forderungen von Medien und Wünsche von Kunden, die vielleicht nicht immer ethisch korrekt sind? Wir haben ein internes Mahn- und Alarmsystem, wie es ja auch das Österreichische PR-Gütezeichen vorschreibt. Die Mitarbeiter wissen daher ganz genau, was zu tun ist, wenn Dinge an sie heran getragen werden, die unseren Werten und Grundsätzen widersprechen.
leadersnet.at: Was macht gute Krisen-PR aus?
Gangoly: Gute Krisenkommunikation heißt, schnelle und kompetente Antworten auf öffentlich gestellte Fragen zu geben. Folgende Fragen müssen dabei beantwortet werden: Warum ist etwas passiert? Wer ist dafür verantwortlich? Wie sorgen wir dafür, dass es nicht noch einmal passiert? Welche personellen Konsequenzen werden daraus gezogen? Wenn man diese Fragen beantworten kann und so sicherstellen und glaubwürdig vermitteln kann, dass so etwas nicht mehr passiert, dann ist Krisenkommunikation eigentlich eine relativ einfache Übung. Wir sehen aber, dass viele Unternehmen und Organisationen auf solche Situationen und Fragen nicht vorbereitet sind. Die Krisenfeuerwehr zu sein, ist die Königsdisziplin in der PR. Man braucht dazu großes Engagement, moralische Integrität, Verständnis für die Betroffenen – und auch jahrelange handwerkliche Erfahrung. Man lernt bei jeder Krise als Berater etwas dazu und keine Krise gleicht der anderen. Im Wesentlichen geht es auch darum, die Unternehmen besser auf die nächste Krise vorzubereiten. Idealerweise wird natürlich schon im Vorfeld in Krisenprävention und Krisenmanuals investiert, damit das Unternehmen im Ernstfall nicht ins Wanken gerät. Die größte Veränderung gegenüber der Vergangenheit ist die, dass heute Krisen – angefeuert durch Social Media, Online-Petionen etc. – Wochen und Monate andauern können, während sie früher nach zwei Wochen medial ausgestanden waren.
leadersnet.at: Welche großen Projekte stehen bei Skills demnächst an?
Gangoly: Wir sind zwar seit Jahrzehnten am Markt, entwickeln aber immer wieder neue Services für unsere Kunden und die gesamte PR-Branche – und damit erfinden wir auch uns selbst immer wieder neu, um an der Spitze zu bleiben. Im Herbst werden wir etwa eine große Agenturklausur unter dem Titel „Skills 2020“ starten, wo wir – gemeinsam mit externen Experten und internationalen Inputs – ein Berufs- und Agenturbild für die Zukunft entwickeln werden. Wir befassen uns schon heute damit, welche neuen Qualifikationen und Services die PR-Berater der Zukunft anbieten müssen und was Mitarbeiter können müssen, die im Jahr 2020 und danach bei uns einsteigen wollen.
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