Fotos vom 14. vie-mobility Forum
Was es für einen nachhaltigen Wirtschaftsstandort braucht

Beim 14. vie-mobility Forum zum Thema "Future Mobility" diskutierten hochkarätige Branchenprofis über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Sachen Mobilitäts- und Energiewende. Zudem ging es um aktuelle und zukünfige Technologieentwicklungen. Highlight war ein Interview mit dem Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke.

Auch in diesem Jahr richtete vie-mobility, die Plattform für den Wirtschaftsstandort, nachhaltige Infrastrukturlösungen und E-Mobility, im Rahmen der Wiener Elektrotage 2024 ihr jährliches Forum zu Future Mobility aus. Bei der 14. Ausgabe wurden eine ganze Reihe von Fragen zum nachhaltigen Wirtschaftsstandort erörtert. Den Anfang machte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, der in einem Gespräch mit Veranstalter Ralph Vallon verdeutlichte, wie der Status quo, was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Mobilitäts- und Energiewende angeht, aussieht und einen Blick in die Zukunft warf.

Hanke betonte, dass gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Herausforderungen diesen begegnet werden müsse: "Wir sagen ganz klar, wir investieren jetzt und schauen auf den Arbeitsmarkt, dazu gehört auch eine noch bessere Ausbildung zu gewährleisten." Darüber hinaus war die Energiewende ein bedeutendes Thema, der Wirtschafts- und Finanzstadtrat dazu: "Da geht es um die Dekarbonisierung im großen Stil, hier haben wir schon vor fünf Jahren damit begonnen und nunmehr die neue Großwärmepumpe in Simmering, die größte in Europa, in Betrieb genommen, wo wir über 100.000 Haushalte mit dieser sauberen Energie versorgen können. 2027 haben wir ein weiteres Projekt in Fertigstellung, mit der Geometrie in 2.000 Meter Tiefe oder auch mit unserer grünen Wasserstofferzeugung im 22. Bezirk. Damit schaffen wir nicht nur die Energiewende, sondern auch die Mobilitätswende mit der sukzessiven Umstellung der Busse auf Wasserstoff und den E-Betrieb." Das Stichwort war dann die Mobilitätswende, wo Wien mit dem U2-U5-Ausbau Meilensteine setze, "auch was das Investitionsvolumen von über sechs Milliarden Euro ausmacht und damit den Wirtschaftsmotor entsprechend hochfahren lässt. Mit über 70.000 Tonnen Einsparungen jährlich erfolgt damit eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes und damit setzt die Stadt Wien weitere Schritte in Richtung CO2-Neutralität bis 2040," war sich der Finanz- und Wirtschaftsstadtrat sicher. Allein dieses Projekt schafft laut Hanke 30.000 Arbeitsplätze und es bleibe dabei entscheidend, dass Bund und Land einen gemeinsamen Weg gehen. Der Tenor bei allen Diskussionen der 14.vie-mobility war, dass in eine neue Bundesregierung große Hoffnungen gesetzt werde, um weitere Maßnahmen zu setzen, damit der Klimawende Rechnung getragen wird. Der Wirtschaftsstandort Wien brauche beste Ausbildung, das gelte auch für jene, die im Zuzug zu uns gekommen sind, hier gibt es mit dem Förderfonds "waff" ein schlagkräftiges Instrument um einerseits die Lehre attraktiver zu machen, aber auch älteren Arbeitnehmer:innen wieder die Möglichkeit zu geben, in den Arbeitsprozess neuerlich integriert zu werden – Stichwort dazu ist das Projekt "50+". Insgesamt war Hanke mit einem Blick in die Zukunft zuversichtlich, dass nach den letzten herausfordernden eineinhalb Jahren sich eine positive Entwicklung ankündige, zum Beispiel mit einem leichten Wirtschaftswachstum 2025, auch wenn uns aus Deutschland derzeit noch wenig erfreuliche Meldungen erreichen. Was die Zusammenarbeit in der Region als Metropole mit ca. fünf Millionen Menschen in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland bis Bratislava angehe, stand im Mittelpunkt nur ein Wort: gemeinsam. Abseits von Wahlrhetorik gehe es darum, inhaltlich gemeinsam im Sinne von Lösungen für die Menschen zu agieren, womit Peter Hanke einen Schlusspunkt des Interviews setzte.

Zwei Panels

Im Anschluss wurde im Detail auf zwei Panel zu den "Nachhaltigen Infrastrukturlösungen für den Wirtschaftsstandort" und "Mobile Solutions: Smart City, E-Mobility & Transformation Technologies" diskutiert.

