Die weltweit größte Agenturholding in der Krise, die Werbebranche in Aufregung: WPP-Chef Martin Sorrell steht unter Druck, gegen ihn wird intern ermittelt. Hintergründe sind Vorwürfe wegen finanzieller Vorteilsnahme und persönlichen Fehlverhaltens, wie das Wall Street Journal schreibt. In einer kurzen Pressemitteilung hat dies das börsennotierte Unternehmen bestätigt. "Der Vorstand von WPP hat einen unabhängigen Anwalt berufen, der als Reaktion auf einen Vorwurf persönlichen Fehlverhaltens eine Untersuchung gegen Sir Martin Sorrell, Chief Executive Officer von WPP, durchführen wird. Die Untersuchung läuft noch. Die Vorwürfe beziehen sich nicht auf Beträge, die für WPP wesentlich sind", lautet es.
Über mögliche Nachfolge-Kandidaten wird medial bereits spekuliert: Mark Read, CEO der WPP-Digital-Agentur Wunderman, Eric Salama, Chef der WPP-Tochter für Data Investment Management, Kantar, und Lindsay Pattinson, derzeit Chief Transformation Officer bei WPP, sind laut Wall Street Journal im Gespräch.
Schwierige Zeiten
Der Aktienkurs ist im vergangenen Jahr um 35 Prozent eingebrochen. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Null-Wachstum bei Umsatz und Netto-Erträgen. Gleichzeitig sorgten die exorbitanten Bezüge von Sorrell für immer mehr Unmut. 2015 sollen ihm 70 Millionen Pfund ausbezahlt worden sein - das hat ihn zum höchstbezahlten Manager in der "Geschichte der Werbung" gemacht. Für 2017 wurden ihm Aktien des Unternehmens im Wert von 10 Millionen Pfund (11 Millionen Euro) zugesprochen - nach 42 Millionen Pfund im Vorjahr.
Die Big Player der Konsumgüterkonzerne - wie Unilever und Procter & Gamble - kürzen ihre Marketingbudgets, Investoren stellen generell das Modell "Werbeagentur" in Frage. "Kein schönes Jahr" habe WPP hinter sich, sagte Sorrell im März und räumte ein, dass er unter Druck stehe. (jw)
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