Die Energie AG Oberösterreich hat sieben den Bericht über das erste Halbjahr ihres Geschäftsjahres von 1. Oktober 2019 bis 31. März 2020 vorgelegt. Der Infrastrukturkonzern konnte umsatzmäßig mit 1.107,1 Millionen Euro beinahe noch die gesetzten Ziele erreichen. Das operative Ergebnis fällt mit EUR 77,1 Millionen Euro allerdings deutlich niedriger aus als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Grund dafür sind unter anderem auch geringere Ergebnisbeiträge des Vertriebs durch den COVID-19 Lockdown.
Die Investitionen betrugen im ersten Halbjahr EUR 75,3 Millionen Euro und lagen mit 0,9 Prozent geringfügig über dem Vorjahresniveau. Der größte Teil der Investitionen entfiel auf das Segment Netz und den SmartMeter-Rollout, einen weiteren Schwerpunkt bildete der Ausbau des Lichtwellenleiternetzes. Die internationale Ratingagentur Standard & Poor's hat der Energie AG im März 2020 die Bonität des Konzerns erneut mit dem Gütesiegel "A" (mit stabilem Ausblick) bestätigt.
"Wir konnten im ersten Halbjahr die gesetzten Umsatzziele beinahe noch erreichen, jedoch zeigten sich ergebnisseitig erste Auswirkungen der Gesundheitskrise. Stabilität und Versorgungssicherheit zählen insbesondere in schwierigen Zeiten zu den strategischen Eckpfeilern der Energie AG. In derartigen Ausnahmesituationen gilt es, die regionale Versorgung mit Energie, Wasser und Daten sowie die Entsorgung zuverlässig, möglichst störungsfrei und dauerhaft zu gewährleisten", so Generaldirektor Werner Steinecker.
Segment Energie
Im Segment Energie wurde im ersten Halbjahr 2019/2020 eine Umsatzsteigerung von 23,6 Prozent bei einem Gesamtumsatz von 707,4 Millionen Euro erzielt. Positiv wirkten sich die Vollkonsolidierung von ehemaliger Energie AG Vertrieb GmbH & Co KG, ENAMO GmbH und ENAMO Ökostrom GmbH auf dieses Ergebnis aus, die bisher nur anteilig miteinbezogen wurden. Darüber hinaus trugen deutlich höhere Umsätze in der Strom- und Gasbewirtschaftung zum Umsatzanstieg bei.
Die gesamte Stromaufbringung im Segment Energie betrug im ersten Halbjahr 2019/2020 9.503 GWh und lag damit um 11,3 Prozent über dem Vorjahreswert (8.538 GWh). Die Stromeigenaufbringung ist mit 1.663 GWh gegenüber dem Vorjahr (1.731 GWh) um 3,9 Prozent gesunken. Der Rückgang der Eigenaufbringung betraf sowohl die thermischen, als auch die hydraulischen Kraftwerke. Im Bereich Windkraft ist die Energie AG an drei Windparks beteiligt, ein weiterer befindet sich in Probebetrieb. Im ersten Halbjahr konnten 23 GWh Strom aus Windkraftwerken erzeugt werden.
Das EBIT im Segment Energie belief sich auf 31,9 Millionen Euro. (minus 35,2 Prozent). Die Ursachen für diesen Rückgang liegen in buchhalterischen Wertminderungen bei der GuD-Anlage in Timelkam und beim Gasspeicher 7Fields, im Auslaufen des Vertrags mit der CMOÖ, gestiegenen Instandhaltungskosten der Kraftwerke und einer geringeren Stromeigenerzeugung aufgrund der geringeren Wasserführung. Ebenfalls niedergeschlagen haben sich beim EBIT im Segment bereits erste Auswirkungen aus dem Lockdown. Dieser führt zu geringeren Ergebnisbeiträgen des Energievertriebs.
Segment Netz
Die Gesamtumsatzerlöse des Segments Netz sind gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres leicht um 1,8 Millionen Euro (minus 0,9 Prozent) auf 199,6 Millionen Euro gesunken. Der Erlösrückgang ist im Wesentlichen auf die Tarifsenkung im Erdgasnetz zurückzuführen. Das EBIT des Segments Netz beläuft sich im Berichtszeitraum auf EUR 27,5 Millionen Euro (minus 20,7 Prozent). Neben den geringeren Umsatzerlösen schlug hier der höhere Netzaufwand (vorgelagerte Netzkosten und Netzverluste) im Strom- und Gasbereich zu Buche. Auch höhere Abschreibungen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres beeinflussten die Ergebnisentwicklung negativ.
