Analyse der Bank Austria
Konjunktur erholt sich nur langsam, doch Inflation geht zurück

Laut aktueller Analyse wird die Wirtschaft erst in der zweiten Jahreshälfte langsam in Schwung kommen; der Zinssenkungszyklus der EZB soll unmittelbar bevorstehen.


Die Konjunkturstimmung in Österreich geht langsam nach oben, der Pessimismus überwiegt aber weiterhin. "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im März den sechsten Monat in Folge gestiegen. Mit minus 2,6 Punkten erreichte der Indikator zwar den höchsten Wert seit fast einem Jahr, lag jedoch weiterhin klar unter dem langjährigen Durchschnitt", so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Seit der Rezession im vergangenen Sommer hat sich die Konjunktur zwar schrittweise verbessert, die Wirtschaft entwickele sich jedoch weiterhin nur sehr verhalten. "Der Anstieg des Bank Austria Konjunkturindikators im ersten Quartal 2024 auf durchschnittlich minus 2,9 Punkte lässt zwar ein besseres Ergebnis als Ende 2023 erwarten, doch entscheidende Fortschritte auf dem Weg zu einer spürbaren Erholung sind kaum erkennbar. Die österreichische Wirtschaft ist nach unserer Einschätzung bestenfalls mit einem marginalen Plus um 0,1 bis 0,2 Prozent zum Vorquartal ins Jahr 2024 gestartet", so Bruckbauer.

Bau und Industrie bleiben die Sorgenkinder

Der aktuelle Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators war im März vor allem auf eine deutliche Aufhellung der Stimmung der heimischen Dienstleister zurückzuführen. Die kräftigen Lohnerhöhungen, die Abschaffung der kalten Progression und die spürbare Verlangsamung der Inflation lösten in den vergangenen Monaten eine Stärkung der Kaufkraft der heimischen Konsument:innen aus, die einen Aufwärtstrend der Verbraucherstimmung stützte. Obwohl dieser Trend im März eine Pause einlegte, spürten einige Dienstleistungsbranchen mehr Rückenwind.

Im Bau- und Immobilienbereich bleibe man aber pessimistisch. Dies hänge mit der anhaltenden Verschlechterung der Stimmung am Bau zusammen, verursacht durch einen Auftragsmangel im Hochbau und bei vielen Nebengewerben. Die steigenden Baupreise, verminderte Leistbarkeit und erschwerte Finanzierungsbedingungen würden insbesondere den Wohnungsbau vor große Herausforderungen stellen. Das von der Regierung vorgestellte Wohnbaupaket werde zwar eine Verbesserung bringen, jedoch hauptsächlich erst ab 2025 wirksam werden.

Aufschwung mit angezogener Handbremse

Nach dem verhaltenen Start ins Jahr 2024 mit einer weitgehenden Seitwärtsbewegung der Konjunktur versprechen die schrittweise verbesserten Rahmenbedingungen eine Belebung der österreichischen Wirtschaft ab der Jahresmitte, aber das Tempo der Erholung wird voraussichtlich weiter überschaubar bleiben. 

"Für 2025 gehen wir von einer Steigerung der Wirtschaftsdynamik in Österreich auf bis zu 1,5 Prozent aus. Zum einen sollte sich die Unterstützung durch den Konsum verstärken, da immer mehr Konsument:innen realisieren werden, dass sich ihre Kaufkraft erhöht hat. Zum anderen sollte es zu einer Belebung der Investitionen kommen, ausgelöst von den Zinssenkungen ab Mitte 2024. Da nicht nur im Euroraum eine Lockerung der Geldpolitik ansteht, ist auch mit mehr internationaler Unterstützung für die heimische Wirtschaft zu rechnen", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Rückgang der Inflation wird etwas zäher

In den ersten drei Monaten 2024 hat sich die Teuerung deutlich verlangsamt. Mit durchschnittlich 4,4 Prozent lag sie um sechs Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr und einen Prozentpunkt tiefer als im Schlussquartal 2023. "Der Rückgang der Inflation wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Die Zweitrundeneffekte werden jedoch im Wechselspiel einer Preis-Lohn-Anpassung nur langsam auslaufen und die Disinflation in den kommenden Monaten angesichts fehlender Unterstützung durch die Energiepreise verzögern. Wir sind weiterhin optimistisch, dass sich die Teuerung bis zum Jahresende 2024 auf unter 3 Prozent verlangsamen wird. Nach durchschnittlich 3,6 Prozent 2024 gehen wir für 2025 von einer Inflationsrate von 2,3 Prozent in Österreich aus", meint Pudschedl.

Zinssenkung im Juni scheint schon fast fix

Mit dem fortgesetzten Rückgang der Inflation und der schwachen Konjunkturdaten, die auch die Sorge der EZB über einen zu starken Lohndruck bremsen, steht die erste Zinssenkung im Euroraum unmittelbar vor der Tür (LEADERSNET berichtete). "Unsere Einschätzung einer ersten Zinssenkung um 25 Basispunkte im Juni, die wir bereits vor der letzten Zinsanhebung der EZB hatten, scheint sich zu bewahrheiten", meint Bruckbauer und ergänzt: "Die EZB wird in weiterer Folge einen vorsichtigen Kurs mit einer schrittweisen Senkung um jeweils 25 Basispunkte einschlagen, mit kumulativen Zinssenkungen von 75 Basispunkten in diesem Jahr und 100 Basispunkten im Jahr 2025. Damit wird der Einlagensatz von aktuell 4,00 Prozent auf 2,25 Prozent Ende 2025 sinken. Wobei die Risiken in Richtung eines langsameren Zinssenkungskurses gerichtet sind."

www.bankaustria.at

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