Steuern für Reiche niedrig zu halten, scheint wirtschaftlich nicht wirklich sinnvoll. Das zeigt das Arbeitspapier The Economic Consequences of Major Tax Cuts for the Rich des International Inequalities Institute der London School of Economics and Political Science (LSE). Demnach waren die vergangenen 50 Jahre in fortgeschrittenen Volkswirtschaften von Steuersenkungen für die Reichen geprägt. Außer wachsender Ungleichheit hat das aber wenig gebracht - insbesondere hatte es keine signifikanten Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit.
Von wegen Wirtschaftsmotor
Rund um die Welt wird diskutiert, ob Reichensteuern ein probates Mittel sind, die Bewältigung der COVID-19-Krise zu finanzieren. Eine Antwort darauf liefern nun die Forscher von LSE und King's College London (KCL). Denn sie haben Daten aus 18 OECD-Ländern, darunter die USA, Großbritannien und die DACH-Region, aus einem Zeitraum von 50 Jahren analysiert, um zu klären, was Steuergeschenke für Reiche wirklich bringen. Besonders in den 1980er-Jahren gab es demnach in fortgeschrittenen Volkswirtschaften großzügige Steuersenkungen für Reiche, was beispielsweise laut Ronald Reagan in den USA die Wirtschaft ankurbeln sollte.
Der Analyse zufolge "erhöhen große Steuersenkungen für die Reichen den Anteil des obersten einen Prozents am nationalen Vorsteuer-Einkommen in den Jahren nach der Reform", steigern also die Einkommensungleichheit und machen Reiche noch reicher. Vernichtend ist dagegen das Urteil der Forscher darüber, was solche Steuersenkungen für die Wirtschaftsleistung, gemessen am realen BIP und der Arbeitslosenquote, letztlich wirklich bringen: "Die geschätzten Auswirkungen auf diese Variablen sind statistisch nicht von null unterscheidbar", schreiben sie.
Probates Finanzierungsmittel
Das Ergebnis der Studie deutet also darauf hin, dass Steuersenkungen für Reiche zwar einen klaren Nachteil in Form steigender Ungleichheit, aber keinen echten volkswirtschaftlichen Nutzen bringen. "Unsere Ergebnisse könnten willkommene Neuigkeiten für Regierungen darstellen, die den Staatshaushalt nach der COVID-19-Krise sanieren wollen", meint Studien-Mitautor Julian Limberg, Lektor für Öffentliche Ordnung am KCL. "Denn sie legen nahe, dass sie sich nicht unnötig um die wirtschaftlichen Auswirkungen höherer Steuern für Reiche Sorgen machen sollten." (pte)
www.lse.ac.uk
www.kcl.ac.uk
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