"In Österreich dominiert nach wie vor der stationäre Handel"

| 21.01.2018

In keinem anderen europäischen Land ist die Dichte an Verkaufsfläche pro Kopf so hoch wie hierzulande. 

Während der digitale Wandel Online-Händler wie Amazon und Alibaba unter die erfolgreichsten Unternehmen der Welt katapultiert hat, dominiert in Österreich nach wie vor der stationäre Handel. In keinem anderen europäischen Land ist die Dichte an Verkaufsfläche pro Kopf so hoch wie hierzulande: Mit 1,67 m2 pro Einwohner liegen heimische Händler vor Belgien (1,64 m2) und den Niederlanden (1,61 m2) im Retail Barometer Österreich 2018 auf Platz eins. Zum Vergleich: In Großbritannien kommen auf jeden Einwohner nur 1,09 m2 Verkaufsfläche. Für viele Retailer in Österreich bedeutet der starke Fokus auf Filialen eine Gefahr - rückläufige Marktanteile und geringere Renditen drohen.

"Der Handel befindet sich mitten im Übergang in eine neue Welt. Bislang war es die Aufgabe von Händlern, Filialen zu bauen, Regalmeter bereitzustellen, Regale mit Produkten zu befüllen und diese Produkte mit Massenmedien zu bewerben. Der Händler der Zukunft erhebt und nutzt Informationen aus vielfältigen Quellen, um Kunden individuell über mehrere verschränkte Kanäle - Stichwort Omnichannel - mit einem bedürfnisorientierten Angebot anzusprechen", so Martin Unger, Partner Contrast EY und Sector Leader Consumer Products & Retail bei EY Österreich. Österreichs Handel müsse digitaler werden, um nicht den Anschluss an Amazon und Co zu verlieren.

Verknüpfung von Online und Filiale

71 Prozent der österreichischen Händler mit Omnichannel-Angebot erzielen mit Kunden, die über mehrere Kanäle einkaufen, höhere Umsätze. Jeder Fünfte (18%) macht sogar viel höhere Umsätze mit Omnichannel-Kunden. Allerdings können vier von fünf Händlern (80,7%) die Profitabilität über mehrere Kanäle momentan noch nicht messen. "Die 250 größten Onlineshops in Österreich erwirtschaften mittlerweile 2,5 Milliarden Euro jährlich, allein im letzten Jahr sind die Umsätze um 8,6 Prozent gestiegen. Diese anhaltende Dynamik im E-Commerce führt zu einer immer stärkeren Marktkonzentration, das heißt immer weniger große Händler teilen sich einen immer größeren Anteil am Kuchen. So erwirtschaften die zehn größten Online-Händler Österreichs zusammen mit 1,2 Milliarden Euro fast die Hälfte des Gesamtumsatzes, Amazon allein kommt mit 556 Millionen Euro auf ein Viertel. Und 93 Prozent aller österreichischen Online-Shopper zwischen 15 und 60 Jahren haben bereits bei Amazon eingekauft", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

 Die heimischen Handelsunternehmen scheinen bereits erkannt zu haben, dass die Zukunft in der Verknüpfung von Online und Filiale liegt: 85 Prozent haben laut eigener Aussage bereits mit der Umsetzung einer Omnichannel-Strategie begonnen. Die Selbstwahrnehmung sei hier aber deutlich besser als der Status quo, so Unger. Die größten Herausforderungen bei der Einführung von Omnichannel sind aus Sicht der befragten Handelsunternehmen das nötige Kapital (30%) sowie erhöhte Anforderungen an die Daten- und IT-Sicherheit bzw. mangelnde personelle Ressourcen (je 27%). (jw)

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