Der Sanierungskurs der ÖBB, der vor fünf Jahren begonnen wurde, trägt Früchte: Der Konzern konnte im vergangenen Jahr seinen Gewinn vor Steuern (EBT) um 68 Prozent auf 171,7 Millionen Euro steigern. Der Umsatz blieb mit 5,27 Milliarden Euro stabil. Für 2015 erwartet das Unternehmen eine weitere Steigerung des Gewinns auf knapp 200 Millionen Euro. Dennoch erwarten die Bahn durchaus rauere Zeiten, wie ÖBB-Chef Christian Kern bei der Präsentation der erfolgreichen Bilanz im neuen Hauptbahnhof zu bedenken gab: „Das Wettbewerbsumfeld wird sich stark ändern. In Österreich wird es zwar in unmittelbarer Zukunft keine zusätzlichen Konkurrenten im Personenverkehr auf der Schiene geben, aber der niedrige Ölpreis macht das Auto im Nah- und Regionalverkehr wieder attraktiver.“ Im Fernverkehr gebe es hingegen zunehmende Konkurrenz von Fernbussen.
Auch die zunehmende Digitalisierung werde das Autofahren wieder attraktiver machen, wodurch etwa Car-Sharing deutlich profitieren könne. Das Thema Digitalisierung steht bei der ÖBB aber ohnehin ganz oben auf der Agenda, wie Kern zugibt. Bis Mitte 2016 wird der Konzern rund 100 Millionen Euro in den Ausbau von WLAN-Verbindungen auf Bahnhöfen und in Zügen sowie in ein neues Online-Ticketsystem investieren. Während es Gratis-WLAN derzeit nur am Haupt- und Westbahnhof in Wien sowie in Wiener Neustadt gibt, sollen kommendes Jahr weitere 27 Bahnhöfen hinzukommen. Auch im Railjet soll der Internetzugang verbessert werden. „Aber es ist leichter in einem Space Shuttle WLAN zur Verfügung zu stellen“, so Kern. Um den Empfang entlang der Strecken zu verbessern, verhandelt die Bahn mit den Mobilfunkanbietern.
Darüber hinaus baut die ÖBB auf stärkere Internationalisierung. Im Güterverkehr soll die Rail-Cargo-Gruppe (RCG) ihr Geschäft in Deutschland, den Benelux-Ländern und in Südosteuropa ausbauen. Parallel dazu möchte Kern die Position des Unternehmens in den Mittelmeer-Häfen Koper, Triest und Rijeka stärken. Im Personenverkehr will sich die ÖBB hingegen von ausländischen Märkten fernhalten. Der dritte Schwerpunkt zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ist die Personalentwicklung. Kern: „Um auch 2020 genügend qualifiziertes Personal – vor allem Lokführer – zu haben, investieren wir 50 Millionen in Lehrlingsausbildung und Weiterbildung.“ (as)
www.oebb.at
Pressegespräch zur ÖBB Bilanz 2014 - Fotos C.Mikes
2015-04-17
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