Ein Unternehmen ist nur so gut wie seine Mitarbeiter – das ist eine Tatsache, der nicht zuletzt der Trend und die Notwendigkeit zum Employer Branding Tribut zollen. In Zeiten, in denen Unternehmen um die besten Arbeitskräfte rittern, ist der Ruf als "Great Place To Work" essenziell.
Genau bei diesem Thema setzt die Initiative "Great Place to Work" mit der Weiterentwicklung unter der Marke "Great Place to Work for all" an. LEADERSNET traf die Geschäftsführerin des Unternehmens hinter dem internationalen Qualitätssiegel für großartige Arbeitsplätze.
LEADERSNET: Welche Idee steckt hinter "Great Place to Work"?
Palz: Great Place to Work ist das Synonym für die Sehnsucht der Menschen nach Arbeitsplätzen in denen sie als Persönlichkeit tätig sein können. Wo sie Respekt und Wertschätzung erfahren und ihre Fähigkeiten einbringen können. Das Great Place to Work Institut ist jene weltweit tätige Agentur, die seit rund 30 Jahren Unternehmen dabei unterstützt, Vertrauenskultur zu entwickeln und zu erhalten. Wir begleiten Organisationen bei der Erhebung des Status Quo indem wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragen. Wir evaluieren die Wirksamkeit der Personalmaßnahmen. In allen Branchen. Wir unterstützen Unternehmen dabei, dass ihre Arbeitnehmer Freude bei der Arbeit empfinden und die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit erkennen. Unsere Aufgabe ist es auch, die wirklich guten Arbeitgeber sichtbar zu machen. Die Marke "Great Place to Work" ist die weltweit renommierteste Arbeitgebermarke. Sie gibt Menschen auf Jobsuche klare Orientierung und wirkt im Employer Branding.
LEADERSNET: Die besten Mitarbeiter auf der Suche nach den besten Arbeitgebern – dies ist der Faktor für Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens der Zukunft. Stimmt das?
Palz: Ja, dem kann ich vollends zustimmen – und das ist auch gut so. Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Lebenszeit arbeitend. Und Arbeitgeber erwarten sich zurecht beste Leistungen von den Mitarbeitern. So ist es auch gerechtfertigt, dass Arbeitnehmer höchste Qualitätsansprüche an ihre Führungskräfte und Unternehmen haben. Die Besten Arbeitgeber sind übrigens auch wirtschaftlich besonders erfolgreich.
LEADERSNET: Wie hat sich die Einstellung zur Arbeit bei den jungen Arbeitskräften verändert?
Palz: Wir sehen, dass jüngere Menschen viel kritischer bei der Auswahl ihrer Arbeitgeber sind. Gleichzeitig ist die Loyalität weniger ausgeprägt – die Frustrationstoleranz ist relativ gering. Sie wünschen sich zeitliche Flexibilität, wenig Überstunden, gute Kollegen, erwarten sich aktive Förderung und Weiterbildung, respektvollen Umgang und Kommunikation auf Augenhöhe. Menschlich und fachlich kompetente Führungskräfte sind geschätzt – da gehen auch die Jungen gerne die Extra Meile und sind leistungsorientiert.
LEADERSNET: Was wünschen sich Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern, um gerne zu arbeiten?
Palz: Neben fairer Bezahlung wünschen sich Menschen in der Früh mit einem guten Gefühl aufstehen zu können und sich auf ihre Arbeit freuen zu können. Das hängt vor allem von den Menschen ab, mit denen sie zusammenarbeiten – sowohl die Kollegen als auch die Führungskräfte. Wenn die Arbeit dann auch noch Sinn macht, stärkt das die Resilienz der Menschen. Und Erfolge beflügeln. Erfolge, die besondere Anstrengung erfordert haben, beflügeln besonders. Sie zu feiern ist besonders empfehlenswert, dadurch wird der Erfolg im Geist verankert und wirkt motivierend.
LEADERSNET: Stillstand ist Gift für den Erfolg des Einzelnen, genauso wie für ein Unternehmen. Das gilt auch für die Arbeitgebermarke Great Place to Work. Getreu diesem Grundsatz stellen Sie nun "Great Place to Work for all" vor – was ist hier der neue Ansatz?
