Angelehnt an amerikanische Programmierschulen bildet die Coders.Bay Vienna seit April 2021 in sechsmonatigen Ausbildungen Softwareentwickler:innen sowie System- und Netzwerktechniker:innen aus. Nach dem ersten Jahr wurde am 3. Mai im Rahmen eines Pressegesprächs eine erste Bilanz gezogen. Und die fällt positiv aus: 59 Absolvent:innen konnten in der kurzen Zeit trotz pandemiebedingter Herausforderungen ausgebildet und über 70 Prozent davon sofort an fachkräftesuchende Unternehmen vermittelt werden.
"Der Fachkräftemangel in diesem Segment ist virulent. Aktuellen Zahlen zufolge fehlen in Österreich 24.000 IT-Expertinnen und Experten", so Christian Nowak, Geschäftsführer BFI Wien. Und der Bedarf sei mit den Absolvent:innen bestehender Ausbildungen – an Universitäten, FH und HTL – aktuell nicht zu decken. "Ziel der Coders.Bay Vienna ist es, die Lücke zu schließen und die massiv steigende Nachfrage nach Softwareentwicklern und Netzwerktechnikern zu bedienen."
Expert:innen bestätigen den großen Bedarf
Die Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Wien – aber auch für Arbeitsuchende – bestätigt auch Petra Draxl, Geschäftsführerin des AMS Wien. „Wir sehen, dass digitale Kompetenz zu den Skills gehört, die auf dem Wiener Jobmarkt sehr stark gesucht werden – derzeit könnten wir 1.200 Stellen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sofort besetzen. Die Coders.Bay bietet einen niederschwelligen Einstieg in ein Berufsfeld, auf dem die Fachkräfte noch lange nachgefragt sein werden", begründet sie, warum das AMS Wien die Ausbildung in der Coders.Bay Vienna seit der Gründung fördert und somit den Teilnehmer:innen kostenlos ermöglicht.
Vor allem die kurze Ausbildungsdauer sei für Nowak eines der großen Assets: "Die Firmen können nicht mehrere Jahre auf die Fachkräfte warten. Sie brauchen sie am besten gestern." Es gehe daher in der Coders.Bay Vienna auch nicht darum, das Curriculum eines ganzen Studiums in wenige Monate zu packen. "Es geht um solide Coder und Netzwerktechniker:innen, die sofort und unmittelbar nach der Ausbildung in Projekten einsetzbar sind", so Nowak.
Dieser Zugang werde auch seitens der Unternehmen begrüßt, wie Gerald Reitmayr, COO von techbold, untermauert: "Rund 70 Prozent unserer Mitarbeiter fallen in den Bereich 'IT-Techniker' – sie sorgen für eine hochsichere IT-Infrastruktur und stehen unseren Kunden am Help-Desk bei Fragen und Problemen zur Verfügung. Für dieses Jobprofil benötigt die Mehrzahl unsere Mitarbeiterinnen keine mehrjährige universitäre Ausbildung, sondern vielmehr stark an der Praxis orientierte Skills, also IT-Kompetenzen mit Hand und Fuß. Es ist für uns ein echtes Highlight wie Coders.Bay es schafft, motivierte Personen zu identifizieren und in kurzer Zeit so auszubilden, dass Sie bereits ab der ersten Woche im Kundenkontakt einsetzbar sind."
Neue Angebote
Techbold sei nicht das einzige Unternehmen, das gut ausgebildete Mitarbeiter:innen händeringend suche. "Daher bauen wir unser Angebot nach der ersten Pilotphase nun sukzessive aus", bestätigt Nowak. Neben der sechsmonatigen Ausbildung in den Bereichen Softwareentwicklung und Netzwerktechnik, ist vor kurzem eine AMS-geförderte „Applikationsentwicklung – Coding"-Lehre für Erwachsene (Facharbeiter:innen-Intensivausbildung) aus der Taufe gehoben worden. Darüber hinaus wird demnächst der erste „After Work" FullStack-Developer-Diplomlehrgang starten: "Wir öffnen also unser Haus für alle, die berufsbegleitend die Ausbildung zum Programmierer absolvieren und somit einen Karrieresprung machen oder den Umstieg wagen wollen", streicht Nowak vor allem die Attraktivität für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger hervor.
Frauen im Fokus
Einen Zugang, den die Coders.Bay Vienna zudem verfolge, sei die Förderung von Frauen in der und vor allem in die IT: "Wenn wir Frauen für diesen Beruf interessieren wollen, müssen wir dem Bild von den IT-Profis als etwas schrullige Einzelgänger, die nicht viel reden, die Realität entgegensetzen: Es braucht nicht nur das technische Verständnis allein, es braucht für diesen Job genauso notwendig soziale Kompetenz und Kommunikationstalent", sagt AMS Wien-Chefin Draxl. Mit dem FiT-Programm („Frauen in Handwerk und Technik") will das AMS Wien Frauen in handwerklich-technische, nachhaltige und zukunftssicherere Berufe bringen. 4.000 hätten so bereits einen Abschluss gemacht, aktuell sind bei FiT knapp 1.000 in Ausbildung.
Die Coders.Bay Vienna will auch hinsichtlich Vorbildfunktion und Sichtbarmachung von Frauen in der IT vorangehen: In der Programmierschule sind laut eigenen Angaben nicht nur die Gesamtleitung, sondern auch die fachlichen Lehrgangsleitungen zu 100 Prozent in weiblicher Hand. In Summe seien 50 Prozent der Beschäftigten in der Coders.Bay Vienna Frauen. "Das war gar nicht die Grundvorgabe. Sie haben sich im Einstellungsprozess aber schlicht als die besten herausgestellt", stellt Nowak klar. Standortleiterin Monika Schieber-Tilinko, die selbst im Erwachsenenalter ein Informatikstudium abgeschlossen hat, ergänzt: „Wir wollen gezielt Frauen für diesen Beruf begeistern und ihnen einen einfachen Zugang zu den Jobs der Zukunft bieten. Unser Aufruf an alle Frauen, die in die Softwarenentwicklung oder Netzwerktechnik einsteigen wollen, muss also klipp und klar lauten: 'Traut's euch!'."
LEADERSNET war beim Pressegespräch mit dabei. Eindrücke finden Sie hier.
www.codersbay.wien
www.bfi.wien