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Fachjury prämiert Sieger des VELUX Active House Awards 2016

Die Siegerehrung des VELUX Active House Awards im Schloss Wolkersdorf galt als richtungsweisende Inspiration, wie mit erhöhtem Wohnbedarf umgegangen werden kann, ohne weiter Grünland zu verbrauchen. Bei diesem länderübergreifenden Wettbewerb zeigten Studenten der Architektur aus Österreich, Tschechien, der Schweiz und Slowakei, wie sie den österreichischen Baubestand optimal nutzen würden. Den Auftrag einen Lösungsansatz einer intelligenten Nachverdichtung unter Berücksichtigung der Active House Kriterien anhand eines existierenden Einfamilienhauses in Wolkersdorf auszuarbeiten, hat der slowakische Student Lukáš Kavaššay perfekt umgesetzt und freut sich über die Erstplatzierung.

Hälfte der österreichischen Bauwerke nicht optimal genutzt

78,8 Prozent der Bauwerke in Österreich sind Einfamilienhäuser, wovon 59,4 Prozent meist zu zweit oder alleine bewohnt werden. Somit sind mehr als die Hälfte der Bauwerke nicht optimal genutzt. „Würde man den vorhandenen Raum effizient verwerten, könnten rund 620.000 Menschen untergebracht werden, die sonst auf Stadtränder mit neuerrichteten Häusern ausweichen müssten", erklärt Architektin Julia Lindenthal. Umso wichtiger ist es, bestehende Bauwerke effizient zu nutzen und somit einer weiteren Zersiedelung in kleineren Städten rund um Ballungsräume entgegenzuwirken – so auch in der niederösterreichischen Gemeinde Wolkersdorf. Aus diesem Grund widmete sich der VELUX Active House Award 2016 mit dem Motto „Rethink Suburbs" dem Thema Nachverdichtung und Nachhaltigkeit.

Aufgabe war, ein typisch niederösterreichisches Einfamilienhaus in Wolkersdorf in ein nachhaltiges, ressourcenschonendes, helles und lebenswertes Active House zu verwandeln. Dabei stand auch die effiziente Nutzung von potentiellen Wohnräumen im Fokus. Nach Monaten der kritischen Auseinandersetzung mit dem bestehenden Gebäude, und dessen theoretischen Umgestaltung, fanden sich im Schloss Wolkersdorf zahlreiche Studenten der Architektur, eine hochkarätige Jury und weitere Nachhaltigkeitsexperten zur Siegerehrung ein. Architekturvermittler Volker Dienst moderierte den Abend und neben den Projektpräsentationen fesselte Architektin Lindenthal die Gäste mit einem spannenden Vortrag über die Problematik der Zersiedelung.

Bürgermeisterin Anna Steindl zeigte sich am Tag der Siegerehrung begeistert von so viel Kreativität und Engagement der Studenten: „Ich bin überwältigt von den wunderbaren Ergebnissen, die sich vor allem durch ihre tatsächliche Umsetzbarkeit auszeichnen." Prämiert mit dem begehrten Award wurden gleich sechs beispielgebende Konzepte der intelligenten Nachverdichtung des Siedlungshauses, wovon die besten drei eine Platzierung erhielten. „Besonders überzeugt hat uns der Student Lukáš Kavaššay mit seiner effizienten Umsetzung der Aufgabenstellung", so Jurymitglied und Architekt Martin Stuber.

Kreativität trifft auf Nachhaltigkeit

Zu berücksichtigen galt es die Active House Kriterien: Komfort und Gesundheit sowie konsequente Nutzung erneuerbarer Energie und Umweltschonung. „Wir wollen Studierende auf das Thema Zersiedelung und Wohnraumschaffung sensibilisieren und sie dazu ermutigen mit zukunftsweisenden und nachhaltigen Ideen an diese Herausforderung heranzugehen", betont Christina Brunner, Tageslicht-Planerin bei VELUX Österreich. Dass diese Absicht mehr als gelungen ist, zeigten die qualitativen Einreichungen. Studenten aus insgesamt vier Ländern gestalteten ein ausgewähltes Einfamilienhaus nach ihren Vorstellungen um.

