Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) vergab den Förderpreis Medienforschung zum fünften Mal. Den mit 2.000 Euro dotierten Preis erhielt Veronika Zettl für ihre Masterarbeit "Kritisch - Klassisch - Kombiniert" zum Informationsverhalten von jungen Erwachsenen im Internet. Heuer wurde erstmals der Hannes-Haas-Nachwuchspreis gemeinsam mit der Initiative Qualität im Journalismus und der APA verliehen. Sabrina Kainrad konnte die Jury mit ihrer Diplomarbeit zur "Zukunft der Printzeitung bei Digital Natives" überzeugen und erhält ein Preisgeld von 2.000 Euro. Zu Unrecht eilt den Digital Natives der Ruf als Nicht-Zeitungsleser voraus, stellte Sabrina Kainrad in ihrer Masterarbeit fest. „Viele der befragten jungen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren lesen sehr gerne eine Printzeitung und können mit Szenarien, wonach es die Zeitung auf dem Trägermedium Papier schon bald nicht mehr geben soll, nicht viel anfangen.“ Die Haptik ist für sie ein wesentliches Nutzungsmotiv: „Junge Erwachsene, die eine Zeitung lesen wollen, genießen den Prozess des Zeitungslesens, das bewusste Hinsetzen und das Gefühl, einmal kein technisches Gerät in der Hand zu haben“, so Kainrad. Die Befragten haben vom Alter her sehr unterschiedlich mit dem Zeitungslesen begonnen: „Während die einen bereits mit Beginn der Hauptschule die Zeitung ein wenig durchgeblättert haben, hat es andere erst mit Studienbeginn interessiert. Rätsel und Karikaturen waren in der Erinnerung meist schon vor dem Lesen der Artikel interessant.“ Am Ende der Forschungsarbeit stellte Kainrad eine positive These: „Wenn es Papierzeitungen gelingt, einen Mehrwert für die Digital Natives gegenüber den vielen kostenlosen Online-Angeboten im Internet anzubieten, dann kaufen diese auch Printzeitungen.“
Nur 5,7 Prozent finden politische Themen interessant
Das tägliche Informationsverhalten von jungen Erwachsenen im Internet ist geprägt von Sozialen Netzwerken (62 Prozent), gefolgt von Nachrichtenseiten (43 Prozent), dem Informationsangeboten von Suchmaschinen (39 Prozent), Videoplattformen (25 Prozent) und Wikis (24 Prozent). „Obwohl das Internet für die Befragten den zentralen Weg zur Information darstellt, ist dieses stets im Repertoire mit anderen Medien zu sehen – allen voran mit Zeitungen und dem Fernsehen“, stellt Förderpreisträgerin Veronika Zettl klar. Themen für die sich junge Erwachsene interessieren,“ zeugen von pluralisierten und individualisierten Lebenswelten, aber auch von einer Distanz zu politischen Institutionen und der Wirtschaft“, erklärt Zettl. Insbesondere Themen aus dem Bereich Gesellschaft und Soziales wurden von den Befragten häufig genannt (21,7 Prozent), gefolgt von Bildung (12,6 Prozent) sowie Umwelt, Natur und Tierschutz (11,8 Prozent). Klassische Felder der Politik (5,7 Prozent) werden deutlich seltener genannt, wenn junge Mediennutzer nach Themen gefragt werden, die sie interessieren. Zettl befragte knapp 500 junge Erwachsene mit Online-Fragebogen. Diese Umfrage wurde durch neun leitfadengestützte Interviews ergänzt.
Dem Medienwandel mit innovativen Lösungen begegnen
"Die Wissenschaft liefert die Erkenntnisse, von denen wir alle profitieren. Wir haben in Österreich kein Öl außer Kernöl und wir werden keine großen Goldreserven in den Hohen Tauern finden. Wir haben die Schätze nicht im Boden, sondern in den Köpfen der Menschen, und diese wollen wir bestmöglich fördern und fordern. Österreichs Medienhäuser wissen, dass sie den Medienwandel mit innovativen Lösungen begegnen müssen und dieses Know-How unserer Forscherinnen brauchen. Ich gratuliere ihnen auf das Allerherzlichste“, so Harald Mahrer, Staatssekretär im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. (jw)
www.voez.at
VÖZ-Föderpreis Medienforschung 2014 - Fotos K.Schiffl
2015-02-23
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