Opus Marketing feierte dieser Tage seinen 25. Geburtstag. LEADERSNET hat dies zum Anlass genommen, um Erik Kastner, Geschäftsführer Opus Marketing, zum Interview zu bitten. Der Trend-Scout zeigt die aktuellen Problematiken des Eventbusiness wie beispielsweise Compliance auf, thematisiert den enormen Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung, plädiert für mehr Regionalität und erklärt, warum er einen Generationenwechsel einleiten will.
LEADERSNET: Opus Marketing hat dieser Tage allen Grund zum Feiern, begeht das Unternehmen ja schließlich sein 25-jähriges Jubiläum. Wie hat sich das Unternehmen seit seiner Gründung in Wien entwickelt? Welche Leistungen haben sich über die Jahre herauskristallisiert?
Kastner: Während meiner Karriere in der internationalen gehobenen Hotellerie habe ich erstmals Event-Luft geschnuppert. 1992 habe ich mich dafür entschieden, das Fach zu wechseln und Opus Marketing zu gründen. Der Name war schnell gefunden: Opus – das Werk, lateinisch angehaucht und mehrgliedrig wie ein Musikstück. Marketing galt damals noch als Überbegriff für alle Kommunikationsdisziplinen. Mittlerweile besteht das Unternehmen aus den vier Teilen Unique Meetings, Emotional Events, Eventmedia-Technik sowie Eventcoaching und hat Standorte in Wien, Linz und Graz. Tätig sind wir aber europaweit. Kontinuität ist mir sehr wichtig, meine erste Mitarbeiterin ist seit 25 Jahren an Bord.
LEADERSNET: Die Gestaltung von Events weist ja vielfältige Aspekte auf. Welche Bereiche sind besonders gefragt?
Kastner: Kreation von emotional events ist unsere Profession. Wir schaffen Erlebniswelten und berühren so den Geist und die Sinne der Eventbesucher. Kunden schätzen besonders, dass wir alles aus einer Hand anbieten können – sogar unsere hauseigene Technik, die von internen Profis bedient wird. Damit agieren wir schlussendlich auch als Contentproduzent.
LEADERSNET: Muss der Kunde ein großes Budget haben, um Ihre Dienste in Anspruch nehmen zu können?
Kastner: Nicht immer macht der Preis die Qualität aus. Auch mit kleinen Budgets kann man die gewünschten Botschaften kommunizieren und wunderbare Events umsetzen. Natürlich tut man sich mit mehr Geld leichter, aber richtig schwierig wird es erst dann, wenn der Kunde unrealistische Vorstellungen hat. In diesem Fall ist es besser, einen Berater zu engagieren - unseren "Eventcoach“.
LEADERSNET: Was kann man sich unter "Eventcoaching“ vorstellen?
Kastner: Wir stellen den Mitarbeitern des Auftraggebers, der keine Agentur beauftragen will, ein Event-Team im eigenen Hause zusammen, das professionell begleitet, gecoacht und motiviert wird. Eine tolle Sache bei kleineren Budgets, aber auch um dem Aufsichtsrat oder Vorstand zu belegen, dass man ein Event intern organisiert und abgewickelt hat.
LEADERSNET: Wie hat sich das Eventbusiness allgemein entwickelt? Vor welchen Herausforderungen steht die Branche?
Kastner: Der demografische Wandel sowie die Compliance Richtlinien von internationalen Unternehmen werden nicht nur auf die Mobilität Einfluss haben: Auch die Serviceleistungen werden sich künftig an die damit einhergehenden Veränderungen anpassen müssen. Dabei spielt das Thema Nachhaltigkeit auch in Zukunft eine immer wichtigere Rolle. Wir berücksichtigen in unseren Veranstaltungskonzepten z.B. die Themen Mobilität (alternative An- und Abreisemöglichkeiten), Catering (Nutzen von regionalen und saisonalen Produkten), Drucksorteneinsparungen durch Digitalisierung und klären unsere Kunden in den Bereichen „Green Meetings“ und „Green Events“ nachhaltig auf.
LEADERSNET: Ist die Organisation von Veranstaltungen heutzutage noch ein gewinnbringendes Geschäft?
Kastner: In den vergangenen drei Jahren konnten wir sowohl Umsatz als auch Gewinn steigern.
Natürlich gibt es im Eventgeschäft Höhen und Tiefen, Stichwort Finanzkrise 2008/2009. Wir sind eine sehr sensible Branche. Wenn die Wirtschaft einbricht, sparen die Unternehmen als erstes bei den Events und stecken ihre Budgets vermehrt zurück in die klassische Werbung. Wer will denn schon beim Feiern gesehen werden, wenn überall der Sparstift angesetzt wird? Ob das richtig oder falsch ist, sei dahingestellt.
LEADERSNET: Angesichts der Dichte von Events in der Bundeshauptstadt - kann man schon von einer Inflation der Veranstaltungen sprechen?
Kastner: Die richtigen Leute zur richtigen Zeit zum richtigen Platz zu bekommen, ist eines der größten Themen unserer Zeit. Wir empfehlen Kunden, nicht zu oft Events zu veranstalten - es darf nicht inflationär werden.
