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leadersnet.at im Interview mit News on Video GF Martin Wolfram über Flexibilität, Geschwindigkeit und guten Journalismus.
Videojournalisten, kurz VJs - so die Berufsbezeichnung der neuen Alleskönner am Markt der bewegten Filmberichterstattung - vereinen die Rolle des Journalisten, Tontechnikers, Kameramannes und Cutters in einer Person und stehen somit für Flexibilität, Authentizität und Geschwindigkeit. Einer der Wegbereiter und Pioniere dieser neuen Art der medialen Berichterstattung ist Martin Wolfram, Geschäftsführer von News on Video.
Was einen guten VJ ausmacht, wie die Milchmädchenrechnung der Film- und Newsbranche ausschaut und was für neue Möglichkeiten sich im Social Media Umfeld ergeben, lesen Sie hier.
leadersnet.at: Lieber Herr Wolfram, Sie haben als einer der Ersten eine Ausbildung im Feld des Videojournalismus ins Leben gerufen und vorangetrieben. Was zeichnet ihrer Ansicht nach einen guten und professionellen Videojournalisten aus?
Martin Wolfram: Wir haben tatsächlich die erste Ausbildung für VideojournalistInnen in Österreich angeboten. Nachdem ich mit meinem jetzigen Creative Director, Markus Riedl, 33 VJs für den puls-TV-Relaunch als österreichweites Puls 4 umgesetzt hatte, sind wir zum WIFI und zur Fachhochschule Wien gepilgert und haben den Videojournalismus als Fachhochschullehrgang mit Berufsabschluss etabliert. Das hat den Vorteil, dass sich alle auskennen: Wir legen einfach fest, was VJs können müssen und schaffen so Qualitätskriterien. Das wichtigste ist, Geschichten zu erzählen. Viele glauben, wenn sie eine Kamera und einen Schnittplatz bedienen können, sind sie VideojournalistInnen. Aber das ist zu wenig. Die journalistischen Skills sind mindestens genauso wichtig – und schwieriger zu erlernen.
leadersnet.at: Welchen Vorteil haben Videojournalisten gegenüber konventionellen Fernsehteams und welche Nachteile?
Martin Wolfram: Authentizität, Geschwindigkeit – aber auch Flexibilität. Eine unserer Spezialitäten ist Veranstaltungsbegleitung: Wir kommen mit drei VJs und einer Person, die den Kontakt zum Kunden hält und stellen stündlich einen Beitrag von der Veranstaltung ins Netz. Wer noch nicht da ist, sieht was abgeht, wer dort ist, beobachtet das Geschehen auf Monitoren. Die Zuhausegebliebenen sehen, was sie versäumt haben. Wenn man so etwas mit klassischer Berichterstattung macht - oder "old school", wie wir sagen - dann braucht man zwölf Leute, die produzieren. Dazu kommt noch mindestens eine Person für die Koordination. Während meine Leute mit dem Laptop unterm Arm anrücken, müssten für die "old school"-Variante Schnittplätze aufgestellt werden. Ein Nachteil ist sicher, dass VideojournalistInnen - weil sie alleine und mit kleinen Kameras kommen - von vielen nicht ernst genommen werden. Aber das wird sich ändern.
leadersnet.at: Wo sehen Sie die möglichen Betätigungsfelder für diese neue Art der Berichterstattung? Wo beginnen diese bzw. wo stößt Videojournalismus an seine Grenzen?
Martin Wolfram: Die Betätigungsfelder sind ganz breit gestreut, vom kleinen Fernsehbeitrag bis hin zur Fernsehdokumentation. Videojournalismus ist mehr als eine Produktionsweise, es ist eine Art zu denken. Natürlich kommen wir bei großen Produktionen auch mit mehreren Leuten aufs Set. Da steht keiner herum und schaut in die Luft - wir sind effizient. Dazu kommt, dass die digitale Technik ganz einfach weniger Personal braucht. Wir wissen, dass längst zB auch Werbespots mit digitalen Spiegelreflexkameras um zweieinhalbtausend Euro gedreht werden – aber viele Produktionsfirmen tun so, als würden sie mit größerem Equipment arbeiten und stecken die Differenz ein. Der ganz klassische Videojournalismus (eine Person dreht einen Beitrag) ist überall dort besonders gut, wo es um Authentizität und Geschwindigkeit geht. Ein VJ kommt mit der kleinen Kamera im Alleingang näher heran und stört nicht, der Drehort wird nicht zum Set. Das ist angenehmer für alle Beteiligten. Es gibt keine kreativen Reibungsverluste - man spielt nicht stille Post mit Kamera und Schnitt. Mein Creative Director würde mir den Vogel zeigen, wenn ich ihm als Regisseur einen Kameramann zur Seite stellte.
Die Grenzen des Videojournalismus sind da, wo eine Person Schwierigkeiten hat, Interview und Kamera gleichzeitig zu führen: Spannenderweise ist das bei einem der einfachsten Stilmittel, der Meinungsumfrage, der Fall.
leadersnet.at: Kritiker sehen durch Videojournalismus Arbeitsplätze und die Qualität von journalistischer Arbeit in Gefahr. Befürworter sprechen von neuen Chancen, Möglichkeiten und Authentizität. Wie schätzen Sie die Situation ein? Wer hat recht, wer unrecht oder liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte?
