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"Carmen" feierte Premiere in der Wiener Volksoper

Für ihre Neuinszenierung erntete Regisseurin Lotte de Beer Buh-Rufe aus dem Publikum – die Schauspieler:innen und das Orchester überzeugten jedoch mit ihrer Leistung.

Warum verliebt man sich in jemanden? Diese Frage stellt sich auch in Georges Bizets Oper "Carmen", in der die gleichnamige Titelheldin, eine Arbeiterin in einer Zigarettenfabrik in Sevilla, den jungen Soldaten Don José ins Visier nimmt. Als Carmen wegen einer Messerattacke verhaftet werden soll, schafft sie es, Don José zu überreden, sie gehen zu lassen – mit dramatischen Folgen für sein eigenes Leben. Während sie sich später dem Stierkämpfer Escamillo zuwendet, verfällt Don José immer tiefer in seine Obsession, bis es zur tragischen Konfrontation kommt.

Gemischte Reaktionen

In der Wiener Volksoper feierte das Stück vor wenigen Tagen seine Premiere. Lotte de Beer greift in ihrer neuen Inszenierung das Bild der Carmen als freie und unabhängige Frau auf. Sie hinterfragt, ob diese Freiheit wirklich Carmens eigene Entscheidung oder ob sie eher das Produkt männlicher Projektionen und Erwartungen ist. "Ist Carmen wirklich die selbstbestimmte Frau, für die wir sie halten, oder spielt sie nur die Rolle, die ihr die Männer zugedacht haben?"

De Beer setzt die Überlegungen gar noch fort und meint, Carmen sei "geschaffen für ein bourgeoises Publikum, das sehr gerne eine rebellische Frau sieht, die alles macht, was sie sich nicht trauen. Aber: Damit die Welt wieder in Ordnung ist, muss sie am Ende sterben." Mit diesem Gedanken setzte die Regisseurin ein Theaterpublikum auf die Bühne, das Carmen beim Sterben zusah. Das tatsächliche Publikum der Volksoper blickte also auf die Bühne und sieht ein falsches Publikum, womit de Beer den Gästen wohl vermitteln wollte, sie wären schaulustige Gaffer, die die Abschlachtung einer Frau beklatschen.

Bei der Audienz kam das jedoch gar nicht gut an: Zwar erntete das Orchester und die Schauspieler für ihre Leistungen gebührenden Applaus – de Beer musste sich für ihre Inszenierung allerdings Buh-Rufen aussetzen.

Wer sich selbst ein Bild von dem Stück machen möchte, hat noch voraussichtlich bis Ende Mai in der Volksoper die Chance dazu. Mehr Informationen finden Sie hier.

LEADERSNET war bei der Premiere dabei. Eindrücke finden Sie in unserer Galerie.

www.volksoper.at

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