Die Ankündigung von Google gleicht einer mittleren digitalen Revolution: Der Suchmaschinenriese will das Datensammeln über sogenanntes Cookie-Tracking abschaffen, wie Google-Manager David Temkin in einem Blog-Post schreibt. Der Webbrowser Chrome wird in kommenden Versionen diese Tracking-Technologie nicht mehr enthalten. Derzeit können sogenannte Third-Party Cookies das Nutzungsverhalten über mehrere Webseiten hinweg verfolgen. Diese Technologie läuft bald aus und soll keinen Nachfolger bekommen.
Apple und Firefox als Vorreiter
Der Keks könnte damit sprichwörtlich gegessen sein, denn mit einem weltweiten Marktanteil von rund 70 Prozent ist Chrome der mit Abstand am meisten genutzte Internet-Browser und Cookies von Drittanbietern sind seit Langem Grundlage für individualisierte Online-Werbung. Diese Maßnahme dürfte die Art und Weise, wie Online-Werbung funktioniert, nachhaltig ändern.
Dabei ist Google nicht das erste Unternehmen, das auf das Cookie-Tracking verzichtet: Sowohl Apple mit seinem Browser "Safari" als auch Mozilla mit "Firefox" blockieren Cookies von Drittanbietern schon seit einiger Zeit. Doch aufgrund der marktbeherrschenden Stellung von Google werden die Auswirkungen jetzt deutlich massiver sein.
Neue Technologie in Arbeit
"Um das Internet offen und zugänglich für alle zu halten, müssen wir alle mehr für den Schutz der Privatsphäre tun – und das bedeutet nicht nur ein Ende der Third-Party Cookies, sondern auch jeglicher Technologie, die dazu verwendet wird, einzelne Personen zu verfolgen, während sie im Internet surfen", so Temkin.
Dass Google diesen Schritt geht, hat natürlich auch damit zu tun, dass Milliarden Menschen bei Google-Diensten wie YouTube oder Gmail automatisch eingeloggt sind, sobald sie online gehen und zur Verarbeitung ihrer Daten durch Google sowieso zugestimmt haben. Darüber hinaus arbeitet der Konzern an einer neuen Technologie namens FLoC (Federated Learning of Cohorts). FLoC trackt Individuen zwar nicht mehr einzeln, aber als Gruppe mit gemeinsamen Interessen.
Teufel steckt im Detail
Alex Savic, Managing Director bei Teads, erklärt im Gespräch mit LEADERSNET, dass er Verbesserungen des Datenschutzes durch Google "grundsätzlich begrüßt": "Diese Ankündigung war nicht unerwartet, wenn überhaupt, wurde sie überbewertet. Aber der Teufel steckt im Detail, solche Updates sollten sich nicht allein auf das Werbeökosystem des offenen Internets beschränken oder ein Mittel für Google sein, sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Um langfristig die Monetarisierung von Publishern zu gewährleisten, müssen wir sicherstellen, dass präzises Targeting nicht nur innerhalb von Walled Gardens und Social-Media-Plattformen möglich ist. Auch wenn das 1-1-Marketing einen großen Schlag einstecken wird, gibt es effektive alternative Targeting-Lösungen, die nachweislich zu positiven Marketingergebnissen führen."
Die Zukunft des Daten-Targetings sei ein Zusammenspiel zwischen Plattformen, Vermarktern und Verbrauchern, ist Savic überzeugt: "Um dies zu erreichen, muss die Branche in intelligente Technologien und ausgefeilte Algorithmen investieren, die es Marken ermöglichen, ihre Zielkonsumenten im richtigen Kontext zu erreichen, um den ROI zu steigern, ohne dabei die Privatsphäre zu gefährden." (as)
www.google.com
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