Es hängt natürlich immer von mehreren Faktoren ab: Beispielsweise ob ein neues Produkt am Launchday europaweit präsentiert werden muss.Es empfiehlt sich auch die penible Recherche bezüglich Konkurrenzveranstaltungen vorab.
Wichtig ist, sich durch Produkt und Location abzusetzen. Man muss heutzutage mehr tun, um die Leute zum Event zu bekommen. Gutes Essen und Trinken alleine reicht nicht mehr.
LEADERSNET: Welche Rolle kommt der Location zu ?
Kastner: Jedes Produkt, jede Marke bedarf zu einem gewissen Zeitpunkt eventuell einer anderen Location. Den Orten haften schon gewissen Konnotationen an: Rathausplatz – Filmfestival, Staatsoper - Opernball, Konzerthaus- klassisch. Man kann natürlich durch Dramaturgie einiges erreichen: Begeisterung genauso wie auch Enttäuschung. Wir haben daher keine Schubladenkonzepte und auch keine Location, die wir exklusiv bespielen.
LEADERSNET: Was muss man also konkret bieten, um die Leute anzulocken?
Kastner: Die Budgets werden gottseidank nicht kleiner, sie bleiben gleich, dafür lädt man gerne nur halb so viele Menschen ein, man setzt gerne auf Verknappung, um die Veranstaltung exklusiver wirken zu lassen. Folglich bleibt mehr Geld über, das für diverse spektakuläre Effekte eingesetzt werden kann. Sozusagen muss man einen „unique event point“ schaffen. Das lohnt sich nachhaltig: Wir sind das einzige Medium beziehungsweise Marketingtool, bei dem man sich in die Augen schauen kann. Das darf man nicht außer Acht lassen. Wenn der Kunde virtuell ein Auto testet, kann das nie das gleiche sein, wie bei einem Event das Leder zu riechen und das tolle Lenkrad zu fühlen.
LEADERSNET: Die Zauberformel lautet also "alle Sinne ansprechen"?
Kastner: Ja genau, ich habe schon in den 1990ern von Emotionalisierung gesprochen. Damals wurde ich ausgelacht, als ich von haptischen und olfaktorischen Effekten sprach, jetzt setzen alle darauf.
LEADERSNET: Enttäuschung entsteht meist durch überhöhte und falsche Erwartungshaltung?
Kastner: Weniger ist oft mehr. Es muss nicht immer Kaviar, Lobster und Chablis sein, wenn ich auch hochqualitative regionale Produkte verwenden kann. Man muss nicht immer ins Ausland gehen. Es ist wichtig, die Kunden darauf hinzutrimmen, selektiver zu werden. Die Erwartungshaltung wird durch den Erstkontakt beziehungsweise die Marke geprägt. Schon in der Einladung muss dies klipp und klar kommuniziert werden.
LEADERSNET: Eventagenturen sprießen stetig aus dem Boden. Wie beurteilen Sie die Lage in Österreich?
Kastner: Ich habe Viele kommen und gehen gesehen. Viele glauben, ein Wochenendkurs reicht, es gibt nichts was ich nicht erlebt habe. Jede gut gemachte Veranstaltung ist eine Werbung für die Branche. Professionalität muss dabei an erster Stelle stehen – beim Eventmarketing ebenso wie bei der Umsetzung. Ein Quäntchen Glück gehört aber immer dazu - bei jedem Event.
Ich orte eine gefährliche Entwicklung: Billigbieter kicken Profis aus dem Rennen, die Veranstaltung gelingt nicht gut, Gäste und Kunden sind unzufrieden. Was passiert also? Das Budget wird umverteilt.
LEADERSNET: Wohin geht die Reise der Eventbranche? Ist die Digitalisierung in Ihrem Business "schon“ angekommen?
Kastner: In Sachen Digitalisierung ist Österreich weit hinten. Es liegt noch ein langer, herausfordernder Weg vor uns. Vernetzungen zwischen digitalen Elementen werden in allen Bereichen erwartet. Diese Veränderung ist insbesondere auch im Veranstaltungsbereich spürbar. Es geht darum, Events neu zu denken und sich über die Grenzen hinaus zu vernetzen. Die Kommunikation im Eventbereich muss kompakt, tief gehend und hintergründig sein.
LEADERSNET: Ist das auch eine Generationenfrage?
Kastner: Sicherlich ist das auch eine Generationenfrage. Diejenigen, die die Branche mit „learning by doing“ aufgebaut und mitgetragen haben, werden alt. Bis dato hat es keinen richtigen Generationenwechsel gegeben. Es liegt daher an uns, den Generationenwechsel einzuleiten und die Expertise an die Jungen weiterzugeben.
Niemand wird ein Branchenurgestein für eine Jugendveranstaltung buchen, trotzdem ist die Expertise der erfahrenen Player beispielsweise in Sachen Konzeption und Sicherheit für die Youngster überlebensnotwendig.
Erfahrungen sind dazu da, um weitergegeben zu werden: Ich gebe mein Wissen gerne weiter.
www.opus-events.at