Segment Entsorgung – Anlagen voll ausgelastet
Der Gesamtumsatz im Segment Entsorgung belief sich im ersten Halbjahr 2019/2020 auf 114,2 Millionen Euro und lag somit um 0,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau von EUR 114,3 Millionen Das EBIT reduzierte sich im ersten Halbjahr auf 6,8 Millionen Euro (minus 11,7 Prozent). Verantwortlich dafür war vor allem der Brand in der Kunststoff-Sortieranlage am Standort Hörsching mit einem Schaden in der Höhe von 2,4 Millionen Euro. Die Anlage ist seit dem Brand außer Betrieb.
Ebenfalls negativ wirkten sich stark gesunkene Preise bei Altpapier und Karton auf das Ergebnis aus. Die übrigen Entsorgungsdienstleistungen entwickelten sich aufgrund von Preiserhöhungen – vor allem bei Gewerbemüll und gefährlichen Abfällen – positiv. Dies bewirkte - ebenso wie die gesteigerten Durchsatzmengen bei den Verbrennungsanlagen – eine teilweise Kompensierung der negativen Effekte.
Die beiden Verbrennungsanlagen in Wels und Lenzing waren im ersten Halbjahr 2019/2020 wieder voll ausgelastet. In Wels wurden die planmäßigen Revisionsarbeiten abgeschlossen. Aus der Müllverbrennungsanlage in Wels wurden im Halbjahr 2019/2020 143 GWh Wärme in das Fernwärmenetz der Stadt Wels und an einen weiteren Großkunden abgegeben (Vergleichszeitraum 2018/2019: 127 GWh), die Stromerzeugung belief sich auf 97 GWh (Vorjahr: 70 GWh).
Der Standort Neumarkt in Südtirol war von den Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr 2019/2020 besonders betroffen: Die negativen Preisentwicklungen bei Altpapier und Karton schlugen ebenso zu Buche wie die durch COVID-19 erforderlichen Schließungen von Wertstoffhöfen in Südtirol und die damit verbundenen Rückgänge bei den am Standort eingehenden Materialien. Auch das Bauschutt-Geschäft am Standort Neumarkt fiel in der zweiten Märzhälfte vollständig weg.
Holding und Services – Ausbau des Glasfasernetzes als Schwerpunkt
Die Gesamtumsatzerlöse im Segment Holding & Services stiegen im Berichtszeitraum gegenüber dem Vorjahr auf 116,0 Millionen Euro (plus 8,6 Prozent). Das EBIT halbierte sich von 7,4 Millionen Euro auf 3,7 Millionen Euro, was dadurch begründet ist, das im Vergleichszeitraum des Vorjahres Immobilienverkäufe zu Buche schlugen. Die operative Entwicklung im Segment Holding und Services verlief leicht positiv
Die flächendeckende Versorgung mit lichtschnellem Breitbandinternet sei ein "wesentlicher Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich", so Steinecker.. Diese Notwendigkeit habe sich besonders zu Ende des ersten Halbjahres 2019/2020 gezeigt, als es aufgrund der COVID-19-Pandemie zu einer Intensivierung der Homeoffice-Aktivitäten in Oberösterreich und einer verstärkten Nutzung von digitalen Unterhaltungsangeboten kam. Die Mehrbelastung des Datennetzes war massiv – so ist etwa der Datenverbrauch der Privatkunden um rund 30 Prozent gestiegen. Das konzerneigene Glasfasernetz umfasste mit Ende des Berichtszeitraums ca. 6.385 km.
Ausblick und Neuausrichtung
Der Fokus der Energie AG werde im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 weiterhin auf der Wahrnehmung von systemrelevanten Aufgaben bei gleichzeitig höchstmöglichem Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter liegen, so Generaldirektor Werner Steinecker im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Die Versorgungssicherheit für die Kunden ist das oberste Ziel, wobei die strategischen Ziele – Kundenorientierung, Umweltschutz, Dekarbonisierung, Digitalisierung und Kostenmanagement – aufrecht bleiben.
Der COVID-19-Lockdown wird aus heutiger Sicht Auswirkungen auf das operative Ergebnis des Konzerns haben – etwa durch den Rückgang des Energieverbrauchs von Kunden oder durch die Preisentwicklungen auf den internationalen Märkten. Die erstmals voll wirksame Reorganisation von Vertriebs- und Erzeugungsbereich sollte diese Auswirkungen allerdings zumindest zum Teil kompensieren. Prognosen sind aus heutiger Sicht schwierig. Unter der Annahme einer raschen Konjunkturerholung könnte die Energie AG im Geschäftsjahr 2019/2020 eine positive Ergebnisentwicklung gegenüber dem von Sondereffekten belasteten Vorjahresergebnis erreichen.
Den kompletten Halbjahresbericht der Energie AG Oberösterreich zum Download finden Sie hier. (red)
www.energieag.at