Stellantis baut in Europa ein Batteriewechsel-System für E-Autos auf

Was in China bereits gang und gäbe ist, soll nun auch in unseren Breiten umgesetzt werden: Statt an der Ladesäule zu warten, wird binnen fünf Minuten einfach ein leerer gegen einen vollen Akku getauscht.

Für Langstreckenfahrer:innen sind die relativ langen Ladezeiten vieler Elektroautos nach wie vor ein Grund, sich gegen einen Stromer zu entscheiden. Bis eine Vollladung eines Akkus ähnlich schnell funktionieren wird, wie aktuell ein Tankstopp mit einem Verbrenner, werden noch mehrere Jahre vergehen. Einige Visionäre waren sich dessen schon vor vielen Jahren bewusst und versuchten Batteriewechsel-Systeme zu etablieren, scheiterten damit jedoch an finanziellen und bürokratischen Hürden.

In China hat sich diese Technologie jedoch etabliert und der Hersteller Nio hat mittlerweile auch in einigen europäischen Ländern (Norwegen und Deutschland) Stationen errichtet, in der die Akkus seiner Elektroautos vollautomatisch getauscht werden. Aktuell kann man die Anzahl dieser Wechselboxen aber an zwei Händen abzählen, weshalb man von einer flächendeckenden Versorgung noch weit entfernt ist. Nun will auch ein europäisch-amerikanischer Autokonzern in dieses Feld einsteigen.

Stellantis setzt auf Wechselstationen von Ample

Konkret handelt es sich dabei um Stellantis, zu dem Marken wie Peugeot, Opel, Fiat, Citroen, Jeep, Alfa Romeo, DS Automobiles, etc. gehören. Das Unternehmen und Ample haben eine verbindliche Vereinbarung zur Gründung einer Partnerschaft im Bereich der Batterielade-Technologie für Elektroautos unterzeichnet. Auch bei diesem System soll eine leere Batterie an einer Wechselstation innerhalb weniger Minuten gegen eine voll aufgeladene getauscht werden können. Die beiden Partner haben laut eigenen Angaben vereinbart, auf die Integration der modularen Batteriewechsel-Lösung von Ample in Stellantis-Elektrofahrzeuge hinzuarbeiten. 

Das erste Programm soll bereits 2024 in der spanischen Hauptstadt Madrid mit einer Flotte von 100 Fiat 500e im Rahmen des Free2move-Carsharing-Angebots von Stellantis beginnen. Der City-Stromer aus dem Hause Fiat ist aktuell das meistverkaufte Elektrofahrzeug von Stellantis und erfreut sich auch in Österreich großer Beliebtheit. Damit das Ganze funktioniert, sind die modularen Batterien von Ample als Ersatz für die Originalbatterie konzipiert und sollen in jedes E-Auto passen. Dadurch soll Stellantis die Technologie in seine Stromer integrieren können, ohne seine Fahrzeugplattformen neu gestalten zu müssen.

"Die Partnerschaft mit Ample ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Stellantis alle Möglichkeiten auslotet, die unseren Elektrofahrzeugkunden Mobilitätsfreiheit ermöglichen", sagte Ricardo Stamatti, Stellantis Senior Vice President, Charging & Energy Business Unit. Khaled Hassounah, CEO von Ample, fügt hinzu: "Bei Ample glauben wir, dass es sehr wichtig ist, Elektrofahrzeuge ohne Kompromisse für alle zugänglich zu machen. Nur so können wir einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Stellantis ist dank seiner ehrgeizigen Elektrifizierungsziele, der breiten Palette von Elektrofahrzeugen und dem Engagement seiner Führung ein perfekter Partner bei der Erreichung unserer Ziele." Die Kombination aus überzeugenden Elektrofahrzeugen mit der Möglichkeit, in weniger als fünf Minuten eine voll geladene Batterie zu haben, werde dazu beitragen, die verbleibenden Hindernisse für die Einführung von Elektrofahrzeugen zu beseitigen, so Hassounah.

So funktioniert's

Ample will auch das  Problem mit dem langwierigen Aufbau einer Infrastruktur gelöst haben. Laut dem Unternehmen können die Batteriewechsel-Stationen binnen drei Tagen in öffentlichen Bereichen aufgestellt werden. Die Handhabung für die Fahrer:innen soll ebenfalls unkompliziert sein. "Wenn sich ein Ample-fähiges Elektrofahrzeug der Station nähert, wird es sofort von dieser erkannt. Nach dem Einparken initiiert der:die Fahrer:in den Batteriewechsel über die mobile App, sodass der vollständig geladene Akku in weniger als fünf Minuten eingebaut ist", beschreibt der neue Stellantis-Partner den Wechselvorgang.

Die Ample-Akkus werden den E-Auto-Kund:innen auf Abonnementbasis zur Verfügung gestellt, was wiederum die Anschaffungskosten der Fahrzeuge senken soll. Zudem würden die Nutzer:innen dadurch immer von der neuesten Batterietechnologie profitieren. Außerdem soll die Reichweite und Lebensdauer des Elektroautos erhöht werden. Bei Nio funktioniert das Angebot übrigens ähnlich. Auch hier können nur jene Kund:innen die Wechselstationen nutzen, die sich für ein Akku-Abomodell entscheiden. Wer hingegen den Stromer inklusive Batterie kauft, kann den Dienst des chinesischen Herstellers nicht nutzen.

Fazit

Ob bzw. wie gut das System von den Kund:innen angenommen wird, müssen die kommenden Jahre zeigen. Sollte die Infrastruktur schnell ausgebaut werden und sich die Abokosten in überschaubarem Rahmen bewegen, könnte das Angebot durchaus ein Erfolg werden. Zu den größten Vorteilen zählen die Schnelligkeit sowie der Komfortgewinn, da man nicht mit einem Ladekabel hantieren muss. Herausfordernd wird der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur. Zudem dürfte die Beschränkung auf das Abomodell nicht bei allen Interessent:innen auf Gegenliebe stoßen.

Bei vielen Elektroautos ist es mittlerweile so, dass die Batterien direkt in den Rahmen bzw. die Karosserie integriert sind, wodurch ein Wechsel unmöglich wird. Diese Modelle sind für Batterietauschstationen völlig ungeeignet.

www.stellantis.com

www.ample.com

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