Alibaba im Clinch mit den Behörden

| 29.01.2015

Streit um "illegale Geschäfte" und staatliche Einmischung eskaliert.

Der chinesische Online-Händler Alibaba hat endgültig die Nase voll, wenn es um die staatliche Einmischung in die eigene Geschäftspolitik geht. Für China durchaus ungewöhnlich, liefert sich das Unternehmen ein ausgiebiges öffentliches Wortgefecht mit der Aufsichtsbehörde State Administration for Industry and Commerce (SAIC). Diese wirft Alibaba seit geraumer Zeit vor, zu wenig gegen den Handel mit gefälschten Waren vorzugehen. Alibaba indes kritisiert die SAIC wiederum als "befangen" und "falsch".

"Den illegalen Geschäftsaktivitäten auf den Webseiten der Alibaba Group wurde lange Zeit zu wenig Beachtung geschenkt. Das Unternehmen hat es nicht geschafft, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um sich dieses Problems anzunehmen", zitiert BBC News aus einem kürzlich veröffentlichten SAIC-Bericht. Die Firma habe diesen "Abszess" stattdessen ungehindert wachsen und zu einer Gefahr werden lassen - und das, obwohl man eigentlich schon früher versprochen hatte, sich der Sache anzunehmen. "Das ist nicht nur die größte Integritätskrise, die das Unternehmen seit seiner Gründung erlebt, sondern schadet auch anderen Internet-Konzernen, die legal operieren", betont die SAIC.

Während die Behörde sogar soweit geht, Alibaba-Angestellten die Annahme von Schmiergeldern zu unterstellen, kontert der Online-Händler mit einem offenen Brief auf der Micro-Blogging-Seite Weibo. "Treffen Sie keine unfairen Aussagen, Direktor Liu Hongliang. Sie haben damit eine klare Grenze überschritten", so der Titel des Postings, das sich direkt an den SAIC-Chef richtet. Diesem wird darin "professionelles Fehlverhalten" vorgeworfen. "Wir haben nichts gegen eine gerechte Kontrolle. Mit Ihren einseitigen Beschlüssen auf Basis falscher Erhebungsmethoden haben Sie dem chinesischen Internet-Geschäft aber einen schwerwiegenden und irreparablen Schaden zugefügt", so die Meldung.

Gegenwehr

Dass der Kontrollwahn der chinesischen Regierung gerade in den Reihen der Internet-Konzerne zunehmend auf Gegenwehr stößt, hat bereits ein Zensurvorstoß im November 2014 gezeigt. Damals hatte die Medienaufsichtsbehörde State Administration of Press, Publication, Radio, Film and Television of the People's Republic of China mit dem Plan, ausländische Filme und TV-Serien erst nach gründlicher Kontrolle freigeben zu wollen, für heftige Proteste bei den betroffenen Portalbetreibern geführt. Derart klare Worte wie im aktuellen Streit sind aber für chinesische Verhältnisse höchst unüblich. (jw/pte)

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