Martin Wolfram: Die Milchmädchenrechnung - eine Person statt vier Personen (Redaktion, Dreh, Ton, Schnitt) heißt drei Viertel weniger Jobs - stimmt so einfach nicht, weil der Markt immer breiter und größer wird. Filme werden omnipräsent und irgendjemand muss sie ja machen. Aber gerade im Netz oder bei kleinen und mittleren Unternehmen ist das Budget nicht so groß. Kürzlich war ich bei einer Podiums-Diskussion, bei der ein CEO einer kleineren Werbeagentur das Richtige gesagt hat: Kunden kommen und wollen einen Film, haben aber nur ein Budget von € 2.000 für eine Powerpoint-Präsentation und nicht für einen Film. Was die Qualität betrifft: Dass der Videojournalismus weniger Qualität bietet, ist einfach gesprochen ein "Blödsinn". Schauen Sie auf unsere Homepage und überzeugen Sie sich. Aber natürlich gibt es, so wie in jedem Berufsfeld, sehr gute und weniger gute.
leadersnet.at: News on Video bietet neben der Ausbildung auch noch eine Reihe an klassischen Dienstleistungen am Video- und Filmsektor an. Was kann man als interessierter Kunde von News on Video alles bekommen?
Martin Wolfram: Was sich bewegt und Film ist, können wir. Das ist ein relativ breites Portfolio – von der Videovisitenkarte um € 850,- bis hin zu Imagefilm oder Spot. Natürlich bieten wir virale Filme, auch personalisierte Filme mit Namen oder Foto an. Von der Reportage für Puls 4 über den Imagefilm mit Spielplot für Porsche Informatics bis hin zu animierten Zeichentrickfilmen für die Arbeiterkammer oder utility-Videos für Knauf. Davon leben wir. Die Ausbildung ist gut für die Reputation und verschafft uns einen Überblick über das beste Personal.
leadersnet.at: Was sind aus ihrer Sicht die neusten Innovationen?
Martin Wolfram: Technisch ist das sicher die Post-DSLR-Generation, also die Nachfolger der digitalen Spiegelreflexkameras, die Red Scarlett (höhere Auflösung) und die Canon EOS C300 (lichtstärker). Aber das entscheidende Thema, das leider immer wieder untergeht, ist die Verbreitung von Filmen. Da bietet Social Media tolle Möglichkeiten, beispielsweise Filme, die Sie auf Facebook einbinden und die mit den Namen und Fotos Ihrer Freundinnen und Freunde arbeiten. Das wird natürlich wie verrückt herumgeschickt. Und das Wichtigste: Gute Geschichten kommen nie aus der Mode.
leadersnet.at: Wenn man einen Blick in die Referenzkundenliste von News on Video wirft, fällt auf, dass diese recht breit gefächert ist – von großen Konzernen über TV Anstalten bis hin zu NGOs ist alles vertreten. Gibt es einen Kunden an den Sie sich besonders erinnern und wenn ja warum?
Martin Wolfram: Die Kunden, an die ich mich am liebsten erinnere, sind die AK Niederösterreich, die Wirtschaftsagentur Wien, die Agentur Skills, Puls 4 und Mars. Das waren unsere ersten Kunden, und hätten diese nicht an uns geglaubt, gäbe es News on Video heute nicht.
leadersnet.at: Wie schauen die Pläne für die Zukunft bei News on Video aus?
Martin Wolfram: Wir wollen nach unseren großen Erfolgen bei den PR-Agenturen auch die Werbeagenturen für uns gewinnen. Das ist ein langer, mühsamer und beschwerlicher Weg, da dort noch ein extrem altes Denken mit großen Sets und fettem Catering herrscht. Aber auch dort wird es anders. Mit uns zieht eben die Zeit.
www.newsonvideo.at
War erster Planungsredakteur von Wien1 und arbeitete als Nachrichtenredakteur bei ATV. Dort war er auch Gestalter beim ersten privaten Boulevardmagazin „Check it“.
Nach zahlreichen Einsätzen für deutsche Privatsender war er Projektleiter der Serie „Die Lugners“ auf ATV und konzipierte sowie gestaltete mit seinem Team die erste Staffel der Erfolgsserie.
Danach leitete Martin Wolfram als Chef vom Dienst, später als Sendungsverantwortlicher, drei Jahre lang die ProSieben Austria News um schließlich die Personalentwicklung für das Programm von PULS TV zu übernehmen und - erstmals in Österreich - 33 Videoreporter für den Start von Puls 4 auszubilden
War erster Planungsredakteur von Wien1 und arbeitete als Nachrichtenredakteur bei ATV. Dort war er auch Gestalter beim ersten privaten Boulevardmagazin „Check it“.
Nach zahlreichen Einsätzen für deutsche Privatsender war er Projektleiter der Serie „Die Lugners“ auf ATV und konzipierte sowie gestaltete mit seinem Team die erste Staffel der Erfolgsserie.
Danach leitete Martin Wolfram als Chef vom Dienst, später als Sendungsverantwortlicher, drei Jahre lang die ProSieben Austria News um schließlich die Personalentwicklung für das Programm von PULS TV zu übernehmen und - erstmals in Österreich - 33 Videoreporter für den Start von Puls 4 auszubilden