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15. qualityaustria Forum thematisierte Zukunft der Lebensmittelindustrie

Rund 100 Branchen-Expert:innen und Interessierte fanden sich in der wolke19 im Wiener Ares Tower ein, um Top-Speaker:innen zu lauschen, über die Inhalte zu diskutieren und untereinander zu netzwerken. 

Im Rahmen des 15. qualityaustria Forum wurde heuer über die Zukunft der Lebensmittelindustrie gesprochen. Unter anderem ging es dabei um künftige Berichtspflichten für österreichische Unternehmen, aber auch das Thema KI und die damit einhergehenden Veränderungen für die Branche spielten eine Rolle sowie die Bedeutung von neuen Technologien für die Lebensmittelversorgung der Zukunft. 

Über den Tellerrand gedacht

Der Lebensmittelindustrie kommt in der nachhaltigen Transformation eine besondere Bedeutung zu – sind Lebensmittel doch im wahrsten Sinne des Wortes die Ressource allen Lebens. Findet keine nachhaltige Versorgung mit Nahrung statt, sind alle anderen Industrien obsolet. So ist die Branche mehr denn je gefragt, Innovationen zu setzen, sich neuen Technologien zu öffnen und das Überleben der Menschen langfristig sicherzustellen. 

Die Klimakrise, globale Konfliktherde, die Verschmutzung der Umwelt, Krankheitserreger und andere belastende Faktoren bedrohen allerdings die Lebensmittelversorgung. Der Gesetzgeber versucht, mit entsprechenden Berichtspflichten und Regularien gegenzusteuern. Doch gelingen kann es nur, wenn alle gemeinsam an einer Zukunft arbeiten. "Wenn wir eine nachhaltige Zukunft erleben wollen, müssen wir über den Tellerrand blicken. Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir uns vom Silo-Denken verabschieden und stattdessen abteilungs- und branchenübergreifend denken. Wir müssen verstehen, dass wir die nachhaltige Transformation nur gemeinsam schaffen", appellierte Wolfgang Leger-Hillebrand, Leitung Branchenmanagement Lebensmittelsicherheit bei Quality Austria, in seinem Eröffnungsvortrag.

Demnach müssten Technologien wie KI oder Gentechnik zusammenspielen, um die grüne Transformation zu schaffen. Das impliziert allerdings auch, dass Klarheit für Konsument:innen geschaffen und dem Green Washing mittels Verordnungen ein Riegel vorgeschoben werden muss. 

Die Einführung der Künstlichen Intelligenz in der Lebensmittelbranche

Die KI hat schon längst in diversen Branchen Einzug gehalten – gesteuerte Logistikzentren, selbstfahrende Lieferwagen oder auch Transporterroboter sind nur einige Beispiele für den aktuellen Einsatz der Technologie. Durch die Nutzung der Künstlichen Intelligenz kann auch die Lebensmittelbranche profitieren, indem die Produktionskosten günstiger werden und die Herstellung gesichert wird – auch wenn gleichzeitig menschliche Arbeitsplätze verloren gehen. "Wir werden auch in Zukunft genug zu tun haben, uns aber darauf einstellen müssen, menschliche Arbeit zu übernehmen. Eine künstliche Welt kann uns den Arbeitsalltag erheblich erleichtern, indem uns lästige und schwere Arbeit abgenommen wird", sagte Christoph Holz, Business Angel & Public Speaker.

Carolin Krejci vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betonte wiederum, dass die KI Menschen nicht nur Arbeit abnehmen kann, sondern sie diese dabei auch aktiv unterstützen könne. "Probleme mit gesundheitsschädlichen, verunreinigten oder verfälschten Lebensmitteln gab es immer. Schon im Römischen Reich wurden Lebensmittel aus dem Verkehr gezogen. Die KI wird in Zukunft aber ganz neue Maßstäbe schaffen, wenn es um Kontrollen geht", so die Expertin. Demnach könne man die Künstliche Intelligenz bei der Überwachung von Parasiten- oder Tierschutzkontrollen beim Schlachten zum Einsatz kommen und damit für Lebensmittelsicherheit sorgen. Den Rahmen dafür können rechtliche Grundlagen und Verordnungen liefern, die sich auch in Berichtspflichten für Unternehmen widerspiegeln. 

