"Ein echtes Lowlight in der Karriere der AUA"

Austrian Airlines weitet den Verlust des Sommers aus und schraubt Flugangebot auf 10 Prozent herunter. AUA-CFO Andreas Otto: "Der Winter wird für uns hart und kalt".

Keine Atempause für die Luftfahrt: Die Coronakrise verlangt der Flugbranche einen sehr langen Atem ab, und der nun in Europa so gut wie fächendeckend in Reaktion auf die heftige zweite Welle der Pandemie verhängte "zweite Lockdown" hat nicht nur erneute tiefe Einschnitte in das öffentliche Leben, sondern selbstredend auch auf die Tourismus- und Reisebranche zur Folge.

Dass die Verluste des Coronajahres mehr als schmerzlich sind und noch weiter ansteigen werden, war klar – dennoch sieht sich die Branche nach einem mageren Sommer nun offenbar mit einem härteren Einschnitt in das Wintergeschäft konfrontiert, als man zunächst noch angenommen hatte. "In den Sommermonaten verdienen wir als Airline im Normalfall unser Geld. Aber in diesem Jahr hat uns Corona die Suppe sprichwörtlich versalzen. Der Flickenteppich an Regulationen innerhalb Europas und die neuen Lockdown-Verordnungen in vielen Ländern verschärfen die Situation weiter", erklärt Austrian Airlines CFO Andreas Otto.

"Echte Katastrophe"

Im dritten Quartal schrieb die Lufthansa-Tochter ein Minus von 106 Millionen Euro. Dank der Staatshilfe von 150 Millionen sowie einen Kredit über 300 Millionen Euro wäre es eng geworden. Im Vergleichszeitraum im Jahr 2019 stand beim bereinigten operativen Ergebnis noch ein Gewinn von 70 Millionen Euro. Andreas Otto spricht im Pressegespräch zur Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen von einem absoluten "Lowlight in der Karriere der AUA" und einer "echten Katastrophe" – doch noch ist nicht alles verloren. Über den Winter werde man es schaffen, "entscheidend" werde dann allerdings der Sommer 2020.

"Der Winter 2020 wird für uns als Airline wie für so viele andere hart und kalt. Was uns aktuell noch Sicherheit gibt, ist die gute Liquiditätssituation, dennoch müssen wir hier alle Maßnahmen und Hebel nutzen, um unsere Kosten und Ausgaben weiter nach unten zu drücken und unser Unternehmen winterfest zu machen. Die nächsten Monate bleiben herausfordernd. Aber wir werden den harten Winter überstehen. Entscheidend ist der nächste Sommer.“

Details zum Ergebnis

Mitte August erreichte das Flugprogramm von Austrian Airlines mit einer Produktion von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bereits den Jahres-Höhepunkt. Seit diesem Zeitpunkt geht es – bedingt durch die vielen Reisebeschränkungen – wieder bergab. Der Umsatz im Zeitraum Juli bis September ist im Vergleich zu 2019 um 85 Prozent auf 93 Millionen Euro gesunken. Im selben Zeitraum haben sich die Gesamterlöse ebenfalls um 85 Prozent auf 102 Millionen Euro reduziert (3. Quartal 2019: 667 Millionen Euro). 208 Millionen Euro haben Gesamtaufwendungen betragen, was einer Reduktion von 65 Prozent entspricht (3. Quartal 2019: 597 Millionen Euro). Das Adjusted EBIT im 3. Quartal hat -106 Millionen Euro betragen.

In den ersten neun Monaten ist der Umsatz um 85 Prozent auf 414 Millionen Euro gefallen (Q1-3 2019: 1.612 Millionen Euro). Die Gesamterlöse sind um 72 Prozent auf 465 Millionen Euro gefallen (Q1-3 2019: 1.678 Millionen Euro). Die Gesamtaufwendungen sind in diesem Zeitraum um 51 Prozent auf 806 Millionen Euro gesunken (Q1-3 2019: 1.661 Millionen Euro). Mit dem Ausbau der Kurzarbeit bei Austrian Airlines sowie umfassenden Sparmaßnahmen wurde hier entsprechend gegengesteuert. Das Adjusted EBIT, welches Bewertungsgewinne/-verluste aus Flugzeugverkäufen bzw. -Bewertungen exkludiert, hat in den ersten neun Monaten des Jahres -341 Mio. Euro betragen. (Q1-3 2019: 17 Millionen Euro). Das EBIT betrug minus 404 Millionne Euro. EBIT und Liquidität sind kumuliert dennoch weiterhin über Business Plan.

Aktuelle Buchungsentwicklung und Auslastungszahlen

Die Verschärfung der Coronamaßnahmen erschwert Austrian Airlines auch die Planungen im täglichen Betrieb. Der 'Lockdown light‘ der österreichischen Regierung im Zeitraum von 3. November bis 30. November lässt einen weiteren Rückgang der Nachfrage erwarten. Aktuell bietet die rot-weiß-rote Airline rund 20 Prozent des Vorjahresangebotes an, weitaus weniger als für die Wintermonate geplant war. Weitere Flugplan-Anpassungen sind in Ausarbeitung. In den ersten neun Monaten lag die kumulierte Auslastung bei rund 65 Prozent. Aktuell liegt dieser Wert unter 50 Prozent. Das Buchungsverhalten sei weiterhin "sehr kurzfristig und zurückhaltend", so die AUA in der Bilanz zum dritten Quartal.

Entlastungen durch Zentralisierung und Entlassungen

Bereits vor der Krise hat Austrian Airlines das Prozesseffizienzprogramm PE20 vorgestellt. Dieses Programm enthält auch eine Vielzahl an strukturellen Maßnahmen, welche die Kostenposition der heimischen Airline langfristig verbessern sollen. Durch die aktuelle Krisensituation sind diese noch dringlicher geworden. An der bereits bekannten Zentralisierung der Crew-Basen für Flugbegleiter und Piloten wird weiter gearbeitet. Die Basen in Altenrhein (Bregenz), Klagenfurt und Salzburg wurden per 31. März. bzw. Linz, Graz und Innsbruck per 31. Oktober geschlossen. Alle Flugzeuge der heimischen Airline sollen zukünftig in Wien stationiert werden. Dabei kommt es auch zu einer Zentralisierung der Flugzeugwartung. Gespräche für eine entsprechende Neuorganisation laufen. Das betrifft die Technik-Stationen Graz, Salzburg, Innsbruck und Linz.

Die Verträge für die Bodenabfertigung in Salzburg und Klagenfurt wurden seitens der jeweiligen Flughäfen gekündigt. In Klagenfurt sind aktuell Gespräche über einen Betriebsübergang im Gange, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter am Flughafen tätig sein können. In Salzburg konnte leider keine Betriebsübergangslösung gefunden werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Salzburg haben entsprechende Wechsel-Angebote nach Wien erhalten. Sollte ein Wohnortwechsel nach Wien nicht möglich sein, möchte Austrian Airlines mit den Betroffenen einvernehmliche Lösungen finden, erklärte die AUA am Donnerstag. (red)

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