Handelsverband kontert VCÖ
"Handel ist Randerscheinung des Bodenverbrauchs und kein Treiber"

Die 245 Shopping-Center in Österreich haben in Summe rund 184.000 Pkw-Abstellplätze, was dem VCÖ ein Dorn im Auge ist. Der Handelsverband kontert und sagt, dass nur ein geringer Teil der Flächen auf Supermärkte entfält. 

Österreich ist ein Land vieler Supermärkte, Baumärkte, Einkaufszentren und damit auch vieler Autoparkplätze. "Parkplätze, die oft eine regelrechte Asphaltwüste sind, heizen sich an Hitzetagen extrem auf. Das ist direkt am Parkplatz sehr unangenehm und zusätzlich heizt die heiße Luft auch die Umgebung auf und verschärft die Hitze-Belastung für die Bevölkerung. Umso wichtiger ist es, die Parkplätze als Hitze-Inseln durch Entsiegelung und Beschattung zu entschärfen", sagt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Handel kontert

In puncto Flächeninanspruchnahme steht der gesamte österreichische Handel für nur 0,6 Prozent, so der Handelsverband (HV). Haupttreiber der zunehmenden Verbauung von Flächen seien hingegen der Wohnbau, Verkehrsflächen und handelsfremde Betriebsflächen. Die 245 Shopping-Center in Österreich haben in Summe rund 184.000 Pkw-Abstellplätze. Diesen stehen jedoch 567 Millionen Besuche pro Jahr bzw. rund zwei Millionen Besuche pro Tag gegenüber. "Der heimische Handel bietet der österreichischen Bevölkerung in allen Regionen Waren und stellt die Nahversorgung sicher. In vielen Regionen Österreichs nutzt die überwiegende Mehrheit der Kunden das Auto für ihren Einkauf, oftmals weil öffentliche Verkehrsmittel nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Deshalb braucht es natürlich auch Parkplätze", so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

"Der VCÖ kritisiert Österreich als Land der Parkplätze, weist dabei aber ausschließlich auf Supermärkte und Einkaufszentren hin – so als ob andere Einrichtungen wie Spitäler, Ämter, Schulen, aber auch Wohngebiete keine Parkplätze hätten", stellt Handelssprecher Will fest und ergänzt: "Laut Umweltbundesamt sind in Österreich 2.092 Quadratkilometer als Verkehrsflächen genützt. Die Parkplatz- und Erschließungsfläche aller Filialen der vier großen Supermarktketten gemeinsam steht gerade für 4,7 Quadratkilometer – also für lediglich 0,2 Prozent aller Verkehrsflächen des Landes. Das sollte uns eine funktionierende Versorgung mit Lebensmitteln wert sein."

Die Park- und Erschließungsflächen in den 225 Shopping-Centern des Landes würden noch weniger, nämlich in Summe 3,6 Quadratkilometer betragen. "Der Anteil der Shopping-Center inklusive Parkflächen beträgt lediglich 0,3 Prozent an der versiegelten Fläche in Österreich", betont Christoph Andexlinger, Obmann des ACSP - Austrian Council of Shopping Places und fügt hinzu: "Nichtsdestotrotz nehmen die Betreiber:innen der Shopping-Malls ihre Verantwortung selbstverständlich ernst und setzen schon heute Maßnahmen im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens. Einkaufszentren werden offensichtlich deshalb so oft als Hauptverursacher der Bodenversiegelung zitiert, weil sie gut sichtbar sind, von einem Großteil der Bevölkerung besucht werden und damit entsprechend stark im Bewusstsein verankert sind. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ihr Anteil an der versiegelten Fläche in Österreich verschwindend gering ist."

Handel reagiert

In seiner Aussendung nimmt der VCÖ Bezug auf eine Studie, die Standort + Markt im Auftrag von Handelsverband und ACSP im Vorjahr durchgeführt hat. Studienautor Hannes Lindner sieht die Sachlage wie folgt: "Der Handel reagiert mit seinen Standorten auf die Entwicklung der Siedlungsformen – und nicht umgekehrt. Wien ist das Bundesland mit der geringsten Parkplatz-Dichte, weil dort der öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist und das Stadtgebiet dicht besiedelt ist. In ländlichen Regionen mit schlecht ausgebautem öffentlichen Verkehrsangebot können sich die Kunden nicht zur Einkaufsstätte beamen. Ich bitte, den Handel aus der Schusslinie zu nehmen! Anzusprechen ist die örtlich Raumplanung sowie die übergeordnete Raumplanung der Länder."

"Handel ist Randerscheinung des Bodenverbrauchs"

"Insgesamt ist der Handel nicht nur bei der gesamten Flächeninanspruchnahme, sondern auch bei den Verkehrsflächen kein Treiber des Bodenverbrauchs, sondern mit gerade einmal 0,6 Prozent eine Randerscheinung. Für die Flächeninanspruchnahme sind v.a. der Wohnbau mit 45 Prozent, sonstige Verkehrsflächen mit 36 Prozent und handelsfremde Betriebsflächen mit 11 Prozent verantwortlich", so Handelssprecher Will und ergänzt abschließend: "Nur, wenn das endlich verständlich ist, kann man den Klimawandel auch tatsächlich bekämpfen. Über Geschmack kann man streiten, über Fakten nicht."

www.handelsverband.at

www.acsp.at

www.standort-markt.at

www.vcoe.at

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