Dienstagvormittag präsentierten DocLX, Österreichs größte Eventagentur mit touristischem und digitalem Schwerpunkt, und Marketagent.com den neuen "Jugend Trend Monitor". In Österreichs größter Jugendstudie werden 2.263 junge Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren repräsentativ zu aktuellen Themen befragt.
"Wir sehen das Bild einer sehr vernünftigen Jugend, die bereits mit der Digitalisierung aufgewachsen ist und eine gewisse Ambivalenz entwickelt hat. Schattenseiten der Digitalisierung sind ebenso bewusst wie Vorteile, Potenziale und verbindende Faktoren", fasst DocLX-Gründer Alexander Knechtsberger zusammen. Marketagent.com-Geschäftsführer Thomas Schwabl ergänzt: "Digitalisierung ist ein fixer Bestandteil des Lebens der jungen Österreicher und wird nicht mehr losgelöst gesehen. Im Umgang mit digitalen Medien und Devices sind die 14- bis 29-jährigen sehr bewusst und nutzen sie gezielt. Auch eine Auszeit vom hyperdigitalen Dauerstress wird als immer erstrebenswerter angesehen."
Mobilität im Wandel
70,4 Prozent der jungen Österreicherinnen und Österreicher wünschen sich kostenfreie öffentliche Verkehrsmittel, womit der Trend zur Abkehr vom eigenen PKW untermauert wird. 25,9 Prozent sprechen sich für autofreie Innenstädte aus und beachtliche 27,2 Prozent wären für eine Abschaffung des Tempolimits auf Autobahnen. Nur 13,6 Prozent unterstützen ein Verbot von Verbrennungsmotoren.
Die Einführung einer City-Maut halten 12,6 Prozent der Befragten binnen der nächsten zehn Jahre für realistisch, die Abschaffung des Tempolimits hingegen sogar 14,5 Prozent. Jeder fünfte junge Österreicher kann sich vorstellen, dass der öffentliche Verkehr in der nächsten Dekade gratis angeboten werden wird. Ein eigenes Auto zu haben, halten nur mehr 47 Prozent der befragten jungen Menschen für wichtig. 21,4 Prozent denken, dass Elektromobilität relevant ist und 17,2 sprechen sich für Car-Sharing aus. Mobilitätsplattformen wie Uber, Car:Go oder Taxify haben für 16,7 Prozent der Befragten sehr hohe Relevanz.
Mit 81,1 Prozent ist der Wunsch nach dem eigenen Auto in den Bundesländern erwartungsgemäß stärker ausgeprägt als in Wien (61,4 Prozent). In ein autonom fahrendes Auto würden 46 Prozent der jungen Österreicher einsteigen. Nur 20,8 Prozent der jungen Menschen können sich mit dem Gedanken eines autonom fahrenden Autos noch gar nicht anfreunden.
Ähnlich ambivalent ist auch die Einstellung zu Zustelldiensten mit Drohnen: 50,6 Prozent der Befragten begrüßen sie.
Electronic Sports genießen hohen Stellenwert
26,9 Prozent der jungen Österreicher definieren "Counterstrike Global Offensive", "Dota 2", "FIFA" oder "League of Legends" als "echte" Sportart. 39,4 Prozent sehen intensive Beschäftigung mit eSports nicht als sportliche Betätigung im eigentlichen Sinn an. 29,1 Prozent sind an eSports interessiert. Hier zeigen sich Männer (47,7 Prozent sind sehr interessiert) als deutlich digitalaffiner. 26,8 Prozent haben eSports-Turniere schon auf Streamingplattformen wie Twitch verfolgt, 10,4 Prozent im Fernsehen.
eSports wird jedoch eine wesentliche Bedeutung zugemessen: 78,1 Prozent denken, dass digitale Sportarten Menschen auf der ganzen Welt verbinden und 67,9 Prozent sind überzeugt, dass sie wichtige Fähigkeiten wie Konzentration oder Reaktionsgeschwindigkeit positiv beeinflussen. Knapp 60 Prozent schreiben eSportlern auch eine bessere Teamfähigkeit zu. Der durchschnittliche österreichische eSportler verbringt täglich 1,2 Stunden mit seiner digitalen Sportart.
