Frauen sind deutlich zufriedener mit dem Gehalt als Männer, doch die Gehaltszufriedenheit nimmt im Laufe des Berufslebens ab. Das ergab eine aktuelle Studie der Online-Jobbörse StepStone, durchgeführt von marketagent.com. Befragt wurden dafür 1.011 Österreicher, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung zwischen 20 und 55 Jahren mit höherer Bildung in einem Angestelltenverhältnis.
Im Detail
81,9 Prozent geben an, mit ihrem derzeitigen Gehalt zufrieden zu sein. Was auf den ersten Blick jedoch etwas überrascht: Frauen sind – trotz Schlagworten wie Gehaltsschere – insgesamt zufriedener als Männer. So gibt ein Fünftel der weiblichen Befragten an, mit dem Gehalt sehr zufrieden zu sein, während es bei den Männern nur 14,3 sind.
Betrachtet man die Gehaltszufriedenheit jedoch näher, zeigt sich, dass Alter und Arbeitserfahrung Einfluss auf die Zufriedenheit haben. Während bei den 20 bis 29-Jährigen Frauen noch 81 Prozent mit ihrem Gehalt zumindest zufrieden sind, sind es bei den 50 bis 55-Jährigen nur mehr 74 Prozent. Bei den Männern steigt die Zufriedenheit mit der Gehaltssituation hingegen mit der Berufserfahrung. So sind bei den 20 bis 29-Jährigen Männern nur 75,5 Prozent zumindest zufrieden, bei den 50 bis 55-Jährigen hingegen rund 82 Prozent.
Gehaltsexperte Conrad Pramböck begründet die sinkende Zufriedenheit der Frauen über 50 mit der beruflichen Neuorientierung in dieser Lebensphase: „Bei den 20 bis 29-Jährigen sind Männer und Frauen in Bezug auf Karriere und Verdienst gleichgestellt – erst mit der Geburt des ersten Kindes treten Frauen oft beruflich in den Hintergrund und steigen dann um die 50 wieder voll ins Berufsleben ein. Der Frust des Wiedereinstiegs macht sich dann in den Zufriedenheitswerten bemerkbar.“ „Um dem entgegenzuwirken, ist es ratsam, sich schon vor dem ersten Kind Gedanken zu machen, wo die Reise beruflich hingehen soll und welche Schritte dafür notwendig sind. Dazu gehört auch, für sich selbst zu definieren, was Karriere für jede Einzelne bedeutet und welche finanziellen Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen,“ ergänzt Rudi Bauer, Geschäftsführer StepStone Österreich.
Die Gehaltsschere – Mythos oder Wahrheit?
Doch egal wie zufrieden Frauen mit ihrem Gehalt sind, Fakt ist: Frauen verdienen in Österreich weniger als Männer. Laut der Initiative Equal Pay Day sind es derzeit 17,3 Prozent, anders gesagt: Bis zum 4. März 2017 haben Frauen in Österreich umsonst gearbeitet. Dennoch ist die Einschätzung der Befragten eine andere, wie die vorliegende Studie zeigt. So gibt die Hälfte der befragten Männer (vs. 42,7 Prozent der Frauen) an, dass es in dem Unternehmen, in dem sie arbeiten, keine großen Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, nur 13,7 Prozent (Frauen: 24,7 Prozent) erkennen die Gehaltsunterschiede an. Weitere 21,7 Prozent der Männer und 18,8 Prozent der Frauen geben an, es nicht zu wissen bzw. nicht beurteilen zu können.
Allgemein – also nicht auf den eigenen Arbeitgeber bezogen – stimmen 43,1 Prozent der Männer der Aussage zu, dass Frauen grundsätzlich für die gleiche Leistung weniger verdienen als Männer (vs. 71,9 Prozent der Frauen), sprich für Frauen ist die Problematik der Gehaltsschere viel präsenter als für Männer.
Gehaltstransparenz – die Lösung?
Um die Gehaltsschere ein für alle Mal zu beseitigen, wird oft laut nach Gehaltstransparenz gerufen. Der Zugang der Geschlechter ist hier jedoch nicht ganz einheitlich: Während knapp zwei Drittel der befragten Frauen klar für Transparenz sind, sind die Männer mit 54,6 Prozent etwas zurückhaltender. Wenig oder gar keine Zustimmung gibt es immerhin von einem Fünftel der männlichen und 15 Prozent der weiblichen Befragten.
Für den Gehaltsexperten ist die viel diskutierte Gehaltstransparenz nicht die Lösung, vielmehr appelliert er an Frauen, selbst aktiv zu werden, raus aus der Opferrolle und ihrer Komfortzone zu kommen. Heißt auch, den eigenen Marktwert realistisch abzuschätzen, wie Rudi Bauer erklärt: „Den Jobmarkt regelmäßig scannen, sich mit Kollegen vergleichen und vielleicht auch einmal auf Stellen bewerben um zu sehen, ob man in die engere Auswahl kommt, können dabei helfen, den eigenen Marktwert abzuschätzen und so in eine aktivere Position zu kommen.“
Fixes vs. variables Gehalt
Österreichs Angestellte neigen tendenziell zum Sicherheitsdenken: Bei der Frage nach fix oder variabel gibt es beinahe eine Zweidrittelmehrheit für das fixe Gehalt. So verzichten 60,5 Prozent der Befragten lieber auf eine leistungsorientierte Bezahlung mit variablem Anteil, immerhin 28,6 Prozent können sich sowohl ein fixes als auch ein variables Gehalt vorstellen, nur jeder Zehnte bevorzugt die leistungsorientierte Bezahlung. Die Präferenz für den variablen Anteil nimmt jedoch mit Unternehmensgröße und Personalverantwortung zu, und – wenig überraschend – geht für Frauen die Sicherheit vor, während Männer dem leistungsabhängigen Gehalt eher zugetan sind: 14,5 Prozent der Männer bevorzugen das variable Gehalt (Frauen: 7,7 Prozent), 56,1 Prozent das Fixum (Frauen: 64,4 Prozent).
Nicht einmal drei Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Gehalt ein absolutes Tabuthema ist. Im Branchenvergleich sind die Bankangestellten übrigens am konservativsten: 8,2 Prozent sind immer noch der Meinung, dass ihr Gehalt niemanden etwas angeht. Doch auch wenn das Gehalt kein Tabu mehr ist, nehmen es die Befragten mit der Ehrlichkeit nicht immer ganz so genau. Rund ein Drittel der Befragten hat auf die Frage, was man denn so verdiene, schon einmal die Unwahrheit gesagt. Ein interessantes Detail: Rund ein Fünftel der Befragten hat sich bescheidener gezeigt, als es ist und weniger angegeben, nur 12,3 Prozent haben mehr angegeben. (red)
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