Ist Fairtrade gar nicht so fair, wie immer vermutet wird? Diese Frage wirft eine Studie der University of London über das Fairtrade-System auf, die zeigt, dass Kaffee, Tee und Blumen, die das Siegel tragen, das Leben der ärmsten Landarbeiter in Äthiopien und Uganda nicht verbessern. Vier Jahre lang untersuchten Wissenschaftler die Arbeitsbedingungen in Anbauregionen unter konventionellen und Fairtrade-Bedingungen. Das Ergebnis: In „vergleichbaren Gebieten bei vergleichbaren Arbeitgebern, die die gleichen Produkte herstellen“, waren die Löhne bei konventionellen Herstellern im Schnitt höher, so ein Bericht von spiegel.de.
Die Wissenschaftler werteten für ihre Studie unter anderem Daten von 1.700 Personen und mehr als 100 Interviews mit Betroffenen aus. Die Untersuchung bezieht sich allerdings ausschließlich auf die Hilfsarbeiter im System, nicht auf die weltweit schätzungsweise 1,2 Millionen Fairtrade-Bauern. Die Landarbeiter werden für die Ernte oder Hilfsarbeiten bezahlt und rutschen offenbar durch das System, das eigentlich gut funktionieren sollte: Das Fairtrade-Siegel bekommen nur Produkte, deren Hersteller bessere Bedingungen für Bauern und Arbeiter sicherstellen.
Die Wissenschaftler forderten die Fairtrade-Organisationen dazu auf, die besseren Arbeitsbedingungen und Löhne für alle beteiligten Arbeiter umzusetzen und zu kontrollieren, sonst sei der Anspruch des "ethischen Handels" nur ein leeres Versprechen. Fairtrade Großbritannien wehrt sich gegen die Vorwürfe und wirft den Autoren der Studie unter anderem vor, kleine Fairtrade-Plantagen mit konventionellen Großbetrieben zu vergleichen. (red)
www.fairtrade.at
www.lon.ac.uk