"Auch trockene Strategieprozesse wollen erzählt werden"

Mira Leodolter, Senior Consultant bei Gaisberg Consulting, erklärt, wie mithilfe des eigens entwickelten Tools "Zukunftsbild" aus komplexen Unternehmensstrategien lebendige Geschichten werden. 

Unternehmen waren selten mit einem derart hohen Level an Unsicherheit konfrontiert. Effektives Change-Management und Anpassungsfähigkeit haben daher an Bedeutung gewonnen. LEADERSNET hat Mira Leodolter, Senior Consultant bei der Kommunikationsagentur Gaisberg Consulting, zum Talk gebeten.

LEADERSNET Was kann man sich unter dem Zukunftsbild vorstellen?

Leodolter: Das Zukunftsbild ist ein Konzept, um Strategieprozesse in Unternehmen kommunikativ zu strukturieren und auf eine verständliche Erzählung herunterzubrechen. Bei Change Projekten stießen wir immer wieder auf ähnliche Herausforderungen: auf oberster Führungsebene war die neue Strategie schon weit entwickelt, oft wurden auch schon erste Maßnahmen implementiert. Was aber fehlte, war das Bild des großen Ganzen, die darüberliegende Erzählung, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Orientierung gibt. Um diese Brücke zu schlagen, haben wir ein eigenes Online-Tool zum Zukunftsbild entwickelt. Dabei entsteht ein tatsächliches Schaubild, welches die Basis für die individuelle Storyline des Unternehmens darstellt.

LEADERSNET: Bei den meisten Strategieprozessen geht es um effizientere Prozesse und nackte Zahlen. Welche Rolle spielt da die Kommunikation und das Geschichtenerzählen?

Leodolter: Für einen Strategiewechsel gibt es immer wichtige und ernste Gründe. Gerade deshalb wird oftmals darauf vergessen, sowohl die internen als auch die externen Stakeholder ausreichend mitzunehmen. Warum braucht es eine Kurskorrektur? Welche Vision und Ziele verfolgen wir? Welchen Beitrag kann jede und jeder Einzelne leisten? Was bedeutet das für Geschäftspartner? Nur wer das große Bild kennt und versteht, kann den Veränderungsprozess auch aktiv mittragen. Das Zukunftsbild bietet dafür das kommunikative Dach, auf dem der Kommunikationsplan aufbaut.

LEADERSNET: Gehen Unternehmen derzeit Strategieänderungen an?

Leodolter: Unserer Wahrnehmung nach haben sich Unternehmen im vergangenen Jahr durch die Pandemie nicht davon abhalten lassen, notwendige Kurskorrekturen oder auch großangelegte Change- und Kulturprozesse anzugehen. Zum Teil wurden diese Prozesse schon mit Jahresbeginn gestartet und dann – unter erschwerten Home Office-Bedingungen – weitergeführt. Einige unserer Unternehmenskunden haben aber auch im Laufe des Jahres neue Initiativen gestartet. Mithilfe von Online-Tools und konsequenter Kommunikation ist vieles möglich geworden.

LEADERSNET: Warten einige wegen Corona lieber noch ab?

Leodolter: Langsam merken wir aber, dass – jetzt wo flächendeckende Impfungen in immer greifbarere Nähe rücken – manche Unternehmen beginnen, mit dem Start neuen Change-Prozesse auf eine Zeit nach Corona zu warten, die wieder mehr Präsenz erlaubt. Das gilt natürlich nicht für unmittelbar dringende Strategieprozesse, die nicht aufgeschoben werden können. (jw)

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