Alle, die sich vorgenommen haben, 2018 die Liebe für das Leben (oder zumindest für die nächste Nacht) zu finden, werden auf das Smartphone kaum noch verzichten können. Denn die Balz kennt weder Zeit noch Ort. Ob frühmorgens in der U-Bahn, mittags bei Mäci oder afterwork im Fitnesstempel. Dank Smartphone und Tablet können Mann und Frau immer und überall digital „baggern“.
Die beliebteste Flirt-App ist Tinder. Weltweit sollen es 50 Millionen Nutzerinnen und Nutzer sein, die sich jeden Monat auf die Pirsch begeben. In Österreich sind 200.000 paarungswillige Menschen registriert, täglich wischen 20.000 Landsleute auf der Suche nach Zweisamkeit behände übers Handy. Als Synonym für den Online-Flirt hat es das Verb „tindern“ in den Duden geschafft.
Vor zweitausend Jahren entschied Kaiser Nero mit dem Daumen nach oben oder unten über Leben und Tod. Heute entscheidet ein Swipe. Der Wisch nach rechts bedeutet „Ja, die/der gefällt mir“. Nach links wischen heißt: „Sorry, das wird nix mit uns beiden“.
Täglich werden auf diese Weise mehr als eineinhalb Milliarden Profilfotos, die automatisch aufs Handy gebeamt werden, in Sekundenschnelle bewertet. Wenn sich zwei mit einem Wisch nach rechts gefunden haben, dann haben sie ein Match. Der Chatkanal wird geöffnet und der Spaß kann beginnen.
Mittlerweile gibt es mobile Dating-Apps von A bis Z mit so klingenden Namen wie AppYou, Boompi, POF oder Zoosk. Wem der Flirt auf der Erde zu bodenständig ist, der kann in die Luft gehen. Die Applikation AirDates hat Flugreisende und Vielflieger im Visier. Man muss lediglich vorab die geplante Route eingeben, um potenzielle Partner aufzuspüren. Dem Techtelmechtel über den Wolken steht nichts mehr im Weg – außer vielleicht, dass der Fesche in der Business Class sitzt und dich die Stewardess am Klassenwechsel hindert.
Egal ob am Boden oder in der Boeing: Glauben Sie nicht alles, was Ihnen Ihr Smartphone oder Tablet zeigt. Die digitale Verschleierung von Alter, Falten und Figur ist geübte Praxis. Die Stunde der Wahrheit schlägt spätestens beim ersten analogen Date ...
(* Eveline Pupeter ist Eigentümerin des österreichischen Handy-Herstellers emporia und Expertin für Senioren- Kommunikation)