ITB 2017: Die Trends der weltgrößten Tourismusmesse

WienTourismus wirbt mit Schönheit und Abgrund.

Digitalisierung, Sicherheit und Artenschutz stehen im Mittelpunkt der weltgrößten Reisemesse mit rund 10.000 Ausstellern aus über 180 Ländern. Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin, sieht dieses Jahr große Herausforderungen auf die Branche zukommen, unter anderem durch die fortschreitende Digitalisierung. Dennoch bleibe die ITB Berlin im Kern eine Messe, auf der sich Menschen miteinander verbinden, Millionen neue Kontakte geknüpft werden und persönliche Treffen Vertrauen schaffen in einer digitalen Welt: „Vertrauen bildet die Grundlage für Geschäfte und gegenseitiges Verständnis. Die ITB Berlin bietet dafür einen einzigartigen Überblick über die Tourismuswirtschaft und die gesamte Wertschöpfungskette.“

Dass sich der Megatrend Digitalisierung fortsetzen wird, ist sich auch Norbert Fiebig, Präsident Deutscher ReiseVerband e.V., sicher. "Deutlich mehr als ein Drittel der Reiseleistungen werden inzwischen online gebucht. Das bedeutet aber auch, dass zwei Drittel der Leistungen im stationären Vertrieb gebucht werden.“ Für Norbert Fiebig besteht der Wettbewerb der Zukunft nicht aus On- vs. Offline, da die meisten Produkte inzwischen auch online verfügbar sind. „Relevant wird sein, ob der Kunde seinen Urlaub direkt bei den Leistungsträgern oder Vermittlern bucht, oder ob sie ein komplettes Produkt bei einem Reiseveranstalter buchen und somit auch in Krisenfällen einen Experten an der Seite haben.“ Über 70 Aussteller aus den Bereichen Social Media, Big Data und Mobile Travel Services präsentieren die neusten Trends. Neben neuen Zahlungssystemen steht dabei vor allem der Einsatz von neuen Technologien, wie Virtual Reality, im Vordergrund. Weitere Kerngebiete der Messe sind Medizin-Tourismus, aber auch spezielle Angebote für LGBTs (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle).

„Freedom to Travel“ und „Security“

Für Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft e.V., stehen insbesondere die Themen „Freedom to Travel“ und „Security“ im Mittelpunkt: Mit welchen Maßnahmen lassen sich Reiseziele sicherer machen? Werden verschärfte (Grenz-)Kontrollen den Tourismus in Zukunft behindern? Welchen Einfluss haben terroristische Anschläge auf die Tourismuswirtschaft?

„Freiheit und Reisen bedingen einander. Die Branche kämpft geschlossen für Reisefreiheit, denn unsere Kunden sind darauf angewiesen, ungeachtet von Religion oder politischer Gesinnung reisen zu dürfen", so Frenzel. Die Sicherheitslage habe durchaus Einfluss auf die Reisentscheidungen, trotzdem sei Deutschland nach wie vor Reiseweltmeister. 2016 konnte ein Umschwung von Reisezielen im östlichen Mittelmeer Richtung westliches Mittelmeer verzeichnet werden. Dieser Trend werde sich dieses Jahr fortsetzen: „Spanien wird wieder ein gutes Jahr haben, ebenso Griechenland und Zypern. Eine gute Nachricht ist, dass Ägypten und Nordafrika wieder zurückkommen.“ Das Reiseland Deutschland verzeichnet mehr Übernachtungen, allerdings lässt die Dynamik nach. Deshalb fordert der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft auch das Gespräch mit der Regierung, um für bessere Rahmenbedingungen insbesondere für das deutsche Gastgewerbe und die Luftfahrtindustrie zu sorgen.

Türkei will die Touristen zurück

Die Türkei ist  in diesem Jahr das größte ausstellende Gastland. Mehr als 50 Anbieter werben für das Land, das "alles bietet, was für einen perfekten Traumurlaub nötig ist". Die Werbetrommel wird kräftig gerührt, um die tiefe Krise des türkischen Tourismus zu überwinden. Denn der Umsatz der Branche ist seit Beginn der Serie von Terroranschlägen in der Türkei im Juni 2015 massiv eingebrochen. Im vergangenen Jahr sanken die Einnahmen laut dem türkischen Amt für Statistik um rund 30 Prozent oder 8,5 Milliarden Euro.

Nachhaltigkeit

S.E. Tshekedi Khama II, Tourismusminister des diesjährigen Partnerlands Botswana, ist extra zur Auftakt-Pressekonferenz angereist, um den Medienvertretern insbesondere die Projekte rund um nachhaltigen Tourismus und Tierschutz vorzustellen. Der Binnenstaat hat sich einem konsequenten Vorgehen gegen Wilderei verschrieben und konnte dabei schon etliche Erfolge verzeichnen: „Wir haben uns aktiv für den Schutz der Tiere entschieden. Im Rest Afrikas sterben jeden Tag bis zu 100 Elefanten durch Wilderei. In Botswana verlieren wir hingegen 32 Elefanten pro Jahr durch Wilderei.“ Mit einem Programm zur Umsiedlung von Nashörnern will das Land für den Schutz dieser gefährdeten Tiere sorgen. „Wir bringen 220 Nashörner nach Botswana und statten sie mit Transmittern aus, um immer über ihren Standort Bescheid zu wissen und sie so besser schützen zu können.“ Verantwortungsbewusster Eco-Tourism spiele eine wichtige Rolle in dem Land, in dem rund zehn Prozent der Bevölkerung vom Tourismus leben.

Österreichischer  „Reigen der Moderne“ tourt um die Welt

WienTourismus-Präsidentin Renate Brauner und Tourismusdirektor Norbert Kettner luden am Vorabend der weltgrößten Tourismusfachmesse  zu einem „Reigen der Moderne“. Mit einer interaktiven Installation stimmten sie die internationale Reisebranche auf Wiens Jahresmotto 2018 „Schönheit und Abgrund. Klimt.Schiele.Wagner.Moser.“ ein. Im Zentrum des Abends mit dem Titel „Reigen der Moderne“ stand eine interaktive Installation gleichen Namens: Das drehende Metallobjekt – inspiriert von Otto Wagners Postsparkasse – präsentierte Repliken von 40 Kunstwerken, die gleichermaßen für die Kunstepoche der Wiener Moderne als auch die politische Stimmungslage dieser Zeit stehen. Vier der Werke waren in mehreren Fragmenten am „Reigen der Moderne“ befestigt: Gustav Klimts „Tod und Leben“ sowie Egon Schieles „Selbstbildnis mit Lampionfrüchten“ (Originale im Leopold Museum), Otto Wagners Rekonstruktion der Fassade von „Die Zeit” (Wien Museum) und Koloman Mosers Jubiläumsbriefmarkenserie „Kaiser Franz Joseph I.“ (MAK). Im Zuge einer Interaktion zwischen den BesucherInnen und Leopold-Museum-Kurator Stefan Kutzenberger wurden die Fragmente auf Staffeleien zusammengesetzt.  Nach der ITB schickt der WienTourismus seinen „Reigen der Moderne“ nach Tokio und tourt in der zweiten Jahreshälfte durch sieben europäische Metropolen, um die internationale Reisebranche und MedienvertreterInnen über Sonderausstellungen, Spezialführungen oder Stadtspaziergänge zur Wiener Moderne zu informieren. (jw)


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