Laura Egg hat Anfang des Jahres die Geschäftsführung der Austrian Angel Investors Association (aaia) übernommen. Die aaia ist eine Vereinigung österreichischer Business Angels, als Non-Profit-Organisation aufgestellt und zählt etwa 200 Mitglieder. LEADERSNET hat Egg zum Interview über den Status quo der Investorenszene gebeten.
LEADERSNET: Was steht heuer beim Investors Day alles auf dem Programm?
Egg: Bereits zum vierten Mal organisiert die Austrian Angel Investors Association (aaia), das führende Netzwerk für Business Angels in Österreich, den Investors Day. Dieses Jahr wird die digitale Veranstaltung am 12. November 2020 stattfinden und es steht die Entwicklung des Europäischen Startup Ökosystems im Fokus.
LEADERSNET: In welcher Form geht er über die Bühne?
Egg: Das digitale Programm ist unterteilt in Podiumsdiskussionen, Breakout Sessions und Pitch Sessions, thematisch ausgerichtet auf den vier Grundvoraussetzungen für eine funktionierende Startup Szene: Talent, Risikokapital, Corporate Innovation und die passenden (politischen) Rahmenbedingungen.
LEADERSNET: Inwiefern beeinflusst die Corona-Krise die Agenda?
Egg: Bei der Gestaltung der Agenda für den diesjährigen Investors Day haben wir besonderen Wert darauf gelegt, den persönlichen Austausch mit den Panelisten, Start-ups und Teilnehmer zu ermöglichen. In sogenannten Breakout Sessions kann in Kleingruppen mit den Panelisten diskutiert werden. Zusätzlich besteht während der gesamten Veranstaltung die Möglichkeit, 25 innovative Startups virtuell zu treffen und den Networkingbereich für wertvollen Austausch mit anderen Investor*innen zu besuchen.
LEADERSNET: Was sind eigentlich Angel Investors?
Egg: Business Angels sind Privatpersonen, welche in in aufstrebende junge Unternehmen investieren. Für den langfristigen Erfolg der Unternehmen investieren Business Angels viel mehr als nur Kapital. Sie bringen ihre Zeit, ihre Erfahrungen, ihr Netzwerk und vor allem ihre Energie in Startups ein und unterstützen so beim nachhaltigen Wachstum.
LEADERSNET: Welche Aufgaben und Zielsetzungen hat sich die Austrian Angel Investors Association gesetzt?
Egg: Die Schwerpunkte der Aktivitäten der Organisation konzentrieren sich auf die Vernetzung von aktiven und angehenden Angel Investoren, der Vermittlung von investment- relevantem Wissen sowie der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Start-up Investments. Darüber hinaus hat sich die aaia sich zum Ziel gesetzt, grenzüberschreitende Start-up-Ökosysteme und Investments zu ermöglichen.
LEADERSNET: Hat Corona wesentlich auf die Investoren-Szene eingewirkt?
Egg: Corona hat definitiv auf die Szene eingewirkt und hat die Bereitschaft für Startup Investments verändert. Business Angels sind sicherlich weiterhin auf der Suche, jedoch etwas bedachter und zurückhaltender als vor der Krise. Die Investment Größen sind etwas geringer geworden und Co-Investments zur Risikominimierung beliebter.
LEADERSNET: Wie haben sich die Portfolios verändert?
Egg: Zu Beginn der Krise herrschte große Unsicherheit und Unklarheit über die bestmögliche Unterstützung des Portfolios. Nach Einführung des COVID-Hilfsfonds für Start-ups folgten relativ viele Finanzierungsrunden. Erfahrene Business Angels mit großen Portfolios haben sich weitgehend auf Finanzierungen ihrer bereits investierten Start-ups fokussiert und laut meinen Beobachtungen gab es bis dato wenige Konkursanmeldungen. Hingegen haben neue Business Angels die Krise als Einstieg genutzt und neue Investitionen gewagt. Die richtigen Auswirkungen auf die Portfolios werden allerdings wahrscheinlich erst im Verlauf von 2021 sichtbar werden.
LEADERSNET: Wie erfolgt eigentlich die Vernetzung auf internationaler Investorenebene?
Egg: Die Vernetzung von internationalen Investoren erfolgt normalerweise über das Networking auf Konferenzen und Startup Events wie auch dem Investors Day. Zudem organisieren wir verschiedene Eventformate gemeinsam mit Angel Netzwerken außerhalb von Österreich um Investoren zu vernetzen und gemeinsame Investments zu ermöglichen.
LEADERSNET: Welche Auswirkungen hat Corona darauf? Welche Tendenzen sind bemerkbar?
Egg: Das effektivste Networking ist definitiv mit persönlichen Kontakt möglich. Da dies momentan schwer möglich ist, gibt es zahlreiche virtuelle Möglichkeiten um sich zu vernetzen. Mittlerweile wird dieses Angebot auch von vielen Investoren genutzt, hat sich als effektive Networking Methode etabliert und wir auch in Zukunft zum intensiveren Austausch beitragen.
LEADERSNET: Welche Branchen liegen derzeit besonders im Fokus der Business-Angels?
Egg: Momentan sind vor allem Branchen, welche weniger von der Pandemie beeinflusst wurden oder sich sogar positiver entwickelt haben, klare Gewinner. Um zwei besonders spannende Branchen hervorzuheben: EduTech-Startups erleben einen exponentiellen Aufschwung, da Menschen aus allen möglichen von COVID betroffenen Ländern Alternativen zu herkömmlichen Lehr- und Lernmethoden suchen. Digital Health ist nach wie vor ein großes Thema. Besonders in dieser Zeit wurde deutlich, dass unserer Gesundheitssystem noch wesentlichen technologischen Aufholbedarf hat und effizienter funktionieren könnte.
LEADERSNET: Welchen Finanzierungskriterien müssen sich junge Wachstumsunternehmen stellen, mit welchem Investitionsvolumen können sie rechnen?
Egg: Um für Business Angel Investments geeignet zu sein, sollten junge Unternehmen schon erste Finanzierungen und/oder Förderungen erhalten haben und einen Prototyp vorweisen können. Unsere Mitglieder investieren im Schnitt pro Person pro Startup 50 bis 100 Tausend Euro.
LEADERSNET: Erfordert ein Investorenpitch von einem Startup jetzt ein noch höheres Maß an Vorbereitung?
Egg: Investoren sind definitiv genauer bei der Beurteilung von Startups geworden und selektiver. Zudem pitchen die meisten Startups nun via Videokonferenz und dies bedarf eine besondere Vorbereitung, um herauszuragen und digital zu überzeugen.
LEADERSNET: Was kann man mit einem Ausblick auf die nächsten Jahre auf sich zukommen sehen?
Egg: Die Incentivierungen von staatlicher Seite für Investoren haben in Österreich sehr gut funktioniert und 2020 konnte viele Startup Finanzierungen erfolgreich abgeschlossen werden. Jetzt wird es spannend, wann die weiteren Maßnahmen, wie der Runway Fonds, aktiv werden und ob es 2021 weitere Hilfspakete für Startups von staatlicher Seite geben wird.
2021 wird definitiv ein schwieriges Jahr werden für unsere Gesamtwirtschaft. Es wird zu einer natürlichen Aussortierung kommen und nur die "stärkeren" Unternehmen überleben. Generell müssen sich Start-ups intensiv mit den Chancen und Risiken der Pandemie auseinandersetzen und gegebenenfalls Geschäftsmodelle anpassen. Eine der größten Stärken von Startups, die Flexibilität, ist somit mehr denn je gefragt. (jw)
www.aaia.at