  • Panel 1

Der langjährige Roland Berger Berater Roland Falb, der nunmehr das Berater-Netzwerk "Zeiten-Wender" gegründet hat, ging mit seiner Expertise auf die Grundsätze der Nachhaltigkeit ein. Die Koordination von Umwelt, sozialen Bedürfnissen, Wirtschaft & Governance – ESG – wurde viele Jahre freiwillig von Unternehmen betrieben, auch als Mehrwert in der Gesellschaft anerkannt, inzwischen sei es verpflichtend. Nachhaltigkeitsberichte spiegeln wider, wie transparent nachhaltig geführte Unternehmen sich präsentieren, erläuterte Falb. Der Vorstand des Wiener Flughafens, Julian Jäger, konnte grundsätzlich über sehr gute Zahlen und die Bedeutung des Vienna Airport für den Wirtschaftsstandort berichten, "der stärkste Sommer aller Zeiten mit 6,7 Millionen Passagiere erfreut uns sehr, zusätzlich boomt die Fracht, wo wir 20 Prozent Zuwächse verzeichnen." Der neue Wiener Standortanwalt Andreas Dillinger, WKW, unterstrich die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Wien und sah den Wirtschaftsstandort gut aufgestellt und setzte in eine neue Bundesregierung die Hoffnung, sehr rasch grundsätzliche Regelungen umzusetzen und eine enge, gute Zusammenarbeit mit Wien anzustreben, "das ist es, was die Unternehmen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen." Oliver Stribl, Geschäftsführer der Wien Holding beschrieb die Leistungen seines Unternehmens als sehr weitreichend und heterogen vom Wohnungsbau über die Errichtung einer neuen Sportarena oder die Sanierung von Bildungseinrichtungen bis zum Betreiben des Wiener Hafens, dem größten Binnenhafen Europas. Darüber hinaus seien "die Kulturstätten der wichtigste Berührungspunkt zu den Menschen in Wien mit den Vereinigten Bühnen und den Musicalbühnen, wo derzeit gerade das Theater an der Wien mit der Opernbühne umgebaut wird oder Museen, die wir betreiben bis zum Bereich der Services, wo die Wien Holding zum Beispiel Betreiber des Fernsehsenders W24 ist. Generell ist die Digitalisierung ein stark wachsender Bereich, insgesamt geht die Wien Holding in Richtung einer Milliarde Umsatz und beschäftigt 4.000 Mitarbeiter:innen", so Stribl.

Mit dem Greentech-Unternehmen backbone one zeichnete Geschäftsführer André Felker ein interessantes Zukunftsszenario, wo man mit Kilowattstunden grüner Energie auch im Supermarkt einkaufen kann. "Solche Transaktionen schaffen es, mit erneuerbarer Energie einen nachhaltigen Beitrag zu leisten und gleichzeitig wird backbone one damit auch zum Zahlungsanbieter. Infrastruktur von Unternehmen können gleichzeitig genutzt werden, XXXLutz, Raiffeisen oder Rewe sind hier schon mit an Bord", so Felker. Was die Nachhaltigkeit im Detail angeht, wurden viele Lösungen präsentiert, wie zum Beispiel der CO₂-neutrale-Flughafenbetrieb mit einer Photovoltaikanlage, die 50 Prozent des Strombedarfes des Vienna Airport abdeckt. Insgesamt wurde eine Reduktion des CO₂-Ausstoßes von 70.000 Tonnen auf unter 7.000 geschafft. Julian Jäger: "Hier sind wir schon sehr stolz, dass uns das gelungen ist und wir arbeiten weiter daran, noch mehr Nachhaltigkeit mit Elektrobussen, Elektrozug- oder Cateringfahrzeugen zu ermöglichen. Gleichzeitig warten wir hier noch auf entsprechende Fahrzeuge, weil es muss auch die Wirtschaftlichkeit sichergestellt sein. Im Mittelpunkt aller CO₂-verringernden Maßnahmen wird allerdings die Verwendung von SAF – Sustainable Aviation Fuels – bei den Flugzeugen sein, wo noch ein Stück des Weges bis zur Realisierung zu gehen ist."

