Interview Michael Wolczyk
"Die A1 Bank ist quasi das Fintech-Startup im Konzern"

| Tobias Seifried 
| 15.04.2024

Da die paybox Bank nun A1 Bank heißt, hat Österreich eine neue Bank. Im LEADERSNET-Interview spricht Michael Wolczyk, CEO der A1 Bank, u.a. über die Beweggründe für das Rebranding, den großen Aufwand dahinter, welche Gefahren damit verbunden sind, die strategische Neuausrichtung, das zentrale Geschäftsmodell und Zukunftspläne.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Wolczyk, die paybox bank wird zur A1 Bank. Was hat es mit dem großen Rebranding auf sich?

Michael Wolczyk: Es ist wichtig zu verstehen, dass die A1 Bank als paybox Bank auf eine über 20-jährige Geschichte zurückblickt. Wir haben nicht nur das erste mobile Bezahlsystem zu Zeiten, als das Nokia 3310 das meistverkaufte Handy war, auf den Markt gebracht, sondern auch als weltweit erste NFC-Technologie für das Kaufen von Gütern zur Verfügung gestellt – in diesem Fall waren es Fahrscheine der Wiener Linien. Also eine Menge Innovation. Jetzt ist es für uns an der Zeit, den Weg innovativer Finanzprodukte weiter zu beschreiten. Und jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt: der ist bei uns die Umbenennung in A1 Bank.

LEADERSNET: Soll durch den neuen Namen auch die Konzernzugehörigkeit besser zum Ausdruck gebracht werden? Schließlich steht die Bank zu 100 Prozent im Eigentum der A1 Telekom Austria AG und gehört somit zur Telekom Austria Gruppe.

Wolczyk: Genau darum geht es. A1 ist in im gesamten CEE Raum bekannt und in allen Märkten in starker Position – entweder als Marktführer oder als starker Herausforderer. Diese Bekanntheit wollen wir für künftige Produkte nutzen.

LEADERSNET: Apropos: Wie ist die Bank im Konzern eigentlich genau positioniert?

Wolczyk: Die A1 Bank ist quasi das Fintech-Startup im Konzern. Wir haben schlanke Strukturen, die es uns ermöglichen, flexibel auf die unterschiedlichen Marktanforderungen zu reagieren und passende Produkte zu designen. Dabei unterstützt uns einerseits die starke Brand, andererseits aber auch die Erfahrung bei der Entwicklung von Finanzprodukten. In Zeiten von Google Wallet und Apple Pay liegt die Zukunft aber eher nicht in der Erfindung des nächsten mobilen NFC-Paymentprodukts, sondern wahrscheinlich eher woanders.

LEADERSNET: Ein derart umfassendes Rebranding ist immer auch mit einem gewissen Risiko verbunden. Wenn da bei der Umsetzung Fehler passieren, können bestehende Kund:innen vergrault werden. Wie intensiv war die Vorbereitungs- und Planungszeit?

Wolczyk: Ich bin im Jahr 2022 zur A1 Bank gestoßen. Und zwar genau um eine neue Strategie zu erarbeiten und diese auch umzusetzen. Damit hat das Team dahinter bereits seit rund zwei Jahren mit Vorbereitungen begonnen. Das Rebranding ging mit dem Launch unseres neuen Kernbankensystems einher. Das bedeutet, wir haben das Herzstück der Bank ausgetauscht und auf eine moderne Cloudlösung migriert. Dieses Projekt wurde maßgeblich von meinem Vorstandskollegen Michael Wilhelm getrieben. Diese neue technologische Basis ermöglicht es, uns auf neue Lösungen und Produkte für unsere Kund:innen zu konzentrieren.

LEADERSNET: Die A1 Bank bietet Payment Lösungen für Privat- und Firmenkund:innen an. Wo liegen die Schwerpunkte des Geschäftsmodells?

