Luxus-Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße
Benkos "Lamarr"-Baustelle: Gläubiger fordern 340 Millionen Euro

| Tobias Seifried 
| 03.04.2024

Am Mittwoch fand die allgemeine Prüfungstagsatzung im Insolvenzverfahren des im Bau befindlichen Luxus-Kaufhauses auf der Mariahilfer Straße statt. Neben den hohen Forderungen, die noch weiter steigen dürften, gibt es auch reges Interesse bei potenziellen Käufer:innen.

Mit dem Luxus-Kaufhaus "Lamarr" wollte sich Signa-Gründer René Benko ein Denkmal setzen. Doch nachdem sein Immobilien- und Handelskonzern weitestgehend in die Pleite geschlittert ist, hat sich dieser Plan in Luft aufgelöst. Übrig geblieben ist wohl die aktuell am meisten diskutierte Baustelle der Bundeshauptstadt. Denn an dem Rohbau wird seit Wochen nicht mehr gearbeitet und wie es mit dem Projekt weitergehen soll, war bis dato ungewiss. Fix ist nur, dass die Liegenschaft seit Anfang März zum Verkauf steht (LEADERSNET berichtete). 

Am Mittwoch bestand jedoch die Chance, dass in der Causa etwas Licht ins Dunkel kommt. Denn am 3. April fand am Handelsgericht Wien die allgemeine Prüfungstagsatzung im Insolvenzverfahren der "Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH" statt. Bekanntlich handelt es sich bei dieser Gesellschaft um die Eigentümerin jener Liegenschaft, auf der ein Kaufhaus samt angeschlossenem Hotel errichtet werden soll.

Forderungen dürften noch steigen

Im Rahmen der Prüfungstagsatzung gab der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter Clemens Richter u.a. bekannt, dass insgesamt bislang 73 Insolvenzgläubiger:innen Forderungen in der Höhe von rund 340 Millionen Euro zur Anmeldung gebracht haben. Von denen wurden vorerst 174 Millionen Euro als zu Recht bestehend anerkannt. Die restlichen Forderungen von rund 165 Millionen wurden vom Insolvenzverwalter zumindest vorläufig bestritten.

Eine abschließende Prüfung der Insolvenzforderungen sei laut dem KSV1870 aufgrund des kurzen Zeitraums zwischen Insolvenzeröffnung und Prüfungstagsatzung noch nicht möglich gewesen. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sich die Summe der zu berücksichtigenden Forderungen noch deutlich erhöhen werde. Den Großteil der Forderungen machen den Angaben zufolge insbesondere gewährte Darlehen sowie behauptete Schadenersatzansprüche infolge von Vertragsrücktritten bzw. Bauverzögerungen aus.

"Im gegenständlichen Konkursverfahren steht die Verwertung des schuldnerischen Vermögens, insbesondere der insolvenzverfangenen Liegenschaft, im Mittelpunkt", so Alexander Greifeneder vom KSV1870.

Kaufinteresse aus dem In- und Ausland

Im Zuge der Berichtstagsatzung hat Clemens Richter auch seine bisherigen Tätigkeiten ausgeführt. Nachdem es ihm gelungen sei, Sicherungsmaßnahmen auf der Baustelle zu organisieren, konnte der Verwertungsprozess hinsichtlich des Projektes "Lamarr" eingeleitet werden. Gemäß den Informationen des Insolvenzverwalters bestehe sogar reges Interesse von potenziellen Käufer:innen aus dem In- und Ausland. Namen wurden jedoch nicht genannt. Laut Richter bleibe die weitere Entwicklung nunmehr abzuwarten. Ziel sei es, einen möglichst großen internationalen Bieterkreis in einem transparenten Verkaufsprozess anzusprechen.

Der Verkauf soll im Rahmen eines Asset Deals abgewickelt werden, teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) nach der Gläubigerversammlung mit. Zusätzlich hat der Insolvenzverwalter, um dem auch hier am Markt bestehende Misstrauen gegenüber der "Signa" entgegenzuwirken, den international erfahrenen Immobilienexperten Bruno Ettenauer beigezogen. Dieser soll Richter als Sachverständiger im Verkaufsprozess unterstützen, so der AKV.

Zwei Eigentümer

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die insolvente "Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH" zwei Eigentümer hat. 50 Prozent gehören einer Tochter der ebenfalls zahlungsunfähigen Signa Prime Selection. Die zweite Hälfte ist im Besitz der Skyred Holding 9 mit Sitz in Luxemburg, die wiederum zur thailändischen Central Group gehört. Diese Gruppe betreibt auch eigene Hotels, Lokale sowie Kaufhäuser und ist noch an anderen Signa-Luxusimmobilien wie dem KaDeWe in Berlin beteiligt. Ob die Thailänder ebenfalls unter den Kaufinteressent:innen des "Lamarr" sind, wurde nicht verraten. Ausgeschlossen scheint es jedoch nicht.

Richtig Licht ins Dunkel, wie es mit der Baustelle weitergehen wird, brachte somit auch die Prüfungstagsatzung nicht. Doch nun ist zumindest einmal klar, dass es hohe Forderungen und mehrere potenzielle Käufer:innen gibt.

www.engelhart.at

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