Die ganze Welt wischt. Hotelzimmer werden bei Booking.com er-wischt, die Socken bei Zalando, Bücher bei Amazon, Jobs bei Karriere.at und den Fahrschein nach Bad Ischl holt man sich mit dem Handy bei Scotty.
Dank Digitalisierung können wir uns mit einem Wisch die Welt ins Haus holen. Wir, das sind die, die mit PC, Tablet und Smartphone umgehen können, die aufwachsen mit dieser Technik oder die gerade in sie hineinwachsen. Meine dreijährige Nachbarin Katharina spricht holprig – das Wischen am Tablet indes beherrscht sie nahezu perfekt.
Und was ist mit den anderen? Den älteren und alten Menschen? Jenen, die noch keinen selbstverständlichen Zugang zu Tablet und Smartphone gefunden haben? Sie müssen draußen bleiben. Dürfen nicht rein in die wunderschöne digitale Welt. Wir reden hier nicht von einer Randgruppe, die den Schlüssel ins digitale Zeitalter nicht besitzt. Nur jede/r Fünfte der über 65jährigen in Österreich verwendet ein Smartphone. Mehr als eine Million Frauen und Männer 65+ sind in Österreich noch nicht über ein Smartphone an die digitale Welt angebunden.
Jetzt könnte man sagen: Man kann doch auch ohne Smartphone gut leben. Stimmt. Bis heute hat das ganz gut geklappt. Aber das wird sich sehr rasch ändern.
Ein Beispiel. Die Stadt Linz hat Anfang Juli dieses Jahres angekündigt, in nächster Zeit 48 von 318 Parkscheinautomaten zu eliminieren. Stattdessen sollen die Autofahrer Handyparken nutzen. Es gibt viele über 70Jährige, die noch sicher und flott mit dem Auto unterwegs sind – aber die wenigsten von ihnen besitzen ein Smartphone. Das aber braucht man fürs digitale Parkticket. Die Älteren werden sich in nächster Zeit zum Parken also ein Stadtviertel suchen müssen mit ausreichend Parkautomaten. Aber: Über kurz oder lang werden die Parkscheinautomaten (so wie die Telefonzellen) überhaupt Geschichte sein. Wo können, sollen, dürfen die Smartphonlosen dann parken? Sollen sie ihr Auto gleich (bei willhaben) verkaufen?
Das Parken in Linz ist nur ein Beispiel von vielen. Eh´ wir es uns versehen, werden Supermarktkassen verschwunden und die Steuererklärung nur noch online möglich sein. Handysignatur – funktioniert halt nur mit Handy. Das Smart Home, dessen Heizung, Jalousien, Garagentor oder Schlafzimmerbeleuchtung sich nur noch über das Smartphone steuern lassen, gibt es bereits.
Dieser Trend wird sich noch verstärken. Alles läuft auf All-in-one hinaus. Auf ein einziges Gerät für Kommunikation, Information, Navigation, Freizeitgestaltung (Spiele, Videos, Musik), Gesundheit (Schritt- und Kalorienzähler, Blutdruck und -zucker...) bis hin zur Organisation und Überwachung aller Tages- und Nachtaktivitäten.
Viele Menschen sind heute bereits mit dem Smartphone überfordert. Wie sollen sie das All-in-one-Gerät bedienen und verstehen? Es wird, es muss eine der vordringlichen Aufgaben sein, die digital Ausgegrenzten an der Hand zu nehmen und mitzunehmen in die digitale Welt. Wenn wir das nicht schaffen, dann wird die Digitalisierung zum Spaltpilz der Gesellschaft.
(* Eveline Pupeter ist Eigentümerin des österreichischen Handy-Herstellers emporia und Expertin für Senioren- Kommunikation)
www.emporia.at