Von der Zelle bis zum Planeten unterliegt jedes Ökosystem dem Prinzip des dynamischen Gleichgewichts, einer ständigen homöostatischen Regulierung der physikalischen und chemischen Bedingungen, die das Lebendige und seine Umwelt gestalten. Daher ist der Begriff der nachhaltigen Entwicklung ein semantischer Irrtum. Jede Spezies, auch unsere eigene, funktioniert nach dem Prinzip der Stabilität, nicht des Wachstums. In einer Zeit, in der solche Oxymorone allgegenwärtig sind, ist die Instrumentalisierung der Natur, die den "Bedürfnissen der heutigen Generationen entsprechen soll, ohne die Bedürfnisse künftiger Generationen zu gefährden", Teil einer Dynamik der Kommerzialisierung, deren Grenzen heute sehr deutlich sind.
Charakteristischen Kaktusskulpturen mit schaurigem Lachen
Claudia Comte kombiniert modernistische und Pop-Referenzen in Umweltinstallationen und macht mit ihren charakteristischen Kaktusskulpturen auf die Wüstenbildung aufmerksam, während ein schauriges Lachen den Ausstellungsraum erfüllt. In der Tat zieht die Künstlerin unerwartete Zusammenhänge zwischen der Ausdehnung der Städte seit der ersten industriellen Revolution und der Ausdehnung der Wüstenregionen (in nur einem Jahrhundert hat sich die Fläche der Sahara um mehr als zehn Prozent vergrößert). Mit dem Hinweis auf den Anstieg des Wasserspiegels (bis 2050 werden bis zu 14 Prozent der Weltbevölkerung oder eine Milliarde Menschen davon betroffen sein) vervollständigt das Kollektiv SUPERFLEX das von Claudia Comte eingeleitete Paradoxon.
Ausstellungsansichten von Claudia Comte’s “Desert Flood“ in Mexiko City, 2023 © Ramiro Chaves
Kein "globaler Wandel" in Sicht?
Die Wissenschaft ist sich über die globale Erwärmung einig, die Zahlen sind eindeutig und die verheerenden Auswirkungen bereits weithin sichtbar. Ein "globaler Wandel" scheint nicht wirklich eingeleitet worden zu sein. Seit mehr als einem halben Jahrhundert bewegt sich die Politik in einer unfruchtbaren Debatte auf einer Achse mit zwei möglichen Richtungen: Fortschritt oder Rückschritt. In dieser polarisierten Welt, in der weder Fakten noch Auswirkungen eine Reaktion auszulösen scheinen, liegt die Hoffnung auf eine gemeinsame Metrik vielleicht in der Welt der Repräsentation, die uns dazu einlädt, die Erde als Ganzes zu betrachten, als komplexes System mit vielen interagierenden Teilen. Überflutete Wüsten und ausgetrocknete Meere: In einer Zeit der Radikalisierung der Elemente wird die Natur zu einem Territorium, das man nicht besitzen, sondern bewohnen muss.
Lago Algo Mexiko:
Lago/Algo ist die jüngste kulturelle Bereicherung im Herzen des Bosque de Chapultepec, der grünen Lunge von Mexiko-Stadt und dem größten Stadtpark der Welt. Unter der Leitung der OMR Gallery und der Corporacion Mexicana de Restaurantes (CMR) und mit Jérôme Sans als künstlerischem Leiter wurde das Projekt im Frühjahr 2022 eröffnet und bringt die Welten der Musik, der zeitgenössischen Kunst, der Architektur, der Natur und der Gastronomie zusammen.
Das neue Ziel reaktiviert ein bereits bestehendes modernistisches Gebäude aus dem Jahr 1964 und will die Kunst in die Gegend zurückbringen. In dieser neuen Galerie werden einzigartige Werke gezeigt, die in Verbindung mit dem wunderschönen Blick auf den Chapultepec-See zu einem besonderen Erlebnis werden.
Aktuell präsentiert LagoAlgo "Desert Flood", eine von Jérôme Sans und Cristóbal Riestra kuratierte Gruppenausstellung. Sie konfrontiert uns mit der Realität einer Welt, die paradox geworden ist. Rund um verschiedene zeitgenössische ökologische Themen – insbesondere Wasserknappheit – bringt die Ausstellung Wüstenflut u. a. die Arbeiten von Claudia Comte. Nicht als den x-ten "Weckruf", sondern als eine Perspektive ökologischen Denkens in Aktion.
Eindrücke der Gruppenausstellung "Desert Flood" © Ramiro Chaves
Claudia Comte – international gefragte Künstlerin aus der Schweiz
Claudia Comte 2020, © Gunnar Meier
Längst hat sich Claudia Comte (geboren 1983 in der Schweiz) vom Shootingstar der Schweizer Kunstszene zu einer international gefragten Künstlerin entwickelt. Ihre Arbeit ist geprägt von ihrem Interesse an der Erinnerung an Materialien und einer sorgfältigen Beobachtung der Beziehung zwischen der Hand und verschiedenen Technologien.
Das Überschreiten und Verbinden verschiedener Techniken und Disziplinen ergänzt Claudia Comte durch das Gegenüberstellen von Materialien, wie Holz und Marmor, die sie in traditioneller Bildhauermanier bearbeitet, sowie industriell gefertigter Elemente.
Comte studierte an der Ecole Cantonale d'Art de Lausanne, ECAL (2004-2007), gefolgt von einem Master of Art in Science of Education an der Haute Ecole Pédagogique, Visual Arts, Lausanne, Schweiz (2008-2010).
Comtes minimalistische Herangehensweise an das Kunstschaffen und ihr permutationsorientiertes Denken, das sie motiviert und in ihrem Handeln verankert ist, sind zu gleichen Teilen methodisch und dynamisch. Ihre Werke sind von einem ausgeprägten Sinn für Verspieltheit durchdrungen. Ihr künstlerisches Schaffen umfasst eine breite Palette von Medien, von der Skulptur über die Malerei bis hin zu verschiedenen Multimedia-Installationen.
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