Wien Holdingchef Oliver Stribl sprach die Decarbonisierung bis 2040 der Stadt Wien an, woran seit Jahren umfassend gearbeitet wird: "Das heißt raus aus Gas und dafür arbeiten wir zum Beispiel mit einer großen Photovoltaikanlage in der Wiener Stadthalle oder dem Einsatz von Geometrie, Entsiegelungsmaßnahmen, Installierung von Wärmepumpen und vielem mehr." Andreas Dillinger sah die Standortanwaltschaft als Vertreter der Unternehmen, wo nachhaltige Infrastruktur-Projekte bei der Errichtung und Erhaltung begleitet werden, um den volkswirtschaftlichen Mehrwert, die Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen usw., zu erkennen, um mitunter hier unterstützend Projekte noch schneller umzusetzen und Genehmigungsverfahren zu verkürzen. Dillinger: "In den 16 Projekten der vergangenen Jahre, die wir begleitet haben, konnten wir immer wieder in der Kommunikation und Darstellung unterstützen und das zeigt, dass eine gute Zusammenarbeit von Unternehmen und der Stadt von großer Bedeutung ist."

Roland Falb konnte auf die Frage wie das andere Metropolen in Europa mit nachhaltigen Infrastrukturlösungen handhaben, darstellen, dass Wien schon sehr früh begonnen hat, die nachhaltigen Lösungen in den Mittelpunkt zu stellen Der Berater dazu: "Eine Studie von Roland Berger in 100 Städten weltweit hat Wien als Nr. 1 hinsichtlich der Nachhaltigkeit gesehen, warum? Es wurde sehr früh in Wien begonnen, Infrastrukturlösungen zu planen, eine U-Bahn oder ein Fernwärmenetz oder Fahrradwege entstehen ja nicht in wenigen Jahren, nachhaltig heißt eben auch, rechtzeitig Vorsorge zu treffen. Technologisch sind wir ja schon sehr weit nachhaltige Lösungen zu realisieren, leider geht das  weltweit über die Milliardeninvestitionen weit hinaus und verlangt sehr große Anstrengungen. Ein Masterplan der Stadt Wien hat hier laufend aktualisiert, positiv dazu beigetragen und auch die Fortschritte in der Digitalisierung haben geholfen. Ein Schulterschluss mit der Bevölkerung ist ebenso entscheidend, wie auch den Menschen den notwendigen Blick in die Zukunft aufzuzeigen." Diesen positiven Blick nach vorn sah auch Felker als entscheidend an, um gemeinsam innovative Projekte voranzutreiben. Der Tenor insgesamt war bei allen Diskutanten eindeutig: Nur gemeinsam funktioniert das, vielleicht eine wichtige Erkenntnis in Zeiten besonders harter politischer Auseinandersetzung, ergänzte vie-mobility Veranstalter Ralph Vallon.

  • Panel 2

Im zweiten Panel ging es im vie-mobility Forum um "Mobile Solutions: Smart City. E-Mobility. Transformation Technologies" zu den Umsetzungen bei den E-Fahrzeugen & Ladestationen, bei Smart City und dem öffentlichen Verkehr in Wien und bei der Energiewende, insbesondere zum Status quo und einem Blick in die Zukunft. Moderiert von Mario Rohracher, Generalsekretär GSV und langjähriger Partner der vie-mobility, wurde mit Gerald Franz von der Urban Innovation Vienna (UIV), der Klima und Innovationsagentur der Stadt Wien, begonnen. Gerald Franz sah für die lebenswerteste Stadt der Welt auch die Smart City verantwortlich, "weil soziale Überlegungen, Umweltfaktoren und technologische Assets von großer Bedeutung für eine lebenswerte Stadt sind." Hier spiele der öffentliche Verkehr und innovative Lösungen z. B. im Energiebereich eine entscheidende Rolle. Nur mit einer entsprechenden Energie- und Mobilitätswende seien die Klimaziele bis 2040 zu erreichen, um in Wien CO₂-neutral zu werden, was gleichzeitig bedeute, dass die Emissionen im Verkehr, die zu einem Drittel für den CO₂-Ausstoß verantwortlich sind, deutlich reduziert werden müssen. Das funktioniert mit der Nutzung von U-Bahn, Straßenbahn und E-Autos sowie E-Fahrräder und der Umstellung der Busse auf E- und Wasserstofffahrzeuge sowie dem Ausbau von Schnellladestationen in Wien. Barbara Hauenschild-Cyniburk, Public Affairs Wiener Linien, sah die notwendige elektrische Veränderung bzw. die Wasserstoffausrüstung bei den Bussen als wichtig an, allerdings 80 Prozent der Wiener Linien Kund:innen sind schon jetzt mit den öffentlichen E-Fahrzeugen der U-Bahn und Straßenbahn unterwegs. Der Ausbau der E-, Hybrid und Wasserstoffbusse werde in den nächsten beiden Jahren deutlich forciert und so werden ca. 80 Busse CO₂-neutral auf den diversen Linien fahren, die enge Kooperation mit den Wiener Stadtwerken sei hier von großem Vorteil für die Umsetzung im eigenen Haus.