Die Bedingungen dabei: Sinnvolle und effiziente Nutzung von potentiellen Wohnräumen unter Berücksichtigung der Award Vorgaben. Speziell die Einfamilienhäuser der 1970er und 1980er zeigen Potential für Umbauten. In einigen dieser Bauten werden großzügige und leerstehende Kinderzimmer oder Dachböden nicht optimal genutzt. Heinz Hackl, VELUX Österreich und selbst ansässig in Wolkersdorf, veranschaulichte die unterschiedlichen Möglichkeiten: „Durch einen Aus- und Umbau könnten eigenständige Wohneinheiten geschaffen werden – Mehrgenerationenwohnen, Arbeiten und Wohnen unter einem Dach oder auch Vermietung einer neu geschaffenen Wohneinheit bieten hier zukunftsweisende Wohnmodelle."

Siegerprojekt beeindruckt Fachjury

Der gebürtige Slowake und Architekturstudent in Tschechien Lukas Kavaššay gewann die Begeisterung der Jury und damit den ersten Platz mit seiner kreativen Umsetzung: Das klare Konzept lässt erkennen, dass sich der Student intensiv mit dem vorhandenen Gebäude und den Active House Kriterien auseinandergesetzt hat. Einzigartig ist die optimale Berücksichtigung der bestehenden Bausubstanz in der Schaffung zwei separater Einheiten und optischen Verkleinerung des Gebäudes durch die Versetzung der Garage in den Untergrund, wodurch zusätzliche Grünfläche geschaffen wurde.

Die Energie wird konsequent aus erneuerbaren Quellen der am Steildach angebrachten Photovoltaik-Paneele gewonnen, Regen- und Grauwasser recycelt sowie Komfort und Gesundheit durch ein ganzjährig gutes Raumklima, einer adäquaten Versorgung mit Tageslicht und einem Konzept für gesunde Raumluftqualität erreicht. Auch das moderne und dennoch schlichte Design bettet sich optimal in das bestehende Ortsbild ein. Kavaššay freut sich über den Sieg: „Im Rahmen des Wettbewerbs habe ich mich erstmals mit dem Thema Zersiedelung und Nachverdichtung vor allem in Verbindung mit gesundem Wohnen ernsthaft auseinandergesetzt. Es sind wichtige Themen unserer Zeit, die uns auch in Zukunft stark begleiten werden und bin stolz darauf mit meinem nachhaltigen Konzept die Jury überzeugt zu haben."

Das Siegerprojekt © Patricia Weisskirchner

Jana Zavřelová aus Tschechien belegte mit ihrem Projekt den zweiten Platz und zeigte eindrucksvoll das Potential der Nachverdichtung in drei unterschiedlichen Umbauvarianten der Garage. Den dritten Platz sicherte sich Julia Giláňová aus der Slowakei mit ihrem Konzept, das einen starken Fokus auf die Active House Kriterien hat. Besonders gefiel der Jury die Idee der zwei barrierefreien Wohnflächen und die gemeinschaftliche Nutzung des Gartens, der so zum sozialen Treffpunkt der Nachbarschaft wird. Auch DI Michael Walter, Geschäftsführer von VELUX Österreich zeigte sich beeindruckt von den Einreichungen: „Die zahlreichen qualitativen Konzepte zeigen das große Potential der Nachverdichtung und demonstrieren einmal mehr die Wichtigkeit, Architekten bereits in der Ausbildung mit diesem Thema zu konfrontieren."

Zukunft der Architektur: Internationaler VELUX Award

Neben dem Active House Award setzt VELUX weiter auf den Architektur-Nachwuchs und startet bereits zum wiederholten Mal den International VELUX Award. Unter dem Motto „Licht von morgen" wird der diesjährige Award vergeben und zeichnet herausragende abgeschlossene Studien in allen möglichen Bereichen aus – von kleinen Komponenten bis hin zu einem größeren urbanen Kontext oder abstrakten Konzepten und Experimenten. Mit dieser Auszeichnung sollen Studierende angeregt werden, Tageslicht nicht nur als Designmerkmal zu sehen. Vielmehr ist es Ziel, die Rolle des natürlichen Lichts als notweniges Wohlfühlelement in der Gebäudearchitektur zu stärken. Verliehen wird der begehrte Award am 18. November im Rahmen des World Architecture Festivals in Berlin. (red)

www.velux.at

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