Österreich schafft es nicht in Spitzengruppe der Staaten mit der meisten Pressefreiheit. In dem am Dienstag veröffentlichten Jahresranking von Reporter ohne Grenzen (ROG) konnte sich Österreich gegenüber dem letzten Jahr nur um einen Rang auf Platz 17 verbessern. Die Alpenrepublik erreicht einen Score von 16,34 Punkten und liegt hinter Island. In früheren Jahren konnte Österreich schon deutlich bessere Ergebnisse vorweisen.
"Gewaltbereitschaft gegen Medienschaffende bei Demos gegen die Corona-Maßnahmen, Einschränkungen für Journalisten hinsichtlich der 'Corona-Berichterstattung', Message Control durch die Regierung und der geplante Stellenabbau bei der Austria Presse Agentur (APA)", diese markante Eckpunkte in der österreichischen Medienlandschaft im Jahr 2020 führt ROG für die Platzierung Österreichs im Ranking an. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie seien viele Medien generell wirtschaftlich stark unter Druck. In diesem Zusammenhang fordert ROG Österreich eine "umfassende Reform der Medienförderung".
Situation in 180 Ländern im Vergleich
Die Rangliste der Pressefreiheit 2021 vergleicht die Situation für JournalistIen und Medien in 180 Staaten und Territorien und nimmt auf das Kalenderjahr 2020 Bezug. Grundlagen des Indexes sind ein Fragebogen zu verschiedenen Aspekten journalistischer Arbeit sowie die von RSG übermittelten Zahlen von Übergriffen, Gewalttaten und Haftstrafen in Bezug auf Medienschaffende.
Daraus ergeben sich für jedes Land Punktwerte, die im Verhältnis zu den Werten der übrigen Länder die Platzierung in der Rangliste bestimmen. Über die Entwicklung der Situation in einem Land gibt dementsprechend eher ein Vergleich der Punktwerte verschiedener Jahre Auskunft als die Bewegung auf der Rangliste. Abhängig vom Abschneiden anderer Länder kann ein Land in der Rangliste im Einzelfall auch aufrücken, obwohl sich seine Punktzahl verschlechtert hat und umgekehrt.
Die Absteiger
International betrachtet hat sich die Mediensituation vor allem in Malaysia am stärksten verschlechtert, und zwar um 18 Plätze. Malaysia liegt nur mehr auf dem 119. Rang. Hintergrund ist der "Anti-Fake-News"-Erlass der Regierung, der es ihr ermöglicht, Propaganda als die einzige Wahrheit und Berichterstattung von Medien als unwahr darzustellen. Auch die Komoren haben sich um neun Plätze (nun Rang 84) stark verschlechtert, El Salvador ist um acht Plätze auf den 82. Rang abgefallen.
Russland hat sich um einen Rang auf 150. Platz verschlechtert, Belarus ist um fünf Punkte abgestürzt und liegt nun auf dem 158. Platz. Österreichs Nachbarland Deutschland hat sich im Vergleich zum vorherigen Ranking von Platz 11 auf Platz 13 verschlechtert. Grund ist unter anderem auch, dass viele Journalisten bei Demonstrationen – gegen die Corona-Maßnahmen – von Anhängern extremistischer Gruppen und von Verschwörungstheorien attackiert worden sind. Internationale Schlusslichter sind China (Platz 177), Turkmenistan (178), Nordkorea (179) und Eritrea (180).
Die Aufsteiger
Einige afrikanische Staaten gehören zu den Aufsteigern des aktuellen Rankings. Burundi hat sich um 13 Plätze auf den 147. Rang verbessert. Sierra Leone liegt auf dem 75. Platz (ein Aufstieg um zehn Ränge) und Mali hat sich um neun Plätze auf den 99. Rang vorgeschoben. In diesen Ländern gab es Verbesserungen. In Burundi etwa sind unter anderem vier Medienschaffende, die für das unabhängige Medium Iwacu arbeiten, freigelassen worden.
"Musterbeispiele", was Pressefreiheit betrifft, finden sich im skandinavischen Raum. Norwegen führt zum fünften Mal in Folge das Ranking mit dem 1. Platz an. Finnland ist weiterhin auf dem zweiten Rang. Schweden hat sich um einen Platz auf Rang 3 verbessert, Dänemark wiederum ist um einen Platz auf den vierten Rang abgerutscht. (as)
www.rog.at
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