Schmaler Grat zwischen Nachhaltigkeitskommunikation und Greenwashing

Die Regulierungen und Berichtspflichten haben zum Ziel, Klarheit und Orientierung für Konsument:innen zu schaffen. Dabei begegnet ihnen Greenwashing in diversen Formen, jedoch ist dieses oftmals nur schwer zu erkennen. Und auch für Unternehmen ist der Grat zwischen Nachhaltigkeitskommunikation und Greenwashing des Öfteren sehr schmal, da Konsument:innen in der Zwischenzeit auch substanzielle Kommunikation nicht zwangsläufig als glaubwürdig erachten. "Gerade Unternehmen aus kritischen Branchen wie Chemie oder fossilen Brennstoffen müssen bei der Kommunikation über grüne Inhalte vorsichtig sein. Aber auch bei Handelsunternehmen ist die Wahrscheinlichkeit von wahrgenommenem Greenwashing mittlerweile groß", erklärte Matthias Fifka, Vorstand des Instituts für Wirtschaftswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 

Dem Greenwashing sollen zunehmende gesetzliche Vorgaben entgegensteuern – wie die Green Claims Directive der EU, die zur Bekämpfung des Greenwashings ausgelegt ist und Unternehmen dazu verpflichtet, die kommunizierten grünen Inhalte auch belegen zu können. Eine gute Basis, um den Weg zu künftigen Berichtspflichten aufzubereiten, sei hier der Einsatz integrierter Managementsysteme. Sie sollen Unternehmen bei der Strategieentwicklung und der Ableitung von sinnstiftenden Zielen und Maßnahmen sowie Risiken und Chancen helfen. Zudem könnten die ESG-Leistungen mithilfe eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses fortlaufend optimiert und gesteuert werden. 

Ausblick in die Zukunft

Die Lebensmittelindustrie hat sich im Laufe der Zeit immer wieder weiterentwickelt und verändert. Neben negativen Effekten wie Adipositas oder Diabetes sind auch positive Trends entstanden, wie die vegane Ernährung. Schlussendlich hängt unsere Ernährung davon ab, welche Rohstoffe uns zur Verfügung stehen. "Wir gehen davon aus, dass sich die Rohstoffvielfalt in Zukunft verringert, da neue Technologien aus einem Rohstoff eine Vielzahl von Produkten herstellen können. So wird etwa die Gentechnologie unsere Rohstoffe auf zwei Wegen verändern", erklärte Otmar Höglinger vom Center of Excellence Lebensmitteltechnologie und Ernährung der FH Wels.

Während gentechnisch veränderte Rohstoffe der Landwirtschaft durch eine bessere Klimaverträglichkeit einen höheren Ertrag bescheren, werden die Inhaltsstoffprofile wie der Vitamingehalt in Zukunft gentechnisch verändert. Neben der Gentechnik werden aber auch alternative Rohstoffe bei der Lebensmittelversorgung eine Rolle spielen. "Für etwa zwei Milliarden Menschen gehören Insekten bereits jetzt zum Speiseplan. Ob wir uns in Europa mit Delikatessen wie gekochten Wespenlarven, gerösteten Heuschrecken oder gekochten Ameisenlarven mit Knoblauch anfreunden, wird die Zukunft zeigen. Aber dass sich unsere Ernährung verändern wird, ist unbestritten", so Höglinger.

In diese Kerbe schlägt auch die In-vitro-Produktion von Fleisch. Weltweit arbeiten 156 Firmen an Fleisch oder Fisch aus Zellkulturen. In Singapur und den USA ist dieses Alternativ-Fleisch bereits marktreif. Aber auch Nanotechnologien und 3D-Druck werden in Zukunft neue Lebensmittel bescheren. "Nicht zu übersehen ist der neue Umgang mit dem Fleisch. Wir befinden uns mitten im Peak-Meat. Traditionell ist das Fleisch die Leitsubstanz auf dem Teller (gewesen) – so wurde jahrzehntelang darauf hingearbeitet, dass es für alle leistbar wird. Daher ist es heute, wo wir diesen Punkt erreicht haben, für Teile der Gesellschaft leichter, darauf zu verzichten. Die österreichische Esskultur ist ohne Fleisch zwar nicht vorstellbar, aber wir machen einen Wandel durch", so Food-Trend-Expertin Hanni Rützler. So war im Jahr 2000 das Wiener Schnitzel die Lieblingsspeise aller Österreicher:innen – um die Jahrtausendwende wiederum lagen erstmals Pizza und Nudeln bei den unter 40-Jährigen an der Spitze. "Gastronomiebetriebe, die sich mit Beilagen als Fleischersatz durchzuschwindeln versuchen, haben es mittlerweile schwer", erläuterte Rützler die Auswirkungen dieses Wandels. 

Flexitarier sind heute bereits Mainstream (30 bis 60 Prozent der Bevölkerung). "So kann das Essen heute auch spielerischer werden und muss wie das vegane Lachsfilet nicht mehr dem Originalprodukt entsprechen. Die Zukunft wird allerdings den Trendsynergien gehören, die zu ganzheitlichen Lösungen für Gesundheit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz führen", erklärte die Food-Trend-Expertin. 

Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass sich die Lebensmittelindustrie in Österreich und weltweit verändern wird. Wichtig sei es allerdings, dass bei allen Entwicklungen das Wohl des Menschen im Mittelpunkt steht und alle Akteur:innen den Blick über den Tellerrand, im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, nicht verlieren. 

LEADERSNET war für Sie vor Ort. Eindrücke von der Veranstaltung können Sie sich hier machen.

www.qualityaustria.com

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