Werberat Bilanz: Geschlechterdiskriminierende Werbung ist häufigster Beschwerdegrund

Hohe Anzahl an sofortigen Sujet-Rücknahmen. 

Im Jahr 2016 wurden beim Österreichischen Werberat insgesamt 308 Beschwerden eingebracht (248 waren es im Jahr zuvor), 22 betroffene Unternehmen haben ihre Werbemaßnahmen, noch vor dem Einleiten des Beschwerdeverfahrens, zurückgenommen,

„Die Sensibilität der Bevölkerung bei ethischen Fragen ist nach wie vor hoch, umso wichtiger ist ein gut funktionierendes System der Selbstregulierung. Die Beschwerdeführer fühlen sich mit ihren Anliegen verstanden und sind auch bereit andere Sichtweisen zu erkennen“, so ÖWR-Präsident Michael Straberger zur ÖWR- Beschwerdebilanz 2016. Um den Werberat zu aktivieren, bedarf es keiner großen Anzahl an Beschwerden. "Wir nehmen jede einzelne Beschwerde von Konsumenten ernst und behandeln jedes Anliegen mit der gleichen Gewichtung", so Straberger weiter.

33 Fälle befanden sich im Vorjahr außerhalb des Zuständigkeitsbereiches, in weiteren 19 Fällen handelte es sich um keine Wirtschaftswerbung und in 15 Fällen war ein Verfahren nicht möglich, da die erforderlichen Unterlagen und Informationen seitens des Beschwerdeführers auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht eingebracht wurden.

Im Detail

Wie bereits in den Jahren zuvor führt auch im Jahr 2016 mit 74 Entscheidungen (2015: 57) der Beschwerdegrund „Geschlechterdiskriminierende Werbung“ das Ranking an. Auf Platz 2 rangiert erneut der Beschwerdegrund „Ethik und Moral“ mit 36 Entscheidungen (2015: 34). Der Beschwerdegrund „Irreführung und Täuschung“ belegt mit 25 Entscheidungen (2015: 16), wie in den beiden letzten Jahren, Platz 3. 12 Entscheidungen verzeichnet der Grund „Gefährdung von Kindern und Jugendlichen“ (2015: 11).

Im Mittelfeld finden sich Gründe wie „unlauterer Wettbewerb“ mit 7 Entscheidungen (2015: 5) und „Gesundheit“ mit 6 Entscheidungen (2015: 6). Der Grund „Rechtswidriges Werbeumfeld“ - es handelt sich um Werbesujets im illegalen Online-Umfeld – erforderte 3 Entscheidungen (2015: 3). Der Beschwerdegrund „Werbung mit Kindern und Jugendlichen“ schlägt dieses Jahr mit 3 Entscheidungen (2015: 2) zu Buche. Sehr erfreulich ist, dass die Beschwerdegründe „Gewalt“ (2015: 11) und „Sicherheit“ (2015: 9) sich heuer nur mit jeweils 2 Entscheidungen im Ranking wiederfinden. Ebenfalls mit 2 Entscheidungen liegen die Beschwerdegründen „Tabak“ (2015: 0), Alkohol (2015: 1) und Rassismus (2015:1) im hinteren Beschwerdebereich. Schlusslichter mit jeweils einer Entscheidung sind die Gründe „betrügerische Werbemaßnahmen“ (2015: 1), „Tierschutz“ (2015: 1), „Herabwürdigung von Politikern“ (2015: 0) und „Kraftfahrzeuge“ (2015:1).

Anstieg im Web

Dieses Jahr führt das Medium „Plakat“ mit 47 Entscheidungen (2015: 37) das Ranking an. Das Medium „Printanzeige“ ist mit 32 Entscheidungen (2015: 11) deutlich angestiegen. Der Vorjahrs-Erste – das Medium „TV-Spot“ rangiert mit 30 Entscheidungen (2015: 46) auf Platz 3. Ebenfalls ist ein Anstieg beim Medium „Internet“ mit 25 Entscheidungen (2015:16) gegeben. Das Medium „Radio“ folgt mit 8 Entscheidungen (2015:10). Ein Anstieg ist beim Medium „Banner“ mit 6 Entscheidungen (2015:1) zu erkennen.

Die transparente und dialogorientierte Abwicklung von Beschwerden schaffe zunehmendes Vertrauen, ist sich Straberger sicher. „Wir wollen mit der Branche agieren. Demnach ist uns wichtig immer zuerst mit den Werbeverantwortlichen ins Gespräch zu kommen und dann nach gemeinsamen Lösungen zu suchen“.

Weichenstellungen im laufenden Jahr


Bereits im Jänner wurden im Rahmen der ordentlichen Generalversammlung des Österreichischen Werberats wesentliche Schritte für die Zukunft des Österreichischen Werberates gesetzt und laufende Projekte begutachtet. So konnte Mitte Februar ein Leitfaden präsentiert werden, der erstmals die „Dos & Don’ts in der Werbung“ aufzeigt. Kürzlich wurde der neue Vorstand gewählt. Im Zuge dessen wurde Präsident Michael Straberger (Dialog Marketing Verband Österreich) einstimmig für weitere drei Jahre bestätigt. Er wird auch künftig von den bisherigen Vize-Präsidenten Roswitha Hasslinger, Thomas Prantner (ORF) sowie Gerald Grünberger (Verband Österreichischer Zeitungen & Österreichischer Zeitschriftenverband) unterstützt. Für Michael Straberger ist dies die bereits vierte Amtsperiode.

Im Herbst 2017 findet die Wahl des Entscheidungsgremiums der Werberäte und Werberätinnen an sich statt. Momentan sind rund 210 Werberäte und Werberätinnen aus den Bereichen Agenturen, Auftraggeber und Medien sowie aus Übergreifenden Organisationen aktiv. Der künftig vereinfachte Wahlmodus startet im Sommer 2017. (jw)

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