"Regierungsinformationen nicht unreflektiert übernehmen"

| 23.08.2018

Presserat nimmt heimische Medien in die Pflicht.

"Informationen von Regierungsstellen sind nicht immer ausgewogen und sollten von Medien nur nach eingehender Recherche und Überprüfung übernommen werden." Der Senat 1 des Presserats mahnt die heimischen Medien auch bei Informationen von Regierungsseite kritisch nachzufragen.

Angebliche Privilegien in Sozialversicherungen als Anlassfall

Anlassfall für diese Grundsatzerklärung des Senats 1 des Presserats waren Medienberichte – basierend auf Informationen aus Regierungsstellen – über Privilegien in den Sozialversicherungen. Nach der Veröffentlichung der Berichte relativierten die angegriffenen Sozialversicherungen die Vorwürfe: So seien etwa die von der Regierung beanstandeten 160 Dienstwägen der Sozialversicherungen größtenteils Autos für Beitragsprüfer bzw. für Transporte und Krankenbesuche.

Der Senat erinnert in diesem Zusammenhang an Punkt 2.3 des Ehrenkodex für die österreichische Presse, wonach Beschuldigungen nicht erhoben werden dürfen, ohne dass dabei nachweislich zumindest versucht wurde, eine Stellungnahme der beschuldigten Institution einzuholen. "Diesen Grundsatz gilt es auch dann einzuhalten, wenn schwerwiegende Vorwürfe – wie hier – von einer dritten Seite erhoben werden. Verantwortungsvoller Journalismus bedingt es selbstverständlich, die Gegenseite im Artikel zu Wort kommen zu lassen", erklärt der Presserat in einer Aussendung.

"Message Control" von Vornherein wirksam entgegengewirken

Der Senat fordert die Medien dazu auf, ihre wichtige Kontrollfunktion "als vierte Gewalt im Staat" wahrzunehmen und auch Regierungsinformationen nicht unreflektiert zu übernehmen. Durch eine entsprechend tiefgehende Recherche und die Befragung unabhängiger Experten könne Versuchen von "Message Control" von Vornherein wirksam entgegengewirkt werden. "Dadurch stärken die Medien nicht nur ihre eigene Glaubwürdigkeit, sondern werden auch ihrer demokratiepolitischen Aufgabe gerecht. Die Leserinnen und Leser erwarten sich zu Recht eine möglichst umfassende und neutrale Darstellung eines Themas", so der Presserat weiter. (as/ots)

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