Palz: Wie der Name schon verrät schauen wir bei den Besten Arbeitgebern in Zukunft noch stärker darauf, ob wirklich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Great Place to Work erleben. Wir hören täglich von Fachkräftemangel und erkennen gleichzeitig, dass sich nur ein geringer Prozentsatz der Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber wirklich verbunden fühlt und auch seine Fähigkeiten nicht wirklich einbringen kann. Dazu tragen Führungskräfte viel bei. Und auch die gelebte Kultur.
Wenn es Unternehmen gelingt, die Potenziale wirklich aller Mitarbeiter anzusprechen, dann wirkt sich das auf die wirtschaftliche Performance unglaublich aus: Unsere Forschung zeigt, dass Unternehmen mit nachweislicher "Great Place to Work for all"-Kultur die Konkurrenz weit hinter sich lässt. Bei der Analyse der 100 Besten Arbeitgeber in den US des Fortune Magazins von 2017 kam heraus, dass die wirtschaftlichen Ergebnisse eines Unternehmes direkt mit dem Umstand korrelieren, wie stark ein Unternehmen in Bezug auf Kennzahlen zu Innovation, Führungseffektivität, Werten und Vertrauen von den Mitarbeitern wahrgenommen wird. Das bedeutet: Je besser ein Unternehmen in diesen Punkten bei seinen Angestellten abschneidet, desto besser sind auch seine wirtschaftlichen Ergebnisse. Insbesondere Unternehmen im oberen Viertel weisen bei den Kennzahlen, die wir für die "For all"-Methode ansetzen, mehr als das Dreifache des Umsatzwachstums von Unternehmen des unteren Viertels.
Die "Great Place to Work for all"-Methode erkennt Vertrauen nach wie vor als tragendes Fundament an. Die weiteren stützenden Säulen sind gelebte Unternehmenswerte und wirkungsvolle Führung. Auf dieser Basis können Menschen ihr Selbst und ihre Potenziale für den Arbeitgeber entfalten, es steigt die Innovationskraft dieser Betriebe und wie oben gezeigt, die wirtschaftliche Performance.
LEADERSNET: Warum sollte man sich als Unternehmen von seinen Mitarbeitern bewerten und bei Great Place to Work zertifizieren lassen?
Palz: Great Place to Work ist die einzige Arbeitgeber-Auszeichnung Österreichs, die auf der Rückmeldung der Mitarbeiter beruht. Eine höhere Glaubwürdigkeit als attraktiver Arbeitgeber kann ein Unternehmen nicht erreichen. Das macht die eigenen Mitarbeiter sehr stolz. Und die begehrten Talente wissen, was von einem Great Place to Work zu erwarten ist. Die stark steigenden Zugriffe auf die Arbeitgeberprofile auf unserer Website sprechen eine deutliche Sprache: Menschen erkundigen sich und überlegen sich gut, bei welchem Arbeitgeber sie unterschreiben.
LEADERSNET: Sind die Werte Leistung und Spaß an der Arbeit noch zeitgemäß?
Palz: Definitiv. Menschen wollen sich bei der Arbeit wohl fühlen. Sich mit den Kollegen und auch Kunden freuen und Spaß bei der Arbeit haben. Und wenn schwierige Situationen gemeistert, ein Projektziel erreicht oder ein toller Auftrag gewonnen wurde, dann ist geteilte Freude besonders schön.
Damit Menschen ihr ganzes Potenzial in der Arbeit einbringen braucht es förderliche Rahmenbedingungen. Führungskräfte, die mit Druck, Angst und Machtanspruch ans Werk gehen, werden die Potenziale ihrer Mitarbeiter nie entdecken. Eine stärkenorientierte, den ganzen Menschen wahrnehmende, wertschätzende und glaubwürdige Führung – das ist ein Schlüssel zur Leistung der Mitarbeiter. Ein weiterer Schlüssel ist die gelebte Unternehmenskultur – wurde bei der Mitarbeiterauswahl auf den Cultural Fit geachtet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich richtig anfühlt hier zu arbeiten deutlich größer. Und nicht zuletzt wollen Menschen ihre Zeit mit Sinnvollem verbringen. Diesen Sinn in der jeweiligen Tätigkeit zu erkennen, dazu braucht es auch die Führungskräfte, die den Blick der Mitarbeiter dafür schärfen.
www.greatplacetowork.at