Nachdem in den vergangenen Wochen die Wogen um mögliche Komplikationen nach Impfung mit dem Impfstoff von Astra Zeneca so hoch gegangen waren, dass das Vakzin sogar in "Vaxzevria" umbenannt wurde, um den Imageschaden zu beheben (LEADERSNET berichtete), sorgt nun der nächste Impfstoffhersteller für Negativ-Schlagzeilen.
In den USA appellieren Gesundheitsbehörden aktuell für einen schnellstmöglichen Stopp der Verimpfung des Vakzins von Johnson & Johnson. Die Experten sind in Sorge, da bei einigen Patienten der Impfung mit dem J&J-Impfstoff seltene Thrombosen, also Blutgerinnsel, aufgetreten sind – genau jene Nebenwirkungen, die auch bei manchen mit Astra Zeneca geimpften Personen aufgetreten waren.
Experte beschwichtigt: "Geringer als Nebenwirkungen der Antibabypille"
Wie BBC und die New York Times berichten, sind bei sechs Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren innerhalb der ersten zwei Wochen nach Verabreichung des Johnson & Johnson-Impfstoffs Blutgerinnsel aufgetreten. Eine Frau ist gestorben, eine weitere befindet sich laut FDA in einem kritischen Zustand. Diese sechs Fälle stehen beinah sieben Millionen ohne Komplikationen verlaufenen Impfungen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson gegenüber, die bislang insgesamt in den USA verimpft wurden.
Darüberhinaus legen andere Experten weitere Vergleichszahlen beschwichtigend in die Waagschale: So meint der Infektiologe Amesh Adalja vom Johns Hopkins Center in Baltimore, dass er das Risiko, das der J&J-Impfstoff darstellen könnte, als "sehr gering" einstufe, wie auch der Standard zitiert: "Sechs Fälle bei etwa sieben Millionen Dosen – geringer als das Risiko von Blutgerinnseln mit oralen Kontrazeptiva (also die Antibabypille – Anm. d. Red.) – sind kein Grund zur Panik."
Johnson & Johnson verschiebt Auslieferung in der EU
In einer ersten Stellungnahme erklärte Johnson & Johnson, dass dem Multikonzern die Fälle "bekannt" seien, ein klarer kausaler Zusammenhang allerdings noch nicht nachgewiesen worden sei. Dennoch traf man einschneidende Vorsichtsmaßnahmen, die Auslieferung und damit auch die Markteinführung in Europa wurden vorerst verschoben, wie der Konzern am Dienstag mitteilte: "Wir haben die Entscheidung getroffen, die Markteinführung unseres Impfstoffs in Europa aufzuschieben." Eine Entscheidung, für die die EU-Kommission nun eine Erklärung des Konzerns einfordert.
Diese Entscheidung kam zudem genau einen Tag, nachdem in Österreich eine erste Lieferung des Vakzins eingetroffen war. Diese insgesamt 16.800 Dosen werden nun vorerst nicht verimpft – die Nachricht des Stopps kam vor der Weiterverteilung der Impfdosen, weshalb diese zu diesem Zeitpunkt noch beim Großhandel liegen. Und dort werden sie vorerst auch bleiben: "So lange, bis Klarheit über allfällige Nebenwirkungen herrscht, werden diese Dosen nicht an die Impfstellen ausgeliefert und auch nicht verimpft", ließ das Gesundheitsministerium verlautbaren.
Insgesamt wurden 2,5 Millionen Dosen des Johnson & Johnson Impfstoffs bestellt, die nächste Lieferung im Ausmaß von 31.200 Vakzinen wird für die Kalenderwoche 17 erwartet. Die folgenden Auslieferungen sind noch nicht fixiert. In der Lieferkette war es zu Verzögerungen gekommen, nachdem Johnson & Johnson jüngst bekannt gegeben hatte, dass 15 Millionen Dosen versehentlich kontaminiert worden waren. (rb)
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