Online-Mobbing macht Kopfschmerzen
13 Prozent der jungen Österreicher waren bereits selbst Opfer von Online-Mobbing. 36,2 Prozent waren mit dem Thema im persönlichen Umfeld konfrontiert. 70,5 Prozent der Betroffenen ist das Online-Mobbing nahe gegangen und hat sie betroffen gemacht. 52,7 Prozent haben die Beiträge beim jeweiligen Plattformanbieter – überwiegend juristisch unregulierte Digitalgiganten aus den Vereinigten Staaten – gemeldet.
Jeweils knapp 20 Prozent haben die verursachende Person entweder digital oder persönlich zur Rede gestellt. 15,9 Prozent haben sich an eine Vertrauensperson gewandt. 12,4 Prozent erachten Online-Mobbing als noch verletzender als persönliche Untergriffigkeiten. 75,9 Prozent sehen keinen Unterschied, ob sie im realen oder digitalen Umfeld attackiert werden. 86 Prozent halten Online-Mobber für bemitleidenswert und denken, dass sie sich durch ihre digitalen Attacken selbst größer machen. 27,7 Prozent denken, dass man Hasspostings nicht ernstnehmen sollte. 21,1 Prozent sind bereits so abgebrüht, dass sie Online-Mobbing als Alltagsrealität wahrnehmen.
Body-Shaming und Körperkult
72,4 Prozent der jungen Menschen würden ihren Körper gerne nach einem Idealbild formen und 64,2 Prozent wünschen sich, dass ihr Aussehen auf andere positiv wirkt. 52,6 Prozent fühlen sich unwohl, wenn sie sich subjektiv gesehen nicht attraktiv fühlen. Digitale Vorbilder wie Influencer und Blogger haben jedoch nur einen sehr geringen Einfluss: Nur 3,8 Prozent der jungen Österreicher nehmen sie zum Vorbild.
21,9 Prozent waren schon selbst eine Zielscheibe von Body Shaming. Frauen (26,7 Prozent) sind von Diskriminierung aufgrund ihrer Äußerlichkeit stärker betroffen als Männer (17,3 Prozent). Fast die Hälfte (49,1 Prozent) haben solche Diskriminierungen schon im persönlichen Umfeld erfahren müssen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass 80,9 Prozent der Befragten die "Body Positivity Bewegung" für wichtig erachten. Hier ist die Zustimmung bei Frauen mit 91,4 Prozent besonders stark ausgeprägt.
Bewusster Umgang mit den Ressourcen
Die Generation der 14- bis 29-jährigen sucht einen bewussten Umgang mit der Umwelt und achtet auf einen ökologisch nachhaltigen Lebensstil. 6,5 Prozent setzen dafür auf vegetarische Ernährung und 2,6 Prozent auf ein veganes Leben. 66,8 Prozent halten vegetarische Ernährung für gesund und ein Viertel (24,8 Prozent) spricht dieses Urteil auch über einen veganen Lebensstil aus.
Die überwiegende Mehrheit (79,5 Prozent) glaubt, dass vegetarische Ernährung umweltfreundlicher sei. Über zwei Drittel (67,8 Prozent) denken dies auch über Veganismus. 78,4 Prozent sind der Überzeugung, dass vegetarische Ernährung ein langfristiger Trend und kein "Hype" ist. Bei Veganismus sind nur 44,3 Prozent der Befragten dieser Überzeugung. Mehr als die Hälfte (51,7 Prozent) versucht Plastikverpackungen weitestgehend zu vermeiden. 94 Prozent der jungen Menschen transportieren ihre Einkäufe zumeist in mitgebrachten Taschen, Sackerln oder Rucksäcken. Ähnlich viele (91,1 Prozent) sprechen sich auch für ein Verbot von Plastiksackerln aus.