Wolczyk: Aktuell haben wir vier Schwerpunkte: Wir bieten in Österreich drei Kreditkartenprodukte an, die Free Mastercard zum Beispiel völlig kostenlos. Aber auch Kundinnen und Kunden, denen Nachhaltigkeit ein Anliegen ist, können wir ein Angebot machen und empfehlen unsere Priceless Planet-Card – hier pflanzen wir pro tausend Euro Umsatz einen Baum und unsere Kunden können Ihren CO2 Fußabdruck tracken. Vielreisende haben mit der Platinum Mastercard eine Topkarte zur Verfügung, die Annehmlichkeiten wie eine Fast Lane am Flughafen Wien bietet. Darüber hinaus können wir auch branded Cards anbieten: hier bauen wir aus einem Baukastensystem individuelle Kreditkartenangebote für Kundinnen und Kunden anderer Unternehmen. Ein weiteres Geschäftsfeld sind Geschenkkarten, hier sind wir in Deutschland mit zum Beispiel Edeka sehr erfolgreich. Abschließend: natürlich gibt es das Zahlungsmittel Paybox auch noch fürs Handyparken in Wien.

LEADERSNET: Österreich ist zwar nach wie vor ein "Bargeldland", doch in den letzten Jahren ist digitales Bezahlen – nicht zuletzt "Dank" der Corona-Pandemie - auch hierzulande am Vormarsch. Wo geht Ihrer Meinung nach hier die Reise hin?

Wolczyk: Das stimmt. Und diese Reise ist noch lange nicht am Ende, wenn ich mir ansehe, dass es noch Unternehmen gibt, die keine Kartenzahlung akzeptieren. Ich war viele Jahre lang beruflich in Hongkong aktiv, da konnte ich schon vor Jahren die kleinsten Beträge an Straßenständen mit dem Smartphone bezahlen. Im Europavergleich ist Österreich auch eher im unteren Drittel anzusiedeln, somit gibt es noch viel Potenzial. Zudem sehen wir, dass die Erwartungshaltung immer mehr dahin geht, dass digitale Zahlungen akzeptiert werden. Als innovative Bank orientieren wir uns ganz klar an diesem Trend und halten nicht am Status quo fest.

LEADERSNET: Gemeinsam mit Co-Branding Partnern wurden in der Vergangenheit bereits diverse Projekte realisiert, wie etwa Kreditkartenprodukte mit Mastercard. Wie werden diese Angebote von den Kund:innen angenommen?

Wolczyk: Ausgesprochen gut. Unsere eigenen Kreditkarten sind hier das eine, die Kreditkarten, die wir mit Partnern, wie zum Beispiel Schelhammer umgesetzt haben, das andere: hier stellen wir die Karte und die Prozesse zur Verfügung, die Partner bieten sie ihren Kund:innen an. Über deren Erfolg haben wir als seriöser Partner natürlich Stillschweigen vereinbart.

LEADERSNET: Wie viele Kund:innen zählt die A1 Bank und sind Sie mit der Entwicklung der letzten Jahre zufrieden?

Wolczyk: Aktuell betreuen wir mit unseren Kreditkarten und paybox rund 160.000 Kund:innen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unseren bestehenden und neuen Kunden noch viel mehr Kund:innen von unseren Services begeistern werden können.

LEADERSNET: Was ist für die (nahe) Zukunft geplant - dürfen sich A1 Bank-Kund:innen auf neue Services bzw. Leistungen freuen?

Wolczyk: Wir stellen uns täglich die Frage: Wie können wir A1 Kund:innen bestmöglich mit Finanzprodukten unterstützen und ihr Leben leichter machen? Dass Menschen, die einen A1 Shop betreten, die Erwartungshaltung haben, ihr neues Reihenhaus im A1 Shop zu finanzieren, halte ich eher für ausgeschlossen. Wenn es allerdings um das neue 2.000-Euro-Smartphone geht, kann ich mir gut vorstellen, dass es sinnvoll ist, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Und das werden wir auch tun.

www.a1.bank

www.a1.net

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