Tiroler Adler Forum: "Österreich ist bereit, wachgeküsst zu werden"

Wirtschaftsministerin Schramböck, IHS-Chef Kocher, Speedinvest Gründer Holle und "Schuh- und Finanzrebell" Staudinger begeisterten in der Hypo Zentrale in Innsbruck.

Die Digitalisierung hat die moderne Welt fest im Griff und sorgt in allen Branchen für einen Wandel, der neue Realitäten für Unternehmen bringt. Doch wo befindet sich Tirol in dieser digitalen Welt? Worin liegen die Stärken, aber auch Schwächen der Region und wie kann der Spagat zwischen Digitalisierungshype und Regulierungswahn gelingen? Diese und viele weitere brisanten Fragen wurden im Zuge des zweiten Adler Forums diskutiert. Die Vorzeichen sind gut wie nie: „Die Wirtschaft boomt" – so Anton Pletzer, Präsident der Tiroler Adler Runde, in seiner Begrüßung.

Mit der Digitaliserung Industrie nach Europa zurückzuholen

"Wir sind nur so gut, wie unsere mittelständischen Betriebe", ist die Bundesministerin Margarete Schramböck überzeugt. Ein persönliches Bild von Tirols Wirtschaft hat sich die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin bereits vor der Veranstaltung gemacht – sie besuchte Betriebe, unter anderem in ihrer Heimat St. Johann. "Die Digitalisierung ermöglicht es, mit neuen Prozessen und Technologien Industrie nach Europa zurückzuholen", so die positive Zukunftsprognose der Ministerin.

Martin Kocher – der Leiter des Instituts für Höhere Studien in Wien – beleuchtete die Digitalisierung aus wissenschaftlicher Sicht. "Die Digitalisierung sollte als Chance betrachtet werden, wobei man Sicherheit für diejenigen schaffen muss, die möglicherweise negativ betroffen sein werden", erläuterte Kocher. Eines steht nämlich fest: Vormals analoge Arbeitsprozesse werden zunehmend von Maschinen übernommen, weshalb "etwa neun Prozent der Beschäftigten ein hohes Automatisierungsrisiko haben", resümierte der Wissenschafter.

Innovationsgeist im Mittelpunkt

In der anschließenden Diskussion lieferten Speedinvest-Gründer Oliver Holle und Heinrich Staudinger (GEA Waldviertler), der sein Unternehmen durch Privatkredite finanziert, weitere spannende Ansätze: So unterschiedlich die Unternehmen der beiden sind – Innovationsgeist steht bei beiden im Mittelpunkt. Eben dieser sei auch für Ministerin Schramböck dafür verantwortlich, dass sich manche Unternehmen weltweit behaupten.

"Andere Länder bringen den Willen zum Ausdruck, dass sie ein guter Boden für Start-ups sind und sich im internationalen Wettbewerb auch um die die entsprechenden Fachkräfte bemühen – das fehlt in Österreich", merkte Holle kritisch an. Neue Apps zu entwickeln reiche aber in Zukunft nicht aus, um vorne mit dabei zu sein: Chancen sieht er für die heimische Wirtschaft vor allem im Bereich der Industrie und bestärkt sie, hier innovativ zu sein: Gerade die traditionelle industrielle Kernkompetenz Europas sei jener Bereich, in dem auch in Amerika Chancen bestünden.

"Wir brauchen das Bekenntnis, dass Österreich ein guter Boden für die Wirtschaft ist, denn diese Unternehmerfreundlichkeit ist für alle Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor – dafür setzen wir uns ein", so Ingeborg Freudenthaler (Tiroler Adler Runde) ergänzend. Mit dem Rat, wie in Bhutan über die Verankerung des Glücks in der Verfassung nachzudenken, ließ Heini Staudinger aufhorchen, der zusätzlich die unternehmerische Verantwortung auch für kommende Generationen einforderte. (as)

www.tiroler-adler-runde.at

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