Wo die technologische Basisarbeit geleistet wird, konnte u. a. Ulrike Haslauer, GF von compact electric, unter Beweis stellen, die mit 80 Mitarbeiter:innen ihr Unternehmen seit 35 Jahren leitet. Einzig, was die Ausbildung anlangt, sah die erfahrene Geschäftsführerin eines Mittelbetriebes immer wieder große Herausforderungen auf ihr Unternehmen zu kommen, weil "es sehr schwer ist, geeignetes Personal zu finden. Hier sind alle gefragt mehr zu tun, um besser auszubilden, weil, wenn es an der Basis nicht stimmt, d.h. ein Schaltschrank nicht verdrahtet werden kann, dann wird das Ziel der Energiewende und Mobilitätswende auch schwer umzusetzen sein." Sascha Zabransky, Leiter neue Geschäftsfelder Wien Energie, unterstrich die Bedeutung der erneuerbaren Energieerzeugung mit Photovoltaik, aber auch mit Wasserkraft und generell gehe es darum für die E-Mobilität weg von fossilen Treibstoffen hin zu elektrischen Ausrüstungen und Wasserstoff zu kommen. In Simmering betreiben seit April die Wiener Stadtwerke eine große Wasserstofftankstelle, wo grüner Wasserstoff erzeugt wird. Darüber hinaus spielten das Internet of things und ein guter Breitbandausbau für die Kreislaufwirtschaft ebenso eine wichtige Rolle, um die Dekarbonisierung zu unterstützen. Zabransky ist überzeugt davon, dass "die Wasserstofferzeugung für Wien bis 2030 komplett von der Stadt abgedeckt werden kann und somit keine Importe notwendig sein müssen."

Thomas Herndl, Markenleiter VW Österreich, der auf den derzeit geringeren Absatz von E-Fahrzeugen angesprochen wurde, erklärte das, "mit einem insgesamt viel schwächeren Absatz von Autos in Europa seit der Pandemie und das betrifft natürlich auch die E-Fahrzeuge." Gleichzeitig sei Herndl davon überzeugt, dass die Zukunft für das Automobil elektrisch ist, es gelte Ängste abzubauen, die in erster Linie die Reichweite und das Laden betrifft. Mit neuen Modellen wie dem elektrischen VW ID.7 (Tourer) seien zum Beispiel Reichweiten bis zu 700 km zu schaffen und das Schnellladenetz werde zusätzlich weiter ausgebaut, womit ein sicheres elektrisches Fortkommen funktioniert. Der Veranstalter der Wiener Elektro Tage Andreas Martin zeigte sich zuversichtlich, dass dieses Format der Information über Elektro-Autos inklusive der unterstützenden Ladeinfrastruktur und der Diskussion wie zum Beispiel bei der vie-mobility der richtige Weg ist, die individuelle E-Mobilität zu begleiten. "Auch wenn heuer bei den Wiener Elektro Tagen das Wetter nicht mitspielte, bleibt die Zukunft der Wiener Elektro Tage als Unterstützer und Begleiter der Transformation von Bedeutung. Nächstes Jahr ist diese Plattform wieder am Rathausplatz Ende September in Planung."

Club Cuvée Weinverkostung

Beim Symposium und der anschließenden Club Cuvée Weinverkostung u. a. gesehen Wolfgang Layr, Direktor Volksbank Wien, Martin Brezovich, GF livegroup, der frühere Planungs- und Verkehrsstadtrat Rudi Schicker, Sissi Koller-Galler, GF Ciro, Andreas Ladich, ML Flughafen Wien, Gerlinde Layr-Gizycki, GF PRVA, Louisa Böhringer, Personalbranding, Johannes Dobretsbereger, ML Austria Wien, Thomas Greiner, Asfinag, Albert Kubiak, Magenta, Andreas Schwendemann, Siemens Mobility, Daniel Wollrab, Austria Tech und Stefan Lechner, Gesamtanzeigenleitung Kurier.

LEADERSNET war beim 14. vie-mobility Forum. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.

www.vie-club-cuvee.at/vie-mobility

www.vie-club-cuvee.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV