Ist das Ende des aufgeklärten Medienzeitalters erreicht oder gibt es ein Comeback journalistischer Fähigkeiten, weil irgendwann auch die Letzte nicht nur konsumieren, sondern auch wissen will? Dieser Fragestellung gingen Petra Stuiber, Stellvertretende Chefredakteurin der Tageszeitung Der Standard, Meret Baumann, Korrespondentin der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), und Daniela Kraus, Geschäftsführerin von fjum_forum journalismus und medien wien, beim Klub für Frauen in den noblen Räumlichkeiten des Winterpalais nach.
"Je mehr News auf die Rezipienten einprasseln, desto eher entsteht das Bedürfnis nach verlässlichen Quellen", so der Tenor der Expertinnen. Die Distanz zwischen Medien und Lesern wird immer geringer, es gibt nur mehr wenige Schwellen, der Dialog zwischen Lesern und Blatt entfacht immer mehr. Das zeigt sich auch beim Standard. "Wir wollen das relevanteste Diskursmedium im deutschsprachigen Raum werden", so Stuiber.
Vor allem im Bezug auf Fakenews, die nicht nur im Web, sondern auch Print zu finden sind, sei es wichtig, transparent zu machen, wie das Medium arbeitet, welche Eigentümer und Interessen dahinterstehen. Zudem müsse man Bewusstsein schaffen und damit schon im Kindesalter ansetzen.
"Stillstand ist kein guter unternehmerischer Berater"
Neben der Diversifikation vieler Medienhäuser außerhalb des Kerngeschäftes ist Zeitung eben nicht mehr nur die klassische Zeitung. Vor allem die Social-Media-Komponente wird immer größer, Line Extensions und Feel-Good-Medien wie Servus in Stadt & Land haben längst ihren Platz gefunden. "Jedes Medienunternehmen muss den richtigen Weg finden, mit dem Strukturwandel umzugehen", so Baumann. "Früher musste man sogar Inserenten abweisen, weil kein Platz mehr war. Früher wurden kritische unangepasste Leserbriefe nicht abgedruckt, den störrischen Schreibern wurde sogar das Abo gestrichen", so Baumann weiter.
Auch intern hat sich in den Medienhäusern viel verändert. "Nur wenige wissen, wie komplex Redaktionen heute arbeiten", so Kraus. Heutzutage gibt es keinen Redaktionsschluss mehr, "der Mensch" will rund um die Uhr aktuelle Nachrichten konsumieren. Ist Journalist also ein Alptraumjob? "Keineswegs, wenn man das nötige Talent, Neugier und Durchhaltewillen hat. Wenn man viel reisen und noch mehr Spaß haben will, ist der Job nicht der richtige", so die Diskutantinnen. (jw)
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