Im Kampf gegen die Auswirkungen der Coronakrise auf die Wiener Wirtschaft hat die Stadt nicht nur ein insgesamt 200 Millionen Euro schweres Corona-Hilfspaket geschnürt, sondern geht auch gänzlich neue Wege: Die dafür gegründete "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH, ein Tochterunternehmen von Wien Holding und Wirtschaftskammer Wien, stellt betroffenen Unternehmen mithilfe einer befristeten Beteiligung Eigenkapital zu Verfügung.
Vergangenen Montag wurden in der ersten Beiratssitzung die ersten Unternehmen bestätigt: Die zwei traditionsreichen Wiener Unternehmen Frey Wille und Adamol konnten sich als erste eine Beteiligung sichern. Weitere Unternehmen sind bereits in der Pipeline, die Detailprüfung durch Wirtschaftsprüfkanzleien laufen. Die Ergebnisse gehen demnächst an den Beirat, der wiederum Empfehlungen an die "Stolz auf Wien"-Geschäftsführung betreffend der nächsten Beteiligungen aussprechen wird.
Maximal 20 Prozent
"Wir wollen mit dieser Initiative den Wiener Unternehmen, die durch die Corona-Krise besondere Herausforderungen zu stemmen haben, helfen, diese schwierige Situation zu meistern. Wir stellen damit Wiener Unternehmen Eigenkapital zu Verfügung. Ziel ist es, diese Firmen zu stabilisieren und damit Jobs abzusichern", so Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. "Eines ist uns dabei besonders wichtig: Die Unternehmen sollen nicht das Gefühl haben, dass wir sie übernehmen wollen. Wir beschränken uns auf eine Beteiligung von maximal 20 Prozent und bieten an, dass sie diese bereits vor Ablauf der sieben Jahre zurückkaufen können. Wir wollen die Unternehmen mit dieser Möglichkeit unterstützen, sehr schnell Kapital in die Unternehmen zu bringen."
Die Stadt Wien stellt für diese neue Beteiligungsgesellschaft ein Kapitalvolumen von 20 Millionen Euro zur Verfügung. "Wir freuen uns sehr, dass sich als weitere KapitalgeberInnen die Wirtschaftskammer Wien, die Bawag Group, die Erste Bank, die UniCredit Bank Austria, die Wiener Städtische sowie die AVZ Privatstiftung engagieren und in Summe rund weitere 20 Millionen Euro an Kapital einbringen. Insgesamt gehen also im ersten Schritt rund 40 Millionen Euro in diese Initiative, mit der wir Unternehmen mit hoher Relevanz für den Standort Wien bestärken, in ihre Zukunft zu investieren", so Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Die Beteiligung durch die "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH ist auf maximal eine Million Euro bzw. maximal 20 Prozent Gesellschafteranteile pro Unternehmen begrenzt. Nach spätestens sieben Jahren gehen diese Beteiligungen wieder an die Eigentümer zurück. Hanke: "Zu Beginn der Partnerschaft wird auch ein klares Ausstiegsszenario für beide Seiten festgelegt."
Langfristig positive Zukunftsprognose
Zielgruppe der "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH sind Wiener Unternehmen, die aufgrund der Coronakrise einen Finanzmittelbedarf haben, langfristig jedoch auf eine positive Zukunftsprognose bauen können. Unternehmen, die für eine Beteiligung in Frage kommen, müssen ein starker Teil der Wiener Identität sein, volkswirtschaftliche Bedeutung vorweisen, hohe Relevanz für die Wirtschafts- und Innovationsstrategie Wien 2030 haben sowie eine relevante Anzahl an Arbeitsplätzen sichern, so die von der Stadt Wien formulierten Voraussetzungen
Der Prozess kann in vier Stufen erklärt werden: Zunächst erfolgt eine Interessensbekundung seitens des interessierten Unternehmens, die online via Antragsformular auf www.wienholding.at/Stolz-auf-Wien-Beteiligungs-GmbH/Voranmeldung eingereicht werden kann. Danach wird der Betrieb einem ersten Screening unterzogen und zur Detailprüfung an renommierte Wirtschaftsprüfkanzleien weitergegeben. Nach positiver Prüfung gibt der Beirat eine finale Handlungsempfehlung an die Geschäftsführung der Stolz auf Wien Beteiligungsgesellschaft ab. Schließlich folgen Ausarbeitung und Abschluss des Beteiligungsvertrags.
Der Expertenbeirat
Dem Expertenbeirat der "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH gehören Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky, Wiener Kreditbürgschafts- und Beteiligungsbank-Vorstand Gaston Giefing, Bankenmanager Erich Hampel, WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger, Physiker Helmut Horvath, Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad, ÖGB-Vorstandsmitglied Roland Pichler sowie Ex-Wirtschaftskammer Wien-Direktor Heinz Wollinger an. (as)
www.wienholding.at
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