„Ich bin ein Manager, den man mieten kann“

Gerhard Kornfeld über Restrukturierungen, soziale Fähigkeiten und Mergers & Acquisitions.

Gerhard Kornfeld ist Gründer und Chef der Kornfeld Industriebeteiligungen und Beratung GmbH und gilt als Sanierungs- und Restrukturierungsexperte. leadersnet hat den Manager getroffen und sich mit ihm darüber unterhalten, ob man sich vor einer Restrukturierung fürchten muss, wann Unternehmen seine Dienste in Anspruch nehmen und warum es für österreichische Unternehmen der richtige Zeitpunkt ist in den CEE-Ländern zu investieren.

leadersnet: Was bietet die Kornfeld Industriebeteiligungen und Beratung GmbH konkret an?

Kornfeld: Ein wichtiger Pfeiler der Kornfeld Industriebeteiligungen und Beratung GmbH ist das sogenannte Interimsmanagement. Wenn, aus welchen Gründen auch immer – sei es ein Managementwechsel, Krankheit oder ähnliches – ein Vorstand oder Geschäftsführer für einen bestimmten Zeitraum gebraucht wird, dann übernehme ich die Position interimistisch. Ich bin sozusagen ein Manager, den man mieten kann. Das zweite Thema ist Restrukturierung und Sanierung. Wenn ein Unternehmen in eine Krise schlittert oder reorganisiert wird sowie der Turnaround geschafft werden soll, dann bin ich auch zur Stelle.

leadersnet: Ab welchem Zeitpunkt sollte ein Unternehmen Ihre Dienste in Anspruch nehmen?

Kornfeld: Wenn der Eigentümer oder Bankenkreis merkt, dass sich die Kennzahlen oder die Liquidität des Unternehmens verschlechtert, dann können wir helfen. Je früher die Problemlösung startet, desto einfacher ist es.

leadersnet: Sprich wenn man keine Gehälter mehr zahlen kann oder den Verpflichtungen gegenüber seinen Lieferanten nicht mehr nachkommen kann …

Kornfeld: Dann ist es schon sehr spät. Den richtigen Zeitpunkt genau zu benennen, ist wirklich sehr komplex. Das hängt vom Reporting der Firma ab. Wenn man ein schwaches Reporting hat, dann ist man immer einen Schritt hinten nach und erkennt Probleme meist zu spät. Das ist auch eines unserer hauptsächlichen Themen: sinnvolles Reporting einführen.

leadersnet: Muss sich ein Unternehmen vor einem Restrukturierer füchten?

Kornfeld: Nein, auf keinen Fall. All die Projekte, die ich bis jetzt betreut habe, sind in enger Abstimmung mit allen Stakeholdern durchgeführt worden. Es geht darum, dass so schnell wie möglich alle wesentlichen Key-Player – von Geschäftsführung über Aufsichtsrat und Eigentümer bis hin zu den Banken – eingebunden sind. Dann muss das Konzept der Restrukturierung so rasch wie möglich abgestimmt und umgesetzt werden. Das ist natürlich immer wieder mit schmerzlichen Schritten verbunden, da es um Themen wie Kosteinsparungen oder Personalabbau geht. Aber es gibt auch andere Maßnahmen, die gesetzt werden müssen, etwa die Steigerung der Vertriebsleistung oder die Streichung von unrentablen Geschäftssegmenten oder Produkten.

leadersnet: Welche Geschäftsfelder, abgesehen von Restrukturierungen und Sanierungen, decken Sie noch ab?

Kornfeld: Ein wichtiges Thema sind Mergers & Acquisitions. Aufgrund des Wachstums und der Fokusierung von Unternehmen gibt es viele interessante internationale Transaktionen. Ich habe Käufe und Devestitionen mit dem Schwerpunkt Industrie und Handel in 15 verschiedenen Ländern betreut. Wir decken die komplette Wertschöpfungskette von der Identifizierung bis zur Post Merger Integration ab.

leadersnet: Was macht für Sie den besonderen Reiz Ihrer Tätigkeit aus?

Kornfeld: Das Spannende ist, dass es jeden Tag neue Aufgabenstellungen gibt und ich sehr interessante und spannende Problemstellungen löse und immer mit Menschen zu tun habe. Ich benötige eine Mischung aus Erfahrung, fachlicher Kompetenz, sozialen Fähigkeiten und einer gewissen Menschenkenntnis, um erfolgreich zu sein.

leadersnet: Gibt es noch andere Geschäftsfelder?

Kornfeld: Ja, sehr spannend ist die Betreuung von Start-ups. Wir haben ein Projekt im Gesundheitsmanagement und eines im Versicherungsbereich begleitet. Die Anforderungen zu etablierten Konzernen und KMUs sind aufgrund der Finanzierung, des Budgets und der Zeittangente different. Es ist ein weiter wachsendes Geschäftsfeld.

leadersnet: Was haben Sie gemacht, bevor Sie die Kornfeld Industriebeteiligungen und Beratung GmbH gegründet haben?

Kornfeld: Ich war über 20 Jahre in internationalen Konzernen tätig – überwiegend im Ausland. Darunter viele Jahre in Tschechien und zuletzt in Russland. Am Anfang meiner Laufbahn habe ich den kaufmännischen Part abgedeckt, seit 2003 CEO-Rollen mit einem operativen Schwerpunkt vor allem auf Vertrieb und Restrukturierung. 2012 habe ich dann den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.

leadersnet: Sie haben also einen großen Teil Ihres Berufslebens in den CEE Ländern verbracht. Sehen Sie für österreichische Unternehmen eine Chance dort wieder verstärkt aktiv zu werden, nachdem in den letzten fünf bis zehn Jahren diese Entwicklung eher rückläufig war?

Kornfeld: Ja, ich habe viele Jahre in Tschechien, der Slowakei, Polen und Russland verbracht, auch dort gelebt und habe eine hohe Affinität zu diesen Ländern. Die wirtschaftliche Lage in Kernländern wie Tschechien, Slowakei oder Polen ist sehr gut. Die Jahre 2000 bis 2010 waren extrem positiv für die österreichischen Unternehmen im CEE-Raum und ich merke, dass sich das jetzt wiederholen könnte. Die Konjunktur in diesen Ländern ist fantastisch gut. Die einzelnen Industrien, vor allem die Autoindustrie, boomen. In bestimmten Ballungszentren wie Prag oder Bratislava gibt es einen Arbeitskräftemangel und das ist eine Riesenchance für österreichische Unternehmen jetzt dort wieder zu investieren und zu wachsen.

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