Negativpreis
"Goldenes Brett vorm Kopf" geht heuer an "pseudomedizinisches Wellness-Gerät"

Der "aktuelle Star unter den esoterischen Gadgets" namens Healy, das bei der Schmerzbehandlung körperlicher und psychischer Beschwerden helfen soll, konnte den deutsch-österreichischen Negativpreis für sich entscheiden. Der Preis für das Lebenswerk hingegen geht an einen "radikalen christlichen Prediger mit einem Hang zu Verschwörungstheorien".

Nicht jede Auszeichnung ist erstrebenswert, sei es die internationale Goldene Himbeere für die schlechteste Leistung in der Filmbranche, die österreichische Konsum-Ente für das ärgerlichste Produkt des Jahres – oder eben das Goldene Brett vorm Kopf, das jährlich den "skurrilsten, haarsträubendsten, dreistesten pseudowissenschaftlichen Nonsense-Beitrag des Jahres im deutschen Sprachraum" kürt, wie sich der Preis selbst beschreibt. Im Sinne einer deutsch-österreichischen Initiative wird der Award seit 2011 jährlich von den Wiener Skeptikern (Gesellschaft für Kritisches Denken, GkD) im Namen der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) vergeben. So auch heuer, nämlich am Montagabend im Rahmen einer Gala im Wiener Stadtsaal.

160 Nominierungen

Aus den insgesamt 160 Nominierungen, die bei den Wiener Skeptikern eingingen, wählte die Jury – unter anderem bestehend aus Psychologin Sigrid Pilz, Oliver Vitouch, Ex-Chef der Universitätenkonferenz (uniko), und dem Wissenschaftsvermittler und "Science Buster" Martin Puntigam – drei Finalisten aus. Dies waren der im Verfassungsschutzbericht als rechtsextremistisch eingestufte Sender AUF1 TV, die Österreichische Tierärztekammer sowie des "Wellness-Gerät" Healy. Den Preis "gewinnen" konnte schließlich letzteres.

"Esoterik-Masche"

Bei Healy handle es sich laut Hersteller um ein Medizinprodukt, das zur Schmerzbehandlung eingesetzt wird. Dieses soll angeblich bei chronischen Schmerzen und Migräne helfen, aber auch die Behandlung von psychischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen und Angstzustände, unterstützen. Angepriesen werde es, so die Organisator:innen des Preises, mit umfassendem wissenschaftlichem Vokabular: Demnach würde ein "Quantensensor" die "ideale Frequenz" des:der Healy-Träger:in messen und eine "bioenergetische Feldharmonisierung" bewirken. Bis zu 4.500 Euro koste ein Gerät, dabei sei der Quantensensor "nichts weiter als eine simple Infrarot-Diode, erhältlich um 20 Cent", wird die Juryentscheidung begründet.

Das Gerät, von dem sich viele leidende Menschen vermeintlich Heilung versprechen, sei dementsprechend schon von zahlreichen Rechercheplattformen, medizinischen Informationsportalen und Verbraucherzentralen getestet worden - mit teils vernichtenden Einschätzungen: Man spreche dabei von "Beschiss mit Bioresonanz", "fragwürdiger Frequenztherapie" und einer "Esoterik-Masche". Es bestehe zudem die Gefahr, dass erkrankte Healy-Nutzer:innen so sehr auf das Gerät vertrauen, dass sie stattdessen auf eine notwendige, tatsächlich medizinische Therapie verzichten könnten – zulasten ihrer Gesundheit sowie ihres finanziellen Budgets.

Neben dem scheinbaren kommerziellen Interesse sei ein weiterer Grund für die Juryentscheidung, das Goldene Brett heuer an Healy zu verleihen, auch der Umgang mit Kritiker:innen gewesen. So habe sich ein YouTube-Kollektiv (siehe Video) kritisch geäußert, woraufhin Healy mit einer Klage drohte. Allerdings habe sich das Unternehmen dabei so sehr in Widersprüche verstrickt, dass man die Klage letztlich zurückziehen musste.

Goldenes Brett fürs Lebenswerk an Ivo Sasek

Seit 2012 haben ganz besondere Koryphäen der Esoterik-Szene zudem die Chance auf das "Goldene Brett fürs Lebenswerk". Über dieses darf sich heuer Ivo Sasek "freuen". Dieser sei "so etwas wie ein Vorzeige-Modell eines radikalen christlichen Predigers mit einem Hang zu Verschwörungstheorien", so die Jury. Er nutze seine Kanäle dazu, "Verschwörungstheoretiker:innen aller Art sowie seiner selbst gegründeten extrem-evangelikalen und antidemokratischen Sekte Organische Christus-Generation (OCG) eine Plattform zu bieten". Die Sekte habe aktuell rund 2.000 Anhänger:innen im deutschsprachigen Raum. Von diesen fordere Sasek absoluten Gehorsam, und uneinsichtige "Sünder:innen" würden konsequent abgesondert werden. Über den "in der OCG herrschenden religiösen Machtmissbrauch, die Wissenschaftsfeindlichkeit und den Antisemitismus" aufklären würden drei seiner Söhne, die den Ausstieg geschafft hätten.

www.goldenesbrett.guru

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