Jede zweite Bank leistet sich einen Datenchef

| Redaktion 
| 16.01.2024

Aus einer aktuellen PwC-Studie geht jedoch hervor, dass der Anteil an Chief Data Officers im Allgemeinen sinkt.

Daten werden immer wichtiger. Angetrieben durch das aktuell sehr große Interesse an generativer künstlicher Intelligenz (KI) stehen Daten weit oben auf der Agenda der Führungskräfte. Vor diesem Hintergrund entscheiden sich viele Unternehmen für einen verstärkten Einsatz von Daten- und Analysetechnologien, um das Überleben ihrer Firma in einer wirtschaftlich schwierigen Situation zu sichern. Umso interessanter sind die Ergebnisse der neuen "Chief Data Officer"-Studie. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hat für diese Analyse gemeinsam mit Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, die Geschäftsberichte der 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen untersucht.

Referenzen auf Daten steigen

"Wir befinden uns an einem Wendepunkt, was die Nutzung von KI im Alltag vieler Menschen angeht. Infolgedessen überdenken Unternehmen ihre Datenstrategie, die als notwendige Grundlage für KI gilt", sagt Matthias Schlemmer, Partner bei Strategy& Österreich und Experte im Bereich Data und AI.

Die Ergebnisse zeigen, dass die strategische Nutzung von Daten aktuell einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt. So wird das Thema in den Geschäftsberichten häufiger erwähnt als im Vorjahr – im Durchschnitt 81-mal (plus 13 Prozent). Demnach fällt der Begriff ganz besonders in Verbindung mit Aspekten wie "Cloud" und "Commercial". In Europa dominiert mit 35 Prozent der Nennungen der Begriff "Diversity".

Zahl der Chief Data Officer sinkt

Vor diesem Hintergrund überraschen jedoch die Resultate der Studie, wonach die Anzahl der Firmen, die über einen Chief Data Officer (CDO) verfügen, im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken ist. Nur 590 der 2.500 untersuchten Unternehmen beschäftigen eine:n Chief Data Officer. Das entspricht einem Anteil von 24 Prozent. Im Vorjahr waren es mit 682 Unternehmen noch 27 Prozent der Firmen. Rückläufig ist auch die Zahl der Neueinstellungen von obersten Datenchefs. 2023 wurden 71 CDOs ernannt, im Vorjahr waren es 104.

Dieser Rückgang kann vor allem in Europa beobachtet werden. Hatten 2022 noch 42 Prozent der europäischen Unternehmen die Position des CDO besetzt, sind es aktuell nur noch 34 Prozent. Aber auch in Nordamerika sieht es ähnlich aus, während der Anteil der CDOs in Süd- und Lateinamerika sowie im Asien-Pazifik-Raum wächst.

Neue Rollen denkbar

Laut den Experten von PwC kann dieser Umstand verschiedene Gründe haben. Einerseits dürfte der Hype rund um die CDO-Position langsam abflachen, denn viele Unternehmen haben mittlerweile die Rolle und Aufgaben im Unternehmen integriert, andererseits kommen auch Budgetkürzungen als Erklärung in Betracht. "Im aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld verteilen Unternehmen die Verantwortung für die Daten möglicherweise auf verschiedene andere Rollen auf", so Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich und fügt hinzu: "In einer Welt, in der KI zunehmend als Schlüsselfaktor für Wettbewerbsvorteile gilt, sind in naher Zukunft jedoch auch neue Rollen wie die des Chief Knowledge Officers oder Chief AI Officers denkbar. Diese wären betraut, die Sammlung, Analyse und Anwendung von Wissen und künstlicher Intelligenz innerhalb ihrer Organisationen zu steuern, um einen effizienten und vor allem sicheren Einsatz neuer Technologien zu gewährleisten."

Höchste CDO-Dichte in Finanzdienstleistungsbranche

Die Studie zeigt, dass die CDO-Dichte nach wie vor in der Finanzdienstleistungsbranche am höchsten ist. 47 Prozent der Banken und 40 Prozent der Versicherungen beschäftigen eine:n Datenchef:in. Im Vorjahr lag dieser Anteil mit jeweils 51 Prozent deutlich höher. In der Software- und Services-Branche ist die Anzahl von 44 Prozent auf 27 Prozent gesunken.

Auch das Profil der Unternehmen, die eine:n CDO haben, hat sich verschoben. Die Zahl der obersten Datenverantwortlichen, die in großen Unternehmen beschäftigt sind, ist deutlich zurückgegangen. Zwei Drittel der CDOs arbeiten im Moment in Unternehmen mit weniger als 25.000 Mitarbeitenden. 2022 entfiel die Hälfte der CDOs auf Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitenden, die andere Hälfte auf Firmen mit weniger als 25.000 Beschäftigten. Aktuell verfügen 20 Prozent der kleinen Unternehmen mit weniger als 5.000 Mitarbeitenden über eine:n CDO. Das ist ein Plus von Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

"In kleineren Unternehmen ist es besonders sinnvoll, einen CDO als zentralen Ansprechpartner für das Thema Daten zu etablieren, weil dies klare operative Vorteile bietet. Zudem haben kleinere Unternehmen häufiger eine Hands-on-Mentalität, wenn es um den Einsatz von Daten in operativen Funktionen geht", so Rudolf Krickl.

CDOs im Dilemma

"CDOs stecken dabei in einem Dilemma: In vielen Unternehmen werden innovative Datenlösungen innerhalb der Fachbereiche entwickelt. CDOs sind mit den weniger spannenden Aufgaben rund um Data Management und Data Governance betraut. Um die Geschäftsführung von ihrer Bedeutung zu überzeugen und in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit relevant zu bleiben, müssen die Datenverantwortlichen ihr Wertschöpfungspotenzial unter Beweis stellen", so das Fazit von Schlemmer. Dafür gebe es jedoch kein Patentrezept. Vielmehr bestehe die Aufgabe der CDOs darin, praxisnahe Lösungen mit einem wertorientierten Ansatz voranzutreiben.

www.pwc.at

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