„New York Times" setzt auf Virtual-Reality-Journalismus

| 11.11.2015

Offensive gemeinsam mit Google - erstes Projekt: „Film über Flüchtlingskinder".

Die New York Times (NYT) will das Potenzial des aktuellen Virtual-Reality-Hypes für den Journalismus ausloten. Zu diesem Zweck hat die Zeitung in Kooperation mit Google das Projekt "NYT VR" ins Leben gerufen. Im Laufe des nächsten Monats sollen so mehr als eine Mio. VR-Brillen an die Abo-Kunden verschickt werden. Mithilfe des "Cardboard"-Kits des Internetkonzerns können diese dann eine Reihe von NYT-Filmproduktionen im 3D-Format genießen und noch tiefer in die darin erzählten Geschichten eintauchen.

"Enormes Potenzial"

"Das Besondere an Virtual Reality ist, dass diese Technologie dem Betrachter ermöglicht, eine einzigartige empathische Verbindung zu den Menschen und Geschehnissen einer Geschichte aufzubauen", ist Jake Silverstein, Chefredakteur des NYT-Magazine, überzeugt. "Gerade im Kontext von internationalen Reportagen und Krisenberichterstattungen, wo unsere Leser auf uns vertrauen, dass wir ihnen Neuigkeiten und Geschichten aus fernen und unzugänglichen Orten liefern, bietet diese Technik enormes Potenzial", betont Silverstein. "Es ist durchaus möglich, dass hier viel Potenzial drinnen steckt. Es gilt aber festzuhalten, dass Journalismus immer die Aufgabe hat, Nachrichten zu bewerten, einzuordnen und zu filtern. Ich weiß nicht, inwiefern das auch mit Virtual Reality möglich ist", meint Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) . Natürlich seien Zeitungen und Journalisten dazu angehalten, auch mit Technologie zu experimentieren. "Wir erleben derzeit einen gravierenden Wandel der Medienszene. Man muss sich solche Projekte sehr genau ansehen", so der DJV-Experte.

Die erste Geschichte, die im Zuge des NYT-VR-Projekts umgesetzt wird, ist ein Film mit dem Titel "The Displaced". Dieser erzählt das tragische Schicksal von drei Flüchtlingskindern, die gezwungen wurden, ihr Zuhause in Syrien, der Ukraine und im südlichen Sudan zu verlassen. Produziert wurde der Streifen vom Team des NYT-Magazins in Zusammenarbeit mit dem auf VR-Content spezialisierten US-Studio Vrse . "Wir haben den ersten kritischen journalistischen Beitrag kreiert, der VR-Technologie einsetzt, um einen ganz besonderen Einblick in eine der schlimmsten humanitären Krisen unserer Zeit zu gewähren", erläutert NYT-Chefredakteur Dean Baquet. Weitere Filme sind in Planung. (jw/pte)

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