Impfpflicht: Gesunder Menschenverstand
38,4 Prozent sind für eine generelle Impfpflicht. Weitere 46,3 Prozent stimmen dieser für gefährliche Krankheiten zu. Nur 15,3 Prozent verwehren sich der gesetzlichen Verpflichtung zur Gesundheitsvorsorge. Noch stärker ist das Bewusstsein, wenn es um die eigenen Kinder geht: 93,8 Prozent würden ihren Nachwuchs präventiv impfen lassen. Dagegen spricht sich nur ein verschwindender Prozentsatz von 6,2 Prozent der Befragten aus.
Smarter Umgang mit dem Smartphone
73,7 Prozent der 14- bis 29-jährigen sehen ihr Smartphone als normalen Gebrauchsgegenstand. Bedenklich ist, dass ein Zehntel (9,4 Prozent) es als "Freund" bezeichnet und 7,6 Prozent es schon als eigenen Körperteil betrachten. Durchwegs kritisch ist die Einstellung zur Nutzung des digitalen Dauerbegleiters: 78,4 Prozent sagen, dass ihre Freunde zu viel Zeit mit dem mobilen Device verbringen und 72,2 Prozent sind sich bewusst, dass sie selbst zu viel Zeit in gebückter Haltung über dem Smartphone investieren. Nur 24,2 Prozent kritisieren dies an ihren Eltern.
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74,3 Prozent wünschen sich zumindest manchmal eine Auszeit vom digitalen Webgebleiter und können sich "Digital Detox" vorstellen. Dem steht ein Viertel (25,7 Prozent) der Befragten gegenüber, für das ein Handyverzicht unvorstellbar wäre. Jeder Fünfte (21,6 Prozent) hat sich bereits eine digitale Auszeit gegönnt und fast die Hälfte (48,1 Prozent) hat dies demnächst vor. Ein knappes Drittel (30,2 Prozent) kann sich einen Handyverzicht allerdings nicht vorstellen.
Bewegtbild bewegt die jungen Österreicher
Wenn sich die jungen Österreicher für einen Content-Kanal entscheiden müssten, würde mehr als die Hälfte (54,8 Prozent) auf Streaming-Abos wie Netflix, Amazon Video oder Sky setzen. 14,9 Prozent würden nicht auf Privatsender verzichten wollen – und 9,6 Prozent halten das öffentlich-rechtliche Fernsehen für essenziell.
Über das aktuelle Tagesgeschehen informieren sich 55,7 Prozent der jungen Menschen in sozialen Netzwerken, wobei hier auch die Inhalte der klassischen Medienmarken hinzuzuzählen sind. 38,4 Prozent konsumieren die Digitalangebote der Tagezeitungen. Gleichauf liegt Radio als wesentliches Informationsmedium. 34,1 Prozent konsumieren Nachrichten im Fernsehen, ein Viertel (23,9 Prozent) liest Tageszeitungen in gedruckter Form und ein weiteres Viertel (24,3 Prozent) informiert sich in Online-Medien, so genannten Publisher-Sites. Die Bedeutung sozialer Medien nimmt mit zunehmendem Alter deutlich ab.
Digitalisierung als Fluch oder Segen
Mehr als die Hälfte (52,2 Prozent) der jungen Menschen befürwortet ein bedingungsloses Grundeinkommen im Bewusstsein, dass die fortschreitende Digitalisierung Arbeitsplätze kosten wird. 90,8 Prozent der jungen Österreicher würden auch bei Bezug des bedingungslosen Grundeinkommens arbeiten. Nur 2,4 Prozent würden die Arbeit verweigern, wenn sie rund 1.500 Euro im Monat ohne Gegenleistung beziehen könnten. 35,2 Prozent halten das bedingungslose Grundeinkommen in den nächsten zehn Jahren für realistisch.
Große Sorgen vor der Digitalisierung als Jobkiller hat Österreichs Jugend nicht: 68,1 Prozent halten Bits und Bytes nicht für die Konkurrenten der Zukunft auf dem Arbeitsmarkt. Nur sieben Prozent sehen ihren (künftigen) Arbeitsplatz durch die Digitalisierung gefährdet. (red)
Bilder von der Präsentation des "Jugend Trend Monitor" finden Sie hier.
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