PwC bescheinigt getrübtes Geschäftsklima auf beiden Seiten des Atlantiks

| 08.12.2016

Standortattraktivität Österreichs sinkt weiter - Amerikaner stehen aber auf Konsumgüter aus der Alpenrepublik. 

„Die polarisierenden Wahlkämpfe in den Vereinigten Staaten und Österreich wirken verunsichernd auf die Wirtschaft, die Stabilität braucht. Die österreichische Politik muss endlich in die Gänge kommen und den Faktor Arbeit entlasten, wenn sie weiter ein attraktiver Standort für internationale Unternehmen sein will“, kommentiert AmCham Austria-Präsident Norbert B. Lessing das Business Barometer von PwC und American Chamber of Commerce in Austria.

Zweimal jährlich wird die Einschätzung des Geschäftsklimas in den Vereinigten Staaten und Österreich erhoben. Dazu werden Top-Manager von rund 100 US-Unternehmen mit Aktivitäten in Österreich befragt. Die zweite Erhebungswelle 2016 fand im September statt und fiel somit in die heiße Phase des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs.

59 Prozent der Befragten – genauso viele wie vor einem halben Jahr – beurteilen die aktuelle Geschäftslage in den vereinigten Staaten als gut. Allerdings gehen nur mehr 33 Prozent von einer Verbesserung der Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten aus, während 67 Prozent mit einer gleichbleibenden Entwicklung oder sogar Verschlechterung rechnen.

Mehr Jobs und höhere Investitionen

Die aktuelle Geschäftslage in Österreich bezeichnen 45 Prozent der Top-Manager als gut und weitere 46 Prozent als befriedigend; nur zehn Prozent beurteilen sie als schlecht. Auch hierzulande wird die Zukunft weit weniger optimistisch als noch vor einem halben Jahr gesehen: Nur mehr 23 Prozent der Befragten (26 Prozent im Frühjahr 2016) gehen von einer besseren Geschäftsentwicklung im nächsten Halbjahr aus. 69 Prozent der in Österreich aktiven US-Unternehmen rechnen mit Stagnation.

Immerhin 27 Prozent der Unternehmen wollen in den nächsten sechs Monaten wieder mehr Mitarbeiter beschäftigen. Vor einem halben Jahr waren es nur 21 Prozent. Gleichzeitig steigt aber auch der Anteil jener Unternehmen, die eine rückläufige Beschäftigung sehen, von zwölf auf 16 Prozent. Etwas mehr Unternehmen als noch vor einem halben Jahr planen, ihre Investitionen in den nächsten zwölf Monaten zu erhöhen: Der Anteil steigt von 14 auf 19 Prozent.

Als Wirtschaftsstandort muss Österreich weitere Einbußen hinnehmen: Nach einer kurzen Erholung vor einem Jahr wird der Standort aus Sicht der US-Unternehmen wieder deutlich negativer gesehen. Lediglich  acht Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Überzeugung, dass sich die Standortqualität in den letzten zwölf Monaten verbessert hat, während 35 Prozent von einer Verschlechterung sprechen.

Als größte Probleme werden die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitsplätzen, die hohen Lohnnebenkosten, die Steuerbelastung von Unternehmen sowie die Themenbereiche Lebensqualität und Sicherheit genannt. In allen Problemfeldern hat sich Österreich im letzten Halbjahr weiter verschlechtert, wodurch die Standortpolitik noch negativer als bei der letzten Untersuchung bewertet wird: Nur mehr ein Prozent der Befragten bezeichnet diese als ausgezeichnet, während 16 Prozent sie als schlecht definieren.

Brexit  hemmt europäische Wirtschaft

Zu den Folgen des Brexit befragt, erwarten 75 Prozent der Unternehmen eher negative oder sehr negative Auswirkungen für die europäische Wirtschaft. Nur fünf Prozent glauben an eher positive Auswirkungen und 13 Prozent gehen davon aus, dass das Ausscheiden Großbritanniens gar keine wirtschaftlichen Auswirkungen haben wird. Immerhin 35 Prozent befürchten negative Folgen für das eigene Unternehmen, wobei allerdings knapp mehr als die Hälfte (51 Prozent) keine unmittelbaren Auswirkungen befürchten. (jw)

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