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Wall-Street-Bankern sind Ethikregeln egal.
Das Verhalten der Finanzprofis an der New Yorker Wall Street hat sich seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 zwar verändert, aber nicht unbedingt verbessert. Wie aus einer Umfrage der University of Notre Dame (ND) im Auftrag der Anwaltskanzlei Labaton Sucharow LLP hervorgeht, haben zwar viele Firmen deutlich strengere Ethikrichtlinien eingeführt. Diese werden aber im täglichen Geschäft keineswegs ausreichend berücksichtigt. Rund ein Drittel gibt zu, selbst weiter Zeuge von Fehlverhalten am Arbeitsplatz geworden zu sein.
"In den Nachwehen der Krise haben wir uns schwergetan, die Schlüsselfaktoren zu finden, die zum Zusammenbruch geführt haben und haben letztendlich versucht, Fragen zu stellen, die unser Verständnis in Bezug auf die Wall Street generell verbessern sollten", heißt es in dem ND-Bericht. "Trotz der vielfach in die Schlagzeilen geratenen Konsequenzen von unternehmerischen Fehltritten, belegt unsere Untersuchung, dass sich die Einstellung der Branche etwa in puncto Korruption keinesfalls verbessert hat", stellen die Autoren unmissverständlich klar.
"Ich gehe davon aus, dass die strengeren Regeln die Arbeitssituation an der Wall Street durchaus beeinflussen. Gleichzeitig sehe ich aber nicht, dass diese Regeln ihr Ziel auf dem Finanzmarkt erreicht haben", meint Unternehmensberater Bernd Höhne. "Viele Mitarbeiter der Finanzbranche haben bereits Angst vor einem neuerlichen Crash. Man hat aus den Fehlern von 2008 nichts gelernt. Gerade diejenigen, die an der Wall Street sitzen, haben einen guten Einblick in das Geschehen und sehen, dass sich schon die nächste Blase aufbaut", so Höhne.
Keine Angst vor Konsequenzen
Dass man an der Wall Street offensichtlich nicht die notwendigen Lehren aus der Krise gezogen hat, wird in dem vorgelegten ND-Papier vor allem anhand der Einhaltung beziehungsweise Nicht-Einhaltung ethischer Standards deutlich. Rund ein Drittel der befragten Finanzexperten gab an, ein diesbezügliches Fehlverhalten auch weiterhin zu erleben. Noch schlimmer: Knapp jeder Fünfte glaubt, dass es im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld oft gar nicht möglich ist, erfolgreich zu sein, wenn man sich stets streng an die entsprechenden Regeln halte. Einer von zehn Befragten gibt außerdem zu, schon mindestens einmal unter Druck gesetzt worden zu sein, um Handlungen zu setzen, die ethische Standards oder sogar gesetzliche Bestimmungen verletzen. Die Angst, dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, ist jedoch nicht sonderlich groß: Beinahe die Hälfte der befragten 1.200 Finanzprofis sieht die strafrechtliche Verfolgung durch Behörden als eher "ineffizient". (jw/pte)