Das sind die größten Herausforderungen für Unternehmen

Heimische Betriebe ziehen in einer EY-Studie Bilanz für das Jahr 2023: Geschäftslage aktuell gut, aber pessimistischer Blick in die Zukunft.

Eine neue Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY für die im November 2023 über 600 Verantwortliche von mittelständischen, nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeiter:innen in Österreich befragt wurden, gibt spannende Einblicke.

Hohe Zufriedenheit

Vor dem Hintergrund des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds mit gestiegenen Preisen für Energie und Rohstoffe, der eingetrübten Konjunktur oder auch hoher Inflation, sind die österreichischen Betriebe mit der eigenen Geschäftslage zufrieden. 82 Prozent bewerten die eigene Geschäftslage als eher gut oder gut. 18 Prozent der Befragten beurteilen die eigene Geschäftslage aktuell als negativ.

"Noch höher war dieser Anteil zuletzt zu Jahresbeginn 2021, als Covid-19 noch die Wirtschaft lähmte, und zuvor im Februar 2009, auf dem Höhepunkt der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Die österreichischen Unternehmen lassen sich zwar nicht unterkriegen, aber die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen wirken sich langsam auf die Gesamtstimmung aus", sagt Erich Lehner, Managing Partner Markets und Verantwortlicher für den Mittelstand bei EY Österreich.

Tourismus überdurchschnittlich positiv

Der Tourismus sticht bei der Befragung im Branchenvergleich hervor. 76 Prozent sind mit der eigenen Geschäftslage zurzeit uneingeschränkt zufrieden, gefolgt von den Sektoren Finanz- und andere Dienstleister und Soziales, Wissenschaft, Bildung & Konjunktur, wo der Anteil bei jeweils 65 Prozent liegt. Industrieunternehmen sind im Moment mit 41 Prozent am wenigsten zufrieden. Auch was die Erwartung an die kommenden sechs Monate betrifft, zeigen sich Tourismus und Finanz- und andere Dienstleister besonders zuversichtlich (30 bzw. 29 Prozent), im Gegensatz zur Immobilien- und Baubranche sowie Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur, die besonders pessimistisch auf das nächste Halbjahr blicken (Neun bzw. sieben Prozent). Beim Ausblick der Unternehmen auf die kommenden Monate zeigt sich, dass mehr Unternehmen mit einer Verschlechterung (21 Prozent) der eigenen Geschäftslage für das kommende Halbjahr als mit einer Verbesserung (17 Prozent) rechnen.

Konjunkturaussichten eingetrübt

55 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sich die allgemeine Wirtschaftslage in Österreich in den kommenden sechs Monaten verschlechtern wird, nur jeder elfte Betrieb rechnet mit einer Verbesserung (Neun Prozent).
"Die Einschätzungen der heimischen Betriebe reihen sich in die Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstituten ein, die im Moment ebenfalls mit einer leichten Rezession für 2024 rechnen. Um weiter erfolgreich zu wirtschaften, ist es essenziell, am Ball zu bleiben und weiter zu investieren – und zwar in neue Technologien und Nachhaltigkeit", so Lehner.

Die größten Herausforderungen

Der Fachkräftemangel wird wie in den Vorjahren als das größte Problem der heimischen Unternehmen betrachtet. Zwei von drei geben an, dass der Mangel an qualifiziertem Personal aktuell die größte Gefahr für die Entwicklung des eigenen Betriebs darstellt (66 Prozent). Danach folgen eher akute Herausforderungen wie die hohe Inflation mit 62 Prozent, die drohende Rezession mit 56 Prozent, die hohen bzw. volatilen Rohstoffpreise mit 54 Prozent, sowie die hohen Energiepreise mit 52 Prozent.

"Die Bewältigung des Fachkräftemangels erfordert eine langfristige Strategie, die auf eine bessere Ausbildung, die Förderung von Berufseinsteiger:innen sowie die Ansprache neuer Zielgruppen und eine höhere Arbeitsattraktivität setzt. Um die volatilen Rohstoffpreise und die hohen Energiekosten zu reduzieren, ist eine stärkere Diversifizierung und die Förderung erneuerbarer Energien von großer Bedeutung. Zudem sollten Unternehmen aktiv eine Anpassung ihrer Geschäftsmodelle an potenzielle Rezessionsphasen vornehmen. Bei der hohen Inflation hilft eine effektive Kostenkontrolle und Preisoptimierung, um die Konkurrenzfähigkeit am Markt sicherzustellen", so der Experte Lehner.

Nur geringe Investitions- und Beschäftigungsimpulse

Ein weiteres wichtiges Feld für Österreichs Unternehmen sind Investitionen. Die Investitionsneigung der Unternehmen bleibt auf einem niedrigen Niveau: Nur 16 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen steigern, 15 Prozent wollen sie reduzieren. Auch die Beschäftigungsimpulse dürften in den kommenden sechs Monaten eher schwach ausfallen. 21 Prozent der Unternehmen wollen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen, fast 18 Prozent planen allerdings, ihre Belegschaft zu reduzieren.

www.ey.com

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