Wirtschaftsfaktor Onlinemarketing: Verschenktes Potenzial in Österreich

Alpenrepublik droht laut IAB zum Nachzügler in Europa zu werden.

Onlinemarketing hat binnen weniger Jahre Einzelhandel, Tourismus und nicht zuletzt die Medienlandschaft revolutioniert und die Internetbranche ist zu einer Schlüsselindustrie für weite Teile der Gesamtwirtschaft geworden. Der internationale Vergleich zeigt, dass Österreich noch viel Potenzial hat und langfristig Gefahr läuft, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Das konstatiert die aktuelle IAB Studie "Wirtschaftsfaktor Onlinemarketing".

Abfluss von Wertschöpfung

„Österreich hat hier sowohl ein strukturelles als auch ein inhaltliches Problem“, konstatierte Bernd Wollmann, Vizepräsident des IAB Austria, der Österreich-Sektion des Internet Advertising Bureau, bei der Präsentation der Studienergebnisse. „Die Möglichkeiten des Internets als zeitgemäßer Vermittler zwischen Anbietern und Konsumenten werden zu wenig und vor allem zu wenig kreativ genützt.“ Hier mache sich die geringe Zahl von Kreativagenturen mit Online-Know-how sowie der Mangel an spezialisiert ausgebildeten Fachkräften bemerkbar, die innovative Lösungen oft erst ermöglichten.

Entwicklung positiv aber zurückhaltend

Quantitativ sei der Rückstand Österreichs alarmierend: Obwohl Onlinewerbung allein von 2012 auf 2013 um 17 Prozent auf 511 Mio. Euro zulegte, erreicht der Anteil am gesamten Werbevolumen nur 14,4 Prozent; europaweit entfällt mit 26,64 Prozent hingegen bereits deutlich mehr als ein Viertel auf Onlinewerbung. Die weitere Entwicklung der österreichischen Onlinebranche wird von Experten generell positiv eingeschätzt, sie sind dabei jedoch deutlich zurückhaltender als bei der Beurteilung der internationalen Trends. In der aktuellen IAB-Umfrage „Wirtschaftsfaktor Onlinewerbung“ rechnen gerade einmal 51,5 Prozent der österreichischen Online- Marketer mit steigenden Online-Volumina in Österreich. Mit steigenden Umsätzen bei den Global Playern der Branche rechnen hingegen 73 Prozent. „Hier droht ein empfindlicher Abfluss von Wertschöpfung aus Österreich“, warnte Wollmann.

Mehr Umsatz als Radio- und Plakat zusammen

Trotz des Rückstands gegenüber anderen Märkten wird mit Onlinemarketing in Österreich bereits mehr umgesetzt als z. B. mit Radio- und Plakatwerbung zusammen. Der Anteil am Werbekuchen steigt kontinuierlich und auch in den kommenden Jahren sind hohe Wachstumsraten zu erwarten. „Die Frage ist nicht, ob sich Onlinewerbung in Österreich durchsetzen wird, sondern ob Österreich der internationalen Entwicklung voranschreitet oder nachhinkt. Gelingt es, in eine Vorreiterrolle zu gelangen, wird der Abfluss von Wertschöpfung gebremst und die österreichische Internetwirtschaft kann zu einem starken Wachstumsmotor werden, der auch die Wettbewerbsfähigkeit der Gesamtwirtschaft positiv beeinflussen wird“, so Wollmann.

Mehr, bessere und praxisorientierte Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Onlinewirtschaft seien dringend erforderlich, um eine Trendwende einzuleiten. „Der Mangel an Experten für Onlinemarketing ist ein wesentlicher Hemmschuh für die dynamische Weiterentwicklung einer Branche, deren wichtigster Rohstoff Know how ist“, erklärte IAB-Vorstandsmitglied Petra Höfer. (jw)

www.iab-austria.at

 

PK Wirtschaftsfaktor Onlinemarketing - Fotos G.Langegger
PK Wirtschaftsfaktor Onlinemarketing - Fotos G.Langegger
2014-12-04
(22 Fotos)

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