UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator
Österreichs Wirtschaft kommt nicht aus der Krise

| Redaktion 
| 17.09.2024

Laut dem UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator übertrugen sich über den Sommer die Stimmungstiefs in der Industrie und am Bau stärker auf die Dienstleistungssparten.

Am Montag stellte die UniCredit Bank Austria die aktuellen Zahlen ihres Konjunkturindikators vor. Das sind die Ergebnisse.

Leicht rückläufige Wirtschaftsentwicklung

"Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im August zwar leicht, mit einem Gesamtwert von minus 2,5 Punkten signalisiert der Indikator jedoch weiterhin eine leicht rückläufige Wirtschaftsentwicklung", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und fügt hinzu: "Nach dem Rückgang des BIP im zweiten Quartal befindet sich die österreichische Wirtschaft derzeit weiterhin nicht auf Wachstumskurs. Die fehlenden Anzeichen für eine klare Verbesserungstendenz in den kommenden Monaten verschlechtern die Aussicht auf zumindest eine schwarze Null der Wirtschaftsentwicklung 2024. Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass 2024 das zweite Mal in Folge die reale Wirtschaftsleistung unter dem Vorjahr zu liegen kommen könnte."

Verschlechterung der Stimmung

Gegen Ende des Sommers war die schlechte Stimmung in der österreichischen Wirtschaft noch immer von der schwachen Konjunktur im Produktionssektor bestimmt. Im August war der Pessimismus am Bau trotz einer leichten Verbesserung gegenüber dem Vormonat stärker ausgeprägt als in der ersten Jahreshälfte. Teile des Hochbaus, im Speziellen der Wohnungsbau, waren von einer besonders schwachen Nachfrage betroffen. Die hohe Kostendynamik und die ungünstigen Finanzierungsbedingungen machten sich hier besonders negativ bemerkbar. Stabil blieb dagegen die Lage im Tiefbau, und bei einigen Baunebengewerben zeigte sich, unterstützt auch durch staatliche Förderungen, sogar eine leichte Stimmungsaufhellung.

Gegen Ende des Sommers verdüsterte sich dagegen die Stimmung in der österreichischen Industrie erneut. Die rückläufige Auftragsentwicklung, gestiegene Energie- und Personalkosten und verunsichernde Signale aus dem wichtigsten Markt Deutschland, vor allem aus der Autoindustrie, erhöhten die Konjunktursorgen.

Während sich das globale Umfeld für die Industrie etwas verbesserte und ein weltweit stabiles Exportwachstum in den kommenden Monaten erwarten lassen soll, nehmen die Sorgen der heimischen Industrie zu, aufgrund der Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit und diese kann davon nicht profitieren.

Im Dienstleistungssektor schaut es ähnlich aus. Die Stimmung hat sich im vergangenen Monat verschlechtert und ist laut dem Konjunkturindikator auf dem niedrigsten Wert seit Jahresbeginn. Die Konsument:innen hierzulande üben sich trotz der seit über einem Jahr steigenden Reallöhne in Kaufzurückhaltung, was unter anderem die Entwicklung im Handel oder von vielen Freizeitdienstleistungen bremst. Die Aufhellung der Stimmung der Verbraucher:innen im August, die immerhin den besten Wert seit fast 2,5 Jahren erreichte, könnte bedeuten, dass sich das in Zukunft ändern wird.

"Die Schwäche im Produktionssektor hielt über den Sommer an und übertrug sich immer stärker auf unterschiedliche Dienstleistungsbereiche. Zu Beginn des Herbsts lag die Stimmung in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft im pessimistischen Bereich, zum Teil erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in allen Wirtschaftssektoren in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum insgesamt. In der heimischen Industrie kletterte der Abstand sogar auf Rekordniveau seit dem EU-Beitritt Österreichs 1995", so Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Blick in die Zukunft

Die Ökonom:innen der UniCredit Bank Austria blicken trotz des aktuell schlechten Stimmungsbildes optimistisch in die Zukunft und glauben, dass sich für 2025 eine Verbesserung der Konjunktur einstellen wird. Die Ökonom:innen gehen zum einen von einer Stärkung des Konsums, da sich die Kaufkraft durch erneute Reallohnzuwächse 2025 weiter erhöhen sollte. Zum anderen sei infolge der Lockerung der Geldpolitik nicht nur mit einer Stabilisierung am Bau zu rechnen, sondern auch mit vermehrten Investitionen der heimischen Industrie, die zudem von der Verbesserung des globalen Umfelds profitieren sollte. "Die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch die vergleichsweise hohen Kostenanstiege sowie die starke Ausrichtung auf den deutschen Markt könnte 2025 die positive Wirkung der günstigeren globalen Rahmenbedingungen auf die heimische Wirtschaft schmälern. Trotzdem gehen wir von einem moderaten Wirtschaftswachstum in Österreich 2025 aus", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich © Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research

Arbeitslosenquote steigt weiter

Vor all diesen Gründen und der anhaltenden Schwäche in der Wirtschaft Österreichs setzte sich die leichte Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt auch über den Sommer fort. Die Arbeitslosenquote betrug im August 7,1 Prozent nach nur 6,7 Prozent zu Jahresbeginn.

"In den kommenden Monaten dürfte sich der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote noch fortsetzen, angetrieben von den anhaltenden Problemen am Bau und in der Industrie. Allerdings dürften sich auch die Bedingungen im Dienstleistungssektor noch etwas verschlechtern. Wir erwarten eine Arbeitslosenquote von 7,0 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024. Für 2025 gehen wir weiterhin von einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,9 Prozent aus. Neben der besseren Konjunktur wird die Verbesserung vor allem auch dem nur langsam steigenden Arbeitskräfteangebot geschuldet sein", so Pudschedl.

Inflationsrückgang stützt weitere Zinssenkungen der EZB

Vor dem Hintergrund der sinkenden Energiepreise, auch als Folge der schwachen Konjunktur, hat sich die Inflation über den Sommer in Österreich deutlich abgeschwächt. Im August erreichte die Inflation im Jahresvergleich mit 2,4 Prozent den niedrigsten Wert seit 40 Monaten (LEADERSNET berichtete). Für die kommenden Monate dürfte laut den Expert:innen die Teuerung nicht mehr weiter sinken und gegen Jahresende energiepreisbedingt sogar wieder in Richtung drei Prozent ansteigen. Für 2025 sollte sich der rückläufige Inflationstrend jedoch wieder fortsetzen, wenn auch mit deutlich geringerem Tempo als bisher, bedingt durch hartnäckige Zweitrundeneffekte im Dienstleistungssektor. "Wir erwarten nach einer durchschnittlichen Teuerung von rund drei Prozent im Jahr 2024 für das kommende Jahr einen Rückgang auf 2,3 Prozent mit Jahresendwerten unter dem Inflationsziel der EZB", so Pudschedl.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angesichts des günstigen Inflationsverlaufs im ganzen Euroraum nach Juni im September erwartungsgemäß eine zweite Zinssenkung des Einlagenzinssatzes um 25 Basispunkte auf nunmehr 3,50 Prozent beschlossen.

"Wir erwarten weiterhin eine allmähliche Senkung des Leitzinssatzes bis Ende 2025 um jeweils 25 Basispunkte pro Quartal. Der nächste Schritt beim Einlagensatz sollte demnach im Dezember auf 3,25 Prozent erfolgen. Im Spannungsfeld von Inflationsrisiken insbesondere im Dienstleistungssektor auf der einen Seite und der Sorge über eine ungünstige Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung auf der anderen Seite erwarten wir einen stetigen, aber bedächtigen Lockerungszyklus der EZB. Angesichts unserer mittelfristig günstigen Inflationsprognose gehen wir davon aus, dass der Einlagenzins bis Ende 2025 auf 2,25 Prozent sinken wird", sagt Bruckbauer abschließend.

www.bankaustria.at

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