Der IT-Riese IBM hat eine neue strategische Partnerschaft mit Facebook angekündigt, die es in Zukunft ermöglichen soll, Werbeanzeigen noch gezielter auf die persönlichen Interessen der User zuzuschneiden. Wie beide Unternehmen wissen lassen, geht es bei der Kooperation vor allem darum, das Datenanalyse-Geschäft von IBM mit den aus Marketingsicht unschätzbar wertvollen User-Informationen zu verschmelzen, die auf den Servern des sozialen Netzwerks liegen. Obwohl die Bündnispartner versprechen, die Privatsphäre der Nutzer schützen zu wollen, reagieren Datenschützer mit heftiger Kritik auf die Ankündigung.
"Ein riesiges Problem"
"Personalisierte Werbung ist aus datenschutzrechtlicher Sicht ein riesiges Problem", so Thilo Weichert vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein. Bei derartigen Praktiken würde die gesamte Bandbreite des Datenschutzes ignoriert. "Hier wird ganz klar gegen EU-Regeln verstoßen. Es gibt weder eine ausreichende Information der Nutzer, noch haben sie eine freie Wahlmöglichkeit, sich diesen Methoden zu entziehen", kritisiert Weichert. Dass sich nun auch noch zwei große Player wie IBM und Facebook gegenseitig sensible User-Daten überlassen wollen, wird die Lage nach Auffassung des Experten sicherlich nicht verbessern. "Wir haben derzeit einige Klagen in diesem Zusammenhang in Europa laufen und arbeiten mit Hochdruck daran, eine rechtliche Grundlage zu schaffen, die die Privatsphäre der User schützt", betont Weichert, der an dieser Stelle auch die Notwendigkeit einer europäischen Datenschutzgrundverordnung unterstreicht. "Diese Verordnung sollte noch 2015 beschlossen werden und könnte dann 2017 in Kraft treten", hofft der Experte.
Vorteile für Konzerne
Aus Sicht von IBM und Facebook bringt das neue Bündnis klare Vorteile: Während der IT-Konzern hofft, dadurch sein eigenes Datenanalyse-Geschäft weiter anzukurbeln, verspricht sich das soziale Netzwerk davon vor allem, seine Mitglieder mit noch passender zugeschnittenen Werbeeinschaltungen bedienen zu können. In einem offiziellen Statement sprechen beide Unternehmen von "gleichen Zielen", die man mit der Kooperation verfolgen möchte. "Unsere Kunden haben uns dazu gedrängt, Facebook aufgrund seiner großen Bedeutung in unsere Analysen mitaufzunehmen. Dort verbringen die Leute schließlich besonders viel Zeit", zitiert die "New York Times" Deepak Advani, General Manager bei IBM. Um Probleme des Datenschutzes zu entschärfen, sollen im Zuge der Zusammenarbeit zumindest keine konkreten Namen und E-Mail-Adressen der User ausgetauscht werden, was eine eindeutige Identifikation der Person ermöglichen würde. "Diese persönliche Zuordnung ist auch ohne Kenntnis des Namens möglich. Das ist im EU-Recht unbestritten", so Weichert abschließend. (jw/pte)
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