"Banken müssen Kontoinformationen weitergeben"

Gerhard Krennmair, Director Business Development bei Cards & Systems, spricht im Interview mit LEADERSNET über die vielfältigen Möglichkeiten die Open Banking Unternehmen bringt.

LEADERSNET: Was verbirgt sich hinter dem noch jungen Begriff Open Banking?

 Krennmair: FinTechs, aber auch andere sogenannte Nicht-Banken dürfen seit dem Vorjahr Bankdienstleistungen anbieten. Dafür müssen sie sich einem umfangreichen Genehmigungsverfahren durch Finanzmarktaufsicht und Österreichische Nationalbank unterziehen. Die EU-Richtlinie Payment-Service-Directive 2 oder auch PSD2 genannt, ist die rechtliche Basis dafür.

LEADERSNET: Was bedeutet das für Banken?

Krennmair: Banken müssen sich auf einen verschärften Wettbewerb einstellen. Das betrifft vor allem den Zahlungsverkehr. Außerdem müssen Banken für alle zertifizierten Drittanbieter einen automatisierten technischen Zugang zu den Zahlungsverkehrskonten ihrer Kunden sicherstellen.

LEADERSNET: Was dürfen Fintechs damit?

Krennmair: Sie können Zahlungsverkehrs-Lösungen anbieten, die direkt über die neu geschaffenen digitalen Schnittstellen bei den einzelnen Banken abgewickelt werden. Außerdem bekommen sie Zugriff auf persönliche Kontodaten. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung des Kontobesitzers mittels der 2-Faktor-Authentifizierung.

LEADERSNET: Welche Vorteile ergeben sich daraus für Unternehmen?

Krennmair: Es werden neue Bezahlmethoden entstehen, die höhere Sicherheit bieten. So wird durch die direkte Anbindung an die Bank, die Deckung des Kundenkontos gleich bei der Online-Bezahlung geprüft. Und durch die sofortige Freigabe des Kunden, wird auch die Bezahlung garantiert. Bei Lastschriften gibt es für den Konsumenten kein Rückforderungsrecht. So entstehen keine Rücklastschriftgebühren, die der Händler tragen müsste. Und es führt auch zu einer erheblichen Reduktion der internen Prozesskosten.

LEADERSNET: Gibt es auch Vorteile für Kunden?

Krennmair: Natürlich, der Kunde hat die Sicherheit und Vertrautheit durch Bezahlung über sein eigenes Bankkonto. Sensible Daten bleiben bei der Bank und werden nicht an Händler weitergegeben.

LEADERSNET: Im Zusammenhang mit Open Banking taucht auch der Begriff Smart Contracting auf, was kann man sich darunter vorstellen?

Krennmair: Die Lieferung der Waren, die damit verbundenen Dienstleistungen und die Bezahlung basieren auf einem digitalen rechtsgültigen Vertrag. Das erhöht die Vertragssicherheit, die Schnelligkeit und senkt Kosten im gesamten Prozess. Open Banking ermöglicht damit die Digitalisierung der gesamten Verkaufstransaktion.

LEADERSNET: Müssen Banken auch Kontoinformationen an die zertifizierten Fintechs weitergeben?

Krennmair: Ja, wenn der Kunde zustimmt, sind Banken dazu verpflichtet, Kontoinformationen weiterzugeben. Das ist vor allem für Bonitätsauskünfte interessant. Unternehmen können damit Risiken enorm senken.

LEADERSNET: Wo sehen Sie Einsatzbereiche?

Krennmair: Beispielsweise im Onboarding-Prozess. Dort kann die Kundenbonität und die Identität des potenziellen Neukunden sichergestellt werden. Damit wird möglicher Betrug von vornherein ausgeschlossen. Auch bei Ratengeschäften oder regelmäßigen Zahlungen ist die Bonitätsprüfung mit validen Kontodaten ein enormer Vorteil zur Risikosenkung im Unternehmen.

LEADERSNET: Wo sehen Sie noch Potenzial?

Krennmair: Durch die vom Kunden autorisierte Weitergabe von Bankdaten können Angebote individueller gestaltet werden. Die Customer Experience kann deutlich verbessert werden. Es gibt eigentlich keinen Bereich im Unternehmen, der von diesem zusätzlichen Datenschatz nicht profitiert. Wir freuen uns darauf, unsere Kunden dabei zu unterstützen, die nun zugänglichen Daten optimal zu nutzen. Sämtliche Business Intelligence-Anwendungen werden durch die Anreichung mit Echtdaten effektiver und damit werden die Unternehmen wirtschaftlich